Oktoberfest:Die Oide Wiesn bekommt eine "Schönheitskönigin"

Oktoberfest: Der Mann für die Schönheitskönigin: Peter Reichert ist selbst Trompeter und kennt deswegen auch jede Menge Musiker, die für sein neues Zelt auf der "Oiden Wiesn" in Frage kommen.

Der Mann für die Schönheitskönigin: Peter Reichert ist selbst Trompeter und kennt deswegen auch jede Menge Musiker, die für sein neues Zelt auf der "Oiden Wiesn" in Frage kommen.

(Foto: Stephan Rumpf)

So heißt das neue Zelt, das Peter Reichert und seine Frau betreiben. Volksmusik wird dort im Mittelpunkt stehen - aber Trachten spielen keine Rolle.

Von Franz Kotteder

Das Programm für das neue Zelt aufzustellen, das war wohl das kleinere Problem für ihn. Denn Peter Reichert, der zusammen mit seiner Frau Gerda in diesem Herbst das neue Volkssängerzelt auf der Oiden Wiesn betreiben wird, ist ja schließlich selbst Musikant. Wenn auch weniger ein Sänger, denn das geht meistens nicht so gut, wenn man Trompete spielt. Aber ansonsten kennt sich Reichert aus in der Volksmusik, und er kennt auch jede Menge Musiker, die für sein neues Zelt in Frage kommen.

"Zur Schönheitskönigin" wird es heißen, dieses Zelt, und bei manchen Freunden der Oiden Wiesn klingelt es da. So hieß 2011 auch das große Theaterzelt, das damals überraschend das Rennen gegen das Herzkasperlzelt von Fraunhoferwirt Beppi Bachmaier gemacht hatte. Einmalig, denn seither steht wieder das Herzkasperlzelt auf der Oiden Wiesn.

Die "Schönheitskönigin" wurde damals schon von Peter und Gerda Reichert gemacht, sie hatten vor allem Volksmusik im Programm, und jeden Abend wurde aus dem Publikum heraus eine Schönheitskönigin gewählt, die nicht nur gut aussehen sollte, sondern auch ein paar besondere Fähigkeiten aufwies. Knödeldrehen zum Beispiel, oder Wirsing- und Masskrugstemmen. Schließlich war das Zelt benannt nach einem Klassiker der Volkssängerin Bally Prell, die jetzt auch keine Schönheitskönigin im klassischen Sinne gewesen ist. "Die Wahl zur Schönheitskönigin wird es auch heuer wieder geben", sagt Reichert.

Es lag ja ohnehin nahe, das in diesem Jahr erstmals anstelle des Velodroms auf der Oiden Wiesn stehende Volkssängerzelt wieder "Zur Schönheitskönigin" zu nennen. Es wird zwar um einiges kleiner als das Zelt von 2011 - 690 Plätze drinnen, gerade mal 200 draußen - und es "soll einem Altmünchner Wirtshaussaal nachempfunden" sein. So sah es jedenfalls die Ausschreibung der Stadt vor.

Außerdem wird es Musikkabarett und Coupletsängern vorbehalten sein mit einem Schwerpunkt auf dem Text. Täglich wird es von zehn Uhr an drei Reservierungsschichten geben, Musikgruppen und Volkssänger wechseln sich dabei auf der Bühne ab. Um 22 Uhr ist Schankschluss.

Diese Vorgaben kommen Peter und Gerda Reichert durchaus entgegen, sie haben da schon einschlägige Erfahrungen. Gerda Reichert stammt aus der Münchner Wirtsfamilie Sperger, die seit Jahrzehnten und schon in zweiter Generation das Hofbräuhaus führt. Ihr Mann Peter kommt ebenfalls aus einer Wirtsfamilie, der Vater war Wirt vom Ebersberger Hof.

Der "Musikantenwirt" aus dem Oberland

Peter lernte Koch und Hotelfachmann, aber eben auch Trompete. Peter und Gerda besuchen in München die gleiche Schule, er fällt ihr auf, weil er auf dem Schulhof immer Trompete spielt. Da funkt es zwar noch nicht zwischen den beiden, das kommt erst später, nachdem beide ein bisschen Zeit im Ausland verbracht haben.

1995 übernehmen sie zusammen den Seehof in Herrsching, den einst der Schlagersänger Rudi Schuricke gepachtet hatte. Dessen größter Hit war "Capri-Fischer", und manchmal spielt Reichert diese Melodie Schuricke zu Ehren zum Sonnenuntergang auf dem Steg zum Ammersee.

Überhaupt ist die Trompete so etwas wie das Wahrzeichen des Seehofs geworden und Peter Reichert als "Musikantenwirt" im halben Oberland bekannt. In der Wirtschaft des Seehofs gründete er die "Seehof-Musi", einmal im Monat gibt es einen festen Musikantenstammtisch, bei dem jeder mitspielen darf, der sich traut. Und einmal im Jahr, in der Freinacht, spielt die Musi 24 Stunden lang: "Den Musikmarathon hab' ich mal eingeführt, weil wir befürchtet haben, dass die Burschen uns in der Freinacht Bänke und Stühle vom Steg in den See schmeißen", erzählt Reichert, "und wenn wir schon Wache schieben müssen, dachten wir uns, dann können wir dabei doch auch gleich Musik machen."

Das Musikprogramm fürs Volkssängerzelt auf der Oiden Wiesn haben die Reicherts schon zusammengestellt, mitgeholfen hat dabei auch die Couplet AG um den Kabarettisten Jürgen Kirner, die auch einen Nachwuchswettbewerb kuratiert. Reichert hat bereits 27 Solisten und Gruppen im Programm, darunter die jungen Riederinger Musikanten, die Schreinergeiger, die Ruasskuchl-Musi, Gitti Walbrun, Josef Piendl und Traudi Siferlinger und natürlich die Couplet AG selbst.

Übrigens wird die "Schönheitskönigin" vermutlich auch das einzige Wiesnzelt sein, das ohne Trachtenwahnsinn auskommt. Jedenfalls, was das Personal angeht. "Im Altmünchner Wirtshaus hat es keine Tracht gegeben", sagt Reichert, selbst bekennender Lederhosenträger. Seine Kellnerinnen und Kellner werden "das Gewand des Stadtmenschen" tragen: schwarze oder graue Hosen, Gilet-Weste, und Joppe für die Männer, lange Kleiderröcken mit weißen Schürzen für die Kellnerinnen. Wenn das mal kein Alleinstellungsmerkmal ist.

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