Von bodenständig bis luxuriös – bei Airbnb-Angeboten ist zur Wiesn-Zeit in München alles dabei. Auf Luftmatratzen kann man es sich beispielsweise in Sendling gemütlich machen, Kostenpunkt etwa 50 Euro pro Nacht. Das Zimmer muss man sich mit mehreren Gästen teilen. Wer tiefer in die Tasche greift, bekommt auf der Buchungs-Plattform auch eine komplette Wohnung in unmittelbarer Nähe zur Theresienwiese. Für etwa 2100 pro Nacht kann man etwa am Eröffnungswochenende eine Dachgeschosswohnung mit Balkon und Alpenblick beziehen.
Nur wenige Gehminuten von der Theresienwiese entfernt bietet auch Airbnb-Gastgeberin Sandra, die nicht mit ihrem vollen Namen in den Medien stehen will, jedes Jahr zur Wiesn-Zeit ihre 85-Quadratmeter-Wohnung an. Vor allem Stammkunden würden sie buchen, erzählt Sandra. So habe sie die Wohnung schon öfter an amerikanische Piloten und Stewardessen vermietet. Mit etwa 650 Euro pro Nacht bewegt sich der Preis eher im oberen Bereich des Spektrums. Sandra hat ihn aber bewusst gewählt, um nur bestimmte Gäste anzusprechen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr habe sie auf eine Erhöhung verzichtet, damit ihre Stammkunden wieder kämen. „Die 50 Euro mehr oder weniger sind egal“, sagt sie.
Über Airbnb, das mit zu den größten Buchungsportalen für Unterkünfte im Internet zählt, können Privatpersonen ihre eigene Wohnung oder einzelne Zimmer an Gäste vermieten. Reisende finden hier oft Unterkünfte in zentraler Lage und häufig kostengünstigere Übernachtungen als etwa in Hotels. Mittlerweile können die Preise, gerade zur Wiesn-Zeit, jedoch häufig auch mit Hotelpreisen mithalten.
Darüber, wie viele Angebote während des Oktoberfests in München bereits ausgebucht sind, gibt die Plattform keine Auskunft. Die Suche für das Stadtgebiet zeigt auf dem Portal für das Eröffnungswochenende noch eine Anzahl von Ergebnissen im mittleren dreistelligen Bereich an. Wer zeitlich flexibler bei seinem Wiesn-Besuch ist, dürfte etwas mehr Auswahl haben. Die meisten Angebote am ersten Wiesn-Wochenende, die in ganz München noch verfügbar sind, bewegen sich in einer Preisspanne zwischen 150 und 300 Euro pro Nacht. Auf die Preise hat das Online-Portal keinen Einfluss, die setzen die Gastgeber dem Unternehmen zufolge selbst fest.
Daten des Projekts „Inside Airbnb“, das Angebote des Reiseportals in den weltweit größten Städten sammelt, geben Auskunft über die Angebotslage der vergangenen zwölf Monate in München. Die Daten sind online frei verfügbar. Bei den insgesamt rund 6800 Inseraten lag der durchschnittliche Preis für eine Unterkunft in der Stadt via Airbnb bei etwa 140 Euro pro Nacht.
Gäste ließen Pizzakartons und anderen Müll da
Das teuerste Stadtviertel war demnach Au-Haidhausen mit etwa 320 Euro pro Nacht. Am günstigsten waren Milbertshofen-Am Hart und Hadern mit rund 70 Euro pro Nacht. Während der Wiesn dürften Zimmer und Wohnungen allerdings vorwiegend über diesen Durchschnittswerten liegen. Für Oktoberfest-Gäste praktisch: Eine Vielzahl von Unterkünften wird im Stadtteil Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt angeboten, an dessen Westrand die Theresienwiese liegt. „Inside Airbnb“ zufolge wurden hier in den vergangenen zwölf Monaten etwa 850 Unterkünfte angeboten. Im Schnitt lag der Preis bei 150 Euro pro Nacht.
Gastgeberin Yana, die ebenfalls nicht mit Nachnamen zitiert werden möchte, hat vor acht Jahren schon einmal ihre Wohnung in Sendling zum Oktoberfest vermietet. Sie selbst hat 13 Jahre lang in München gelebt, bevor es sie ins Ausland verschlug. Ihre Erfahrungen mit den Wiesn-Gästen waren gemischt. Damals vermietete sie die Wohnung hauptsächlich an Amerikaner, bevorzugt an Frauen. Die seien ordentlicher. Gegen Ende hätten dann auch Männer in der Wohnung gelebt. „Sie waren so ekelhaft“, sagt Yana. Sie hätten Pizzakartons und Müll dagelassen, die Wohnung sei verschmutzt gewesen.
Schlechte Erfahrungen mit ihren Gästen hat Sandra bisher nicht gemacht, aber bei einer Freundin hätten sie das Sofa zerstört und darauf uriniert. Als Gastgeberin gehe sie bei neuen Gästen deswegen immer ein Risiko ein. „Die Gäste kommen auch in meine Privatsphäre“, sagt sie. Während der Wiesn-Zeit wohne sie vorübergehend bei ihrem Freund. Einfach verdientes Geld sei es nicht. Sie müsse beispielsweise für jeden Gast Betten beziehen und die Wohnung reinigen. Hinzu kommt der organisatorische Aufwand.
Seine Wohnung für einen kurzen Zeitraum von maximal acht Wochen im Jahr an Touristinnen und Touristen zu vermieten, ist in München erlaubt. Diese Regelung ist Teil des Zweckentfremdungsverbots für Wohnraum. Damit möchte die Stadt dafür sorgen, dass Wohnraum nicht dauerhaft vom Wohnungsmarkt verschwindet und die Wohnungsnot weiter verschärft wird. Einzelne Zimmer können auch häufiger vermietet werden, wenn es sich um weniger als 50 Prozent der Wohnfläche handelt. Als Mieter benötigt man für eine Untervermietung zusätzlich die Erlaubnis des Vermieters.
Yana vermietet eigentlich nur noch an langfristige Mieter, wie sie erzählt. Dass sie sich noch einmal dazu entschieden hat, ihre Wohnung an Wiesn-Gäste zu vermieten, liege daran, dass ihr vorheriger Mieter kurzfristig ausziehen musste. Damit er nicht doppelt Miete zahle, würden sie die Einnahmen zur Hälfte teilen. Sie selbst lebt in Mexiko und kümmert sich um die Buchung und das Organisatorische, während ihr Mieter die Gäste in Empfang nimmt.
Bedenken, dass Gäste ihr Eigentum zerstören, hat Yana auch jetzt noch. Dieses Mal habe sie sich deswegen dafür entschieden, den Preis etwas höher anzusetzen. Gäste können für etwa 200 Euro pro Nacht die Wohnung am Harras buchen. „Die Nachfrage ist enorm“, sagt sie. Nach der Wiesn ziehe dann wieder ein neuer langfristiger Mieter ein.