Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Wenn sich im Käfer-Zelt alles um Autos und Dirndl dreht

Nach zwei Jahren Pause lädt der neue Bayern-Chef bei Mercedes-Benz zur Damen-Wiesn ein. Warum 100 mehr oder weniger prominente Frauen der Einladung folgten.

Von Sabine Buchwald

Wer sich von einer der bedeutendsten Automarken der Welt auf die Wiesn einladen lässt, der sollte schon mal selbst hinter einem Lenkrad gesessen sein. Wobei, man kann durchaus auch passionierte Taxifahrerin sein und lieber auf den hinteren Ledersitzen Platznehmen wollen. Denn sehr oft sind es die Autos mit dem Stern, die dienstbereit durch die Münchner Straßen fahren. Melanie Spegel aber gibt sofort zu, dass sie ausgesprochen gerne Auto fährt und am liebsten einen Benz. Auf sogenannten Trackdays, die ihr Bruder regelmäßig organisiere, habe sie sich auch schon einige Male als Rennfahrerin ausprobiert, sagt sie. "Hobbymäßig" und ohne nennenswerte Erfolge, gibt sie lachend zu. Die 32-Jährige stammt aus einer Familie, die mit Immobilien Geld verdient (ihr Vater ist Thaddäus Spegel) und Spaß an Autos hat. Da sitzt die junge Frau also perfekt unter den anderen knapp 100 Gästinnen, die zur diesjährigen Mercedes-Benz-Damen-Wiesn ins Käfer-Zelt gekommen sind. Warum auch sollte man an so einem sonnigen, der Jahreszeit angemessenen wohl temperierten Septembervormittag mit Wattewölkchen am blauen Himmel übers Klima nachdenken? Die Autoindustrie arbeitet doch vehement am Energiesparen, oder? Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause jedenfalls ist viel positive menschliche Energie in der rechten Außenbox der Käfer-Schänke zu spüren.

Zurechtgeschneckelt und fröhlich

Die meisten der geladenen Damen sind der Einladung gefolgt und alle im Dirndl, schön zurechtgeschneckelt und herzlich lachend. Empfangen werden sie mit Prosecco auf Eis und einem Schuss Pfirsich im kleinen Krügerl. Am Eingang begrüßt Johannes Fritz mit Frau Angelika überaus herzlich. Der Oberammergauer ist der neue Leiter der Vertriebsdirektion Bayern und zum ersten Mal Gastgeber dieses Events, der immerhin schon zum 9. Mal stattfindet.

Nur ein paar haben ihre Zusage kurzfristig zurückgezogen, etwa die Profi-Golferin Sarina Schmidt, Architekten-Gattin Inge Fürstin von Wrede-Lanz oder Uschi Glas. Die Schauspielerin hat eigentlich nichts gegen das Feiern im Käfer-Zelt, das sieht man auf einem Foto, das gleich am Eingang die Gäste-Galerie ergänzt. Hier hängen neben anderen auch Bilder von Mario Adorf, Ralph Siegel, Heino, Horst Seehofer und Ex-US-Präsident Bill Clinton. Auch eine Fotografie von Karin Stoiber ist dort zu sehen, die Frau eines anderen, bayerischen Ex-Präsidenten. Sie ist an diesem Mittwochvormittag sogar selbst erschienen. Sie freue sich auf die Gespräche, sagt sie, als sie sich am Schießstand mit einem guten Treffer eine Rose holt. Diesmal hat sie sich den Spaß nicht nehmen lassen. Beim Wiesn-Einzug am Samstag habe sie auf drei ihrer acht Enkel aufgepasst, erzählt die 79-Jährige. Für diesen Damen-Termin hat sie aus ihrem Kleiderschrank ein Dirndl mit schwarzen, bestickten Samtspenzer und einem rot durchwirkten wadenlangen Rock gewählt.Es ist eine Kreation der Wiener Designerin Brigitte Hernuss und sicher eines der schönsten Outfits an diesem Vormittag unterm Käfer-Dach. Über was die Damen bei Prosecco, Weißwein, Bier zu Käse, Schinken und später auch zu Ente und Knödel-Variationen sprechen? Über ihre Autos oder über ihre Outfits?

Unternehmerin Heide Melichar berichtet auf Nachfrage, dass sie sich noch schnell ein neues von Dirndl Gössl gegönnt habe. Es ist durchgehend aus einem wunderschönen Blumenstoff geschneidert mit einer blass-lila Schürze. Vielleicht erzählt Unternehmerin Katrin Maier Slavik ihrer Nachbarin, warum ihre Pumps so locker sitzen? Oder Model Franziska Knuppe, wie es sich anfühlt, mit 182 Zentimetern Körpergröße auch noch auf etwa 15 Zentimeter hohen Absätzen zu stehen? Warum auch sollte man bei so einer Gelegenheit Aktienkurse oder andere ernsthafte Themen besprechen? Das tun die Männer im Bierzelt schließlich auch nicht. Wenn der Sax-Martl aus Südtirol (seit 25 Jahren im Käfer-Zelt) anfängt zu spielen und Marianne Holzmaier (vom Hacker-Zelt abgeworben) dazu singt, dann ist eh kaum noch ein Wort zu verstehen. Auf dem Oktoberfest geht es vor allem ums gesellige Beisammensein. Und Frauen wären nicht Frauen, wenn sie nicht doch ein bisserl netzwerken würden.

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