Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Der mobile Sicherheitszaun hat ausgedient

  • Für 64 000 Euro hatte die Stadt vor zwei Jahren einen mobilen Zaun erworben, um das Oktoberfest zu schützen.
  • Nun gibt es ein neues Sicherheitskonzept, welches den Zaun überflüssig macht.
  • Stattdessen zahlt die Stadt etwa vier Millionen Euro Miete für eine Lautsprecheranlage, die mit Ansagen die Fluchtwege genau steuern soll.

Von Franz Kotteder

"Ausrollbarer Zaun, kaum gebraucht, umständehalber günstig abzugeben": So oder ähnlich könnte der Text einer Kleinanzeige lauten, die das städtische Wirtschaftsreferat demnächst aufgeben kann. Denn der heftig umstrittene Sicherheitszaun für den nordwestlichen Teil der Wiesn, den die Stadt erst vor zwei Jahren zum Preis von etwa 64 000 Euro (inklusive Aufbaukosten) angeschafft hat, hat schon wieder ausgedient. Ein neues, überarbeitetes Sicherheitskonzept macht ihn schlichtweg überflüssig.

Stattdessen wird seit diesem Montag an der Theresienhöhe nun ein fester Zaun installiert, der nach dem Oktoberfest aber wieder verschwindet. Der Zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU), der auch Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef ist, weist darauf hin, dass es derartige Bauzäune bereits an anderen Stellen des Festplatzes gibt. Nach Absprache mit den Sicherheitsbehörden wolle man deshalb künftig auf die sogenannten "Secu-Fence-Boxen", wie die aufrollbaren Zäune heißen, von denen die Stadt zwölf Exemplare zum Stückpreis von 5000 Euro gekauft hatte, künftig verzichten.

"Möglich wird dies durch ein im Sicherheitskonzept neu festgelegtes Entfluchtungskonzept", sagt Schmid, "das durch den Einsatz der eigens beschafften Lautsprecheranlage unterstützt wird." Der Hang unterhalb der Theresienhöhe diene nach dem überarbeiteten Sicherheitskonzept nicht mehr als Fluchtweg. Insofern sei der feste Zaun auch keine Behinderung. Schmid weiter: "Zudem kann der Zaun bei Bedarf durch mehrere, von Sicherheitsleuten bewachte und mit standardmäßig eingebauten ,Panikdrückern' ausgestattete Flügeltore zur Theresienhöhe hin kurzfristig geöffnet werden."

Vor gut zwei Jahren hatte es um die Anschaffung des Zauns heftige Debatten im Stadtrat gegeben. Die SPD hatte sich ursprünglich dagegen entschieden, stimmte aber nach dem Anschlag am Olympia-Einkaufszentrum und den Terrorattentaten in Paris und Brüssel doch noch zu. Somit wurden die ausrollbaren Zäune, die jeweils 50 Meter abdecken, angeschafft und kamen bei der 17-tägigen Wiesn 2016 und der 18-tägigen im vergangenen Jahr zum Einsatz, insgesamt an 35 Tagen also. Während der beiden Oktoberfeste mussten die Zäune allerdings kein einziges Mal aufgerollt werden, die befürchtete Überfüllung des Festplatzes war ausgeblieben.

Die neue Lautsprecheranlage, die mittels unterschiedlichster Durchsagen eine genaue Steuerung der Fluchtwege ermöglicht, wurde erst im vergangenen Jahr angemietet. Zu erheblichen Kosten übrigens: Die Stadt bezahlt dafür in den ersten fünf Jahren etwa vier Millionen Euro. Verglichen damit waren die Secu-Fence-Boxen ein wahres Schnäppchen. Die Kosten will sich die Stadt laut Wiesn-Chef Schmid übrigens zum größten Teil wieder hereinholen. Der mobile Zaun, sagt er, "wird wieder veräußert".

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SZ vom 19.09.2018/axi
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