Oktoberfest:Die Wiesn wächst, der Müll wird weniger

Oktoberfest: Gefräßige Riesen: Mehr als 1000 Tonnen Abfall verschwinden während der Wiesn im Inneren der Müll-Container.

Gefräßige Riesen: Mehr als 1000 Tonnen Abfall verschwinden während der Wiesn im Inneren der Müll-Container.

(Foto: Catherina Hess)

Tatsächlich ist die Müllmenge sogar um 90 Prozent gesunken. Das Entsorgungskonzept ist so ausgeklügelt, dass das Oktoberfest zu den saubersten Großveranstaltungen überhaupt zählt.

Von Magdalena Latz

Das Partyvolk auf der Wiesn ahnt nichts von den orangenen Riesen, die hinter den hohen Holzwänden vor dem Augustinerzelt schlafen. Ihre Mägen sind riesig und ihr Geschmack ist nicht wählerisch: Egal ob Papier, Plastik oder Glas - alles schlucken diese Container. Was hineingeworfen wird, schiebt eine Walze ins Innere und presst es zusammen. Herr über die 30 Müll-Riesen auf dem Festgelände ist der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM). Jede Nacht beseitigen seine Mitarbeiter die Exzess-Überreste des Oktoberfests und sorgen für eine saubere Theresienwiese am nächsten Morgen.

Damit nachts alles reibungslos funktioniert, muss alles genau aufeinander abgestimmt werden, erklärt Kristina Frank. Seit August ist sie Kommunalreferentin und gleichzeitig auch Werkleiterin des AWM. Passend zu ihrer Umgebung trägt sie auf ihrem Dirndl eine orangene Schürze mit Warnsignal-Streifen.

Schon um zwei Uhr morgens fahren Franks Mitarbeiter mit vier Müllautos vom Georg-Brauchle-Ring zur Theresienwiese. Insgesamt 20 Fahrer sind für das Oktoberfest im Einsatz. Jeder von ihnen weiß genau, für welchen Container er zuständig ist. Es gibt spezielle Glasfahrer, die nur den Glasmüll abholen. Andere kümmern sich ausschließlich um den Restmüll, der umgehend zum Heizkraftwerk transportiert wird - und eine Fahrt reicht dafür oft nicht aus.

Besonders wichtig sind die sogenannten "Einweiser": An manchen Stellen auf dem Gelände ist so wenig Platz, dass die Fahrer eine genaue Navigation brauchen, um mit ihren Autos nicht stecken zu bleiben. Die Mülltrennung wird bereits tagsüber von der Firma "Clean-Service" am Ort überwacht, wenn aus den Zelten der Abfall zu den Containern gebracht wird. "Trotzdem finden wir hier auch immer wieder sehr merkwürdige Sachen in den Müllpressen", sagt ein Mitarbeiter. "Manchmal sogar Teppiche, Kühlschränke oder Fernseher."

Dass beim größten Volksfest der Welt jede Menge Müll anfällt, ist leicht vorstellbar. Im vergangenen Jahr waren es fast 1160 Tonnen. "Das sind pro Wiesn-Besucher etwa 150 bis 200 Gramm Müll," erklärt Frank. Dazu kommen noch Abfallmengen, die nicht durch den AWM entsorgt werden, wie zum Beispiel 450 Tonnen Speisereste. Die werden von Spezialfirmen abgeholt.

Um die Wiesn herum beseitigt die Straßenreinigung zusätzlich alles, was auf den Boden geworfen wird - das ist übrigens ausdrücklich erlaubt. Abfallkörbe wurden nach dem Oktoberfest-Attentat 1980 nämlich abgeschafft. Damals hatte ein rechtsradikaler Attentäter eine Bombe gezündet, die in einem Mülleimer am Eingang zum Oktoberfest-Gelände deponiert war.

Bürgermeister Josef Schmid lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb München und wirft gemeinsam mit Kristina Frank einen kaputten Maßkrug in den Container. "Das ist fast wie beim Polterabend hier," ruft er. Beide betonen, dass die beim Oktoberfest anfallende Müllmenge in den vergangenen Jahren auf ein Zehntel der ursprünglichen Menge reduziert wurde. Dazu hat vor allem das Mehrweggebot beigetragen: Schon 1991 hat die Stadtverwaltung Einweggeschirr verboten. Seitdem werden in den Bierzelten Porzellan- statt Pappteller verwendet, was den Restmüll deutlich verringert hat. Das Oktoberfest gilt weltweit eben nicht ohne Grund als eine der saubersten Großveranstaltungen überhaupt.

Zur SZ-Startseite
Gäste im Hofbräuzelt auf dem Oktoberfest 2018

Oktoberfest
:Nirgendwo liegen Knutschen und Kotzen so nah beieinander

Das Hofbräuzelt auf der Wiesn ist das Epizentrum der Eskalation. Die Party ist ekelhaft und abstoßend, aber auch weltoffen und mitreißend.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: