Wiesn-Physik:So räumt jeder bei "Hau den Lukas" ab

Hau den Lukas-Grafik

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(Foto: SZ-Grafik)

Experten empfehlen, für die Wiesn-Attraktion die Möglichkeiten des Körpers auszunutzen. Wichtiger als pure Kraft ist die Technik.

Von Robert Meyer und Dalila Keller (Grafik)

Je stärker man draufhaut, umso erfolgreicher ist man. Was in der Theorie so einfach klingt, ist in der Praxis etwas komplizierter. Denn selbst ein Muskelprotz wird bei "Hau den Lukas" versagen, wenn die Technik nicht stimmt. "'Hau den Lukas' ist ein wunderbares Beispiel für Impulserhaltung bei einem elastischen Stoß", sagt Reinhard Kienberger, Physikprofessor an der Technischen Universität München. Bei einem solchen Stoß treffen zwei Körper aufeinander, ohne dass sie deformieren und kinetische Energie verlieren. Wie beim Billard, sagt Kienberger. Dort übertrage sich der Impuls der weißen Kugel fast verlustfrei auf die getroffene Kugel.

Das Prinzip ist bei "Hau den Lukas" dasselbe, nur dass der Impuls des Hammers indirekt weitergegeben wird. Der Clou: Im Sockel der Attraktion ist eine Wippe verbaut. Trifft der Hammer auf den Dorn, überträgt sich dessen Impuls auf die Wippe und damit auf den losen Bolzen im Inneren des Geräts. Dieser schießt nach oben und lässt im besten Fall die Glocke erklingen.

Wie weit man den Bolzen in die Höhe treiben kann, lässt sich errechnen, wenn man die Masse von Hammer und Bolzen sowie die Geschwindigkeit des Hammers kennt. Dazu muss man die Geschwindigkeit des Bolzens (siehe Grafik) im Quadrat durch die doppelte Erdbeschleunigung teilen - die beträgt 9,81 m/s² (s hoch 2). Um den Hammer möglichst effektiv beschleunigen zu können, kommt es laut Professor Kienberger auf verschiedene Faktoren an. Größe, Körpergewicht und Muskelkraft des Schlagenden würden eine eher untergeordnete Rolle spielen. Viel wichtiger: die Technik.

Professor Kienberger empfiehlt, die Möglichkeiten des Körpers auszunutzen. Der Hammer sollte sich direkt über dem Kopf befinden. Mit der führenden Hand hält man ihn am oberen Ende und lässt sie während der Schlagbewegung zur schwächeren Hand an das untere Ende des Stiels gleiten. Dadurch vergrößern sich Drehradius und Geschwindigkeit.

Während des Schlags sollte man zudem die natürliche Drehbewegung von Schultern und Hüfte nutzen, wodurch man die Masse des Körpers besser in den Impuls legen kann. Zudem sollte man den Dorn möglichst parallel treffen, sonst landet die Kante des Hammers auf dem Tisch oder der Dorn verkeilt sich. Am besten testet man vor dem Schlag, wo man sich hinstellt und wie weit man in die Knie gehen muss, um den Dorn perfekt zu treffen.

In der Serie "Die Physik der Wiesn" analysiert die SZ in loser Folge verschiedene Bestandteile des Oktoberfests nach naturwissenschaftlichen Kriterien.

Gute Wiesn-Gschichten bleiben gut. Dieser Text wurde zuerst am 28. September veröffentlicht.

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