Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Die Bahn legt zur Wiesn ein Sonderprogramm auf

  • Zum Oktoberfest herrscht auch bei der Deutschen Bahn Ausnahmezustand.
  • Man rechnet allein mit bis zu 850 000 Reisenden und Besuchern pro Tag am Hauptbahnhof - 400 000 mehr als sonst.
  • 130 zusätzliche Sicherheits- und Servicekräfte wird es an der Hackerbrücke und am Hauptbahnhof geben.

Von Andreas Schubert

Riesige weiß-blaue Masskrüge aus Pappmaché baumeln von der Decke der Gleishalle. Und rund um den Hauptbahnhof prägen wieder rosarote Billigdirndl die Schaufenster der Pop-up-Läden. Die Wiesn rückt näher, weshalb sich die Bahn auch hinter den Kulissen des Hauptbahnhofs auf den großen Ansturm zwischen dem 22. September und dem 7. Oktober vorbereitet. In diesen zwei Wochen herrscht wie immer vor allem am Hauptbahnhof und am S-Bahn-Halt Hackerbrücke Ausnahmezustand. Um diesen einigermaßen in den Griff zu bekommen, fährt die Bahn ein Sonderprogramm.

Das Augenmerk liegt vor allem darauf, dass der Zugbetrieb möglichst planmäßig läuft und sich die Ströme der Passagiere schnell aus den Bahnhöfen bringen lassen. Deshalb werden die Fahrgäste auch dieses Jahr wieder mit Plakaten und Wegweisern zu Fuß vom Hauptbahnhof direkt zur Theresienwiese geleitet, anstatt sie zu den ohnehin schon vollen U- und S-Bahnen zu lotsen. Mit bis zu 850 000 Reisenden und Besuchern pro Tag rechnet die Bahn alleine am Hauptbahnhof während des Oktoberfests, vor allem am Wochenende. An normalen Werktagen sind es 450 000.

Da am Hauptbahnhof nicht wesentlich mehr Züge abgefertigt werden können als bisher schon, kommen vor allem längere Regionalzüge zum Einsatz - was aber zu erhöhtem Gedränge am Bahnsteig führt. Dennoch gibt es wieder Sonderzüge und zusätzliche S-Bahnfahrten, dazu kommen am Wochenende noch Partyzüge von anderen Bahnanbietern an, die etwa dreimal am Tag etwa 1000 teilweise angetrunkene Passagiere ausspucken.

130 zusätzliche Sicherheits- und Servicekräfte wird es an der Hackerbrücke und am Hauptbahnhof geben. Und während der Wiesn gilt ein besonderes Störfallkonzept. Ein Notfallmanager ist immer am Ort des Geschehens und kann mit einem kurzen Anruf beim Fahrdienstleiter zum Beispiel veranlassen, dass eine S-Bahn zum Hauptbahnhof weiter fährt, wenn der Bahnsteig an der Hackerbrücke bedrohlich überfüllt ist. Auch wenn ein Betrunkener auf die Gleise läuft - was trotz aller Sicherheitsvorkehrungen immer wieder mal vorkommt -, soll das viele Personal vor Ort dafür sorgen, dass der Betrieb nur möglichst kurz unterbrochen wird.

Während bei einer S-Bahn-typischen Störung an Weichen oder Signalen stark verspätete Züge im Regelbetrieb oft vorzeitig wenden, also aus dem Verkehr genommen werden, verfolgt die Bahn während der Wiesn eine andere Strategie: Sie will dann auch im Verspätungsfall die Züge ans Ziel bringen. "Hier gilt: Kapazität vor Pünktlichkeit", sagt ein Bahnsprecher.

Etwa bis ein Uhr nachts herrscht während der Wiesn auf den Bahnsteigen am Hauptbahnhof und der Hackerbrücke reger Betrieb. Nach den Erfahrungen der Bahn ist die Spitzenzeit aber nicht etwa nach Zeltschluss, wenn Abertausende Betrunkene in Richtung Zug torkeln, sondern während des Reservierungswechsels zwischen 17 und 18 Uhr. Zu dieser Zeit strömen die Wiesnbesucher nämlich gleichzeitig in beide Richtungen. In den vergangenen Jahren war der Zustrom zur Wiesn insgesamt zurückgegangen, was die Arbeit der Bahn deutlich erleichterte. Für dieses Jahr rechnen die Mitarbeiter, wenn das Wetter schön sein sollte, wieder mit einer steigenden Besucherzahl.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4119333
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 07.09.2018/vewo
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.