Oktoberfest:2017 dauert die Wiesn länger: Braucht's des?

Sind 18 Tage Oktoberfest wirklich eine gute Idee? Ist der Hendlhut eine Bereicherung für die Wiesn? Mehr oder weniger praktische Erfindungen rund ums größte Volksfest der Welt.

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München:  Oktoberfest - Wiesn / Impressionen

Quelle: Johannes Simon

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18 Tage Wiesn

Nachdem am Montagabend die Lichter auf der Wiesn ausgegangen und die letzten Wunderkerzen abgebrannt sind, freuen sich vor allem die Bedienungen und all jene, die jeden oder fast jeden Tag auf dem Oktoberfest verbringen durften oder mussten. 17 Tage hat diese Wiesn gedauert, das ist eh schon lang. Und trotzdem haben wir vieles wieder mal nicht geschafft, was wir uns vorgenommen hatten. Der Fahrgeschäfte-Marathon fiel dieses Jahr aus, vor lauter Dies-und-Das haben wir heuer keinen Steckerlfisch bei der Fischer Vroni essen können, das köstliche Entengröstl im Stiftl und einiges Andere müssen auch bis nächstes Jahr warten. Nun, nächstes Jahr muss man halt besser planen. Die Rahmenbedingungen dafür sind gut, denn die Wiesn wird 2017 stolze 18 Tage dauern, weil der 3. Oktober, der Tag der Deutschen Einheit, auf einen Dienstag fällt. Das gab's zuletzt in den Jahren 2006 und 2000. Das hat Vorteile für die Wiesn-Hasser, die jedes Jahr in den Urlaub flüchten und diesen nun verlängern können. Und die Fans können länger feiern. Braucht's des? Unbedingt, auch wenn Wiesn-Gänger, die nichts verpassen wollen, hinterher noch ein bisschen erschöpfter sind als sonst - und vor allem noch abgebrannter als eine Wunderkerze nach dem Wiesn-Finale.

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Snuffle Dog Beer

Hunde sind Wiesenbesuchern sehr ähnlich, besonders den betrunkenen. Sie schnüffeln gerne mal an Menschen und Körperteilen, sie schnarchen im Schlaf. Und dann wäre da noch das Wildbieseln. Beim Bier nähern sich Tier und Mensch inzwischen auch an, kann der Hund doch mit seinem Herrn anstoßen. Ohne Alkohol zwar, dafür mit Rind-Aroma und Malzextrakten, idealerweise serviert bei Zimmertemperatur. Das Vierertragerl "Snuffle Dog Beer" ist mit 8,75 Euro günstiger als die Wiesn-Mass. Aber Obacht, auch wenn das Gesöff alkoholfrei ist: Der große Hund verträgt nur etwa zwei Flaschen am Tag, ein kleiner eine halbe. Daran ändert selbst eine solide Grundlage nichts. Die lässt sich nicht nur mit Brezn und Herzerln aus Rinderleber und Dinkelvollkornmehl legen, auch in diesem Jahr hat die Münchner Firma Terra Canis wieder ein Wiesn-Menü im Sortiment: Ochsenfleisch mit Hopfenspargel und Kartoffel-Gurken-Salat. Und wer's mag, kann sich auch modisch aufeinander abstimmen. In einem Hundemarkt in Neuaubing werden Hundedirndl der Salzburger Designerin Rita Schichtle verkauft, Einzelstücke aus feinsten Stoffen, in Handarbeit. Trotzdem ist klar: Tiere sind auf der Wiesn verboten. Auch in Tracht.

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Kuschelecke

Man nehme einige Ballen Stroh und drapiere sie so, dass sie eine Art Lounge bilden. Fertig ist die so genannte "Stroh-Kuschelecke". Mit ihr als Alleinstellungsmerkmal wartet in Berlin die "Hauptstadtwiesn" gegen ein Dutzend weiterer Wiesnimitate auf, um sich den Ruf als originalster Originalnachbau der Münchner Bierzeltseligkeit zu erwerben. Bayern, Stroh, Anbandeln - diese drei Zutaten haben die Berliner Wiesn-Nachmacher zusammengeknetet. Doch heraus kommt dabei keine bayerische Spezialität, sondern ein Fremdkörper.

Warum? Weil es dem Erfinder an Wiesnerfahrung mangelt. Denn auf dem Fest der Feste wird nicht lange gefragt: "Hey, wollen wir vielleicht zusammen in die Kuschelecke gehen?". Da wird nach dem "Gsuffa" aus freier Seele losgeherzt, da findet der Arm die Nachbarhüfte ganz unbürokratisch dort, wo man gerade sitzt oder steht. Ein abgegrenztes Areal, in dem Hand zu Hand und Herz zu Herzen finden darf, widerspricht der bayerischen Seele. Wer in die Strohecke zum Kuscheln geht, der zündet sich seine Zigarette auch gern in abgegrenzten Raucherkästen an.

Die Kuschelecke soll also bleiben, wo sie ist. Denn wer erfolgreich im Zelt angebandelt hat, für den gibt es romantischere oder einfach näher liegende Orte als mit Bier besudelte Strohballen im Festzeltduft. Die Wiesn ist halt ein reines Exportgeschäft. Import, selbst aus der Hauptstadt, völlig überflüssig.

zweites Wiesn Wochenende bei strahlendem Sonnenschein Besucherinnen im Dirndl machen mit ihrem Self

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Wiesn-Selfie

Dann war da noch Frau W. aus München, die vor der Wiesn mehrmals vehement betont hat, sie gehe heuer auf gar keinen Fall. Und da ist dann noch die Frau W. aus München, die nun täglich auf Facebook Selfies im Dirndl und mit einem Masskrug in der Hand hochlädt. Ist ja auch gut, wenn man den ganzen Stubenhockern mitteilen kann, wie lustig es gerade im Zelt zugeht. Das Gefrotzel in der Kommentarspalte blieb natürlich nicht aus. Vielleicht hätte die Gute einfach heimlich, still und leise ihren Vorsatz über Bord werfen und es sich unbemerkt auf der Wiesn gutgehen lassen sollen. Nun muss sie mit dem Geläster zurechtkommen. Wie übrigens viele andere auch, die in der bierseligen Euphorie des Oktoberfests es für eine gute Idee halten, Selfies zu veröffentlichen. Aufgeheizt von der Stimmung im Zelt denkt man nicht daran, dass man mit glasigen Augen, verrutschter Dirndlbluse oder Bierfleck auf dem Hemd nicht wirklich eine gute Figur macht. Aber das Wiesn-Selfie gehört für viele offenbar dazu - interessant ist, wie viele davon nach dem Fest wieder von Facebook verschwinden, heimlich, still und leise. Wie viele Fotos gar nicht erst hochgeladen werden, weil das Handy beim Knipsen in den Masskrug gefallen ist, darüber gibt es bislang keine Erkenntnisse.

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Quelle: Johannes Simon

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Ballerina-Automat

Geht eine Frau auf die Wiesn. Sie bügelt ihre Dirndlschürze, flicht ihr Haar, legt die Brezn-Ohrringe an, steigt in ihre High Heels und stöckelt los. Wo liegt der Fehler? Nein, nicht in den Brezn-Ohrringen. Falsch sind natürlich die High Heels, wenn Sie nicht gerade Verona Pooth oder Wie-heißt-doch-die-andere sind. High Heels auf der Wiesn sind vollkommen fehl am Platz. Noch fehl-am-platziger als beim Sightseeing, beim Sonntagsspaziergang oder im Flugzeug. Keine Standhaftigkeit für den Fuß, kein Schutz vor drauftretenden Betrunkenen und vor allem: keinerlei Komfort. Wer hält es ernsthaft bis 23 Uhr in High Heels aus? Schon etliche Frauen sind strumpfsockig zur U-Bahn gehumpelt, ihre hochhackigen Schuhe in der Hand. Die höllischen Schmerzen, die nach kurzer Tragezeit am Fuß brennen, als Strafe des Wiesngottes zu deuten, wäre natürlich gemein, aber nicht ganz unberechtigt. Das weiß auch die Erfinderin von "Ballerina to go", deren Mission es ist, verzweifelten Frauen in High Heels aus selbigen zu helfen. Auf der Damentoilette des Weinzelts hängt in diesem Jahr deshalb ein Ballerina-Automat, aus dem sich die gepeinigte Wiesngängerin für 15 Euro ein Paar schuhgewordene Erleichterung rauslassen kann. Wer den Automaten braucht, ist zwar selbst schuld, braucht ihn aber ganz, ganz dringend.

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Kondomherzerl

Was man bei einem sogenannten Flirtseminar gleich in den ersten fünf Minuten lernt, ist der Grundsatz: Immer schön mit der Tür ins Haus fallen! So ähnlich war das doch, oder? Nun ist das Oktoberfest vielleicht nicht ganz der richtige Ort für besonders filigrane Bekundungen der Sympathie. Aber auch dort ist es nicht verkehrt, wenn man gewisse Grenzen der Peinlichkeit nicht unterschreitet und vielleicht nicht gar so plump vorgeht, wie man es nach drei Mass für angemessen hält.

Die deutsche Filiale eines internationalen Herstellers von Verhütungsmitteln hat das noch nicht so recht mitgekriegt und für die Wiesn ein besonderes Accessoire erfunden: das Kondomherzerl. "I mog nur mit dia", steht drauf, und drunter pappt ein Kondom. Na, sagt man sich, da wird wenigstens nicht lange herumgesülzt, sondern umstandslos der Fortgang des Wiesnbesuchs festgezurrt, man hat ja schließlich nicht ewig Zeit. Zum Herzerl gibt es eine Wiesn-Checkliste für "Madln und Buam". "A Dirndl mit Hingucker-Dekolleté ist Pflicht", heißt es da zum Beispiel. Warum die Frauen "zwoa, drei Pflaster" mitnehmen sollen, die Männer jedoch nicht, bleibt unerfindlich. Vermutlich sind im Weltbild der Kondomwerber die Damen dafür zuständig, die Opfer von Masskrugschlägereien wieder zusammenzuflicken.

Ja, das ist alles schon arg subtil. Woody Allen wurde einmal gefragt, ob er Sex für etwas Schmutziges halte. "Sex ist nur dann schmutzig", so die Antwort, "wenn er richtig gemacht wird!" Umgekehrt wäre die richtige Antwort, wenn jemand mit einem Kondomherzerl anrückt, zweifelsohne: "Zupf di!" Was in diesem Zusammenhang auch noch einen schönen Doppelsinn hat.

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Textheft für die Wiesnhits

Alles, was einen Wiesnbesuch erleichtert, ist grundsätzlich zu begrüßen. Fragt sich nur, warum es so lange gedauert hat, bis jemand auf die Idee gekommen ist, ein Textheft mit den wichtigsten Wiesnhits herauszugeben. Ob es nun Wiesnklassiker wie "YMCA", "Skandal um Rosi" und das "Fliegerlied" sind oder aktuelle Renner wie "Ham kummst": Schaden kann es nicht, wenn man die Umstehenden mit Textsicherheit beeindruckt (auch wenn dies mit zunehmendem Alkoholpegel und abnehmender Artikulationsfähigkeit nicht mehr funktionieren dürfte).

Das Heftchen "Wiesnhits - Das interaktive Mitsingheft zum Oktoberfest" gibt es im Buchhandel, im offiziellen Oktoberfestsouvenirshop Malescha auf der Wiesn, in Kiosken und online unter bavariashop.com und oktoberfest.de. Es kostet 9,80 Euro und sieht auch Seiten vor, auf denen man seinen Wiesnbesuch dokumentieren und etwa die Namen von Wiesnbekanntschaften oder die Zahl der konsumierten Massen eintragen kann.

Braucht's des? Nun, man muss schon sagen, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat. Denn wer sich richtig auf die Wiesn einlässt, hat nicht nur bei Texten eine Gedächtnisstütze nötig. Wer sein Hefterl richtig führt, kann praktischerweise am Morgen nach dem Bierzelt auch schnell nachschlagen, neben wem sie oder er da gerade eigentlich aufgewacht ist.

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Profi-Stylisten

Die Wiesn ist neben einem großen Fest des geselligen Vollaufenlassens leider auch ein Fest des schlechten Geschmacks. In den Zelten wimmelt es von lustigen Masskrug-Hüten, viel zu kurzen Sexy-Hexy-Dirndln, poppigen Filzhüten und Turnschuhen zu einer "Tracht", die schnell am praktischen Shop am Hauptbahnhof gekauft wurde. Es soll auch schon Frauen gegeben haben, die ihr Dirndl falsch herum trugen, weil sie glaubten, da, wo die Knöpfe sind, muss hinten sein. Anblicke, die sehr nachdenklich stimmen.

Die "Wiesn-Styling-Lounge" verspricht Abhilfe: Frauen lassen sich dort von Kosmetikern und Friseuren professionell wiesnfit machen. Während der Wiesnzeit sind im ersten Stock des Filmcasinos am Odeonsplatz unter einer Disco-Kugel die verschiedenen Stationen wie ein Beauty-Parcours aufgebaut. Los geht's mit der Wiesn-Frisur (40 Euro), dem Wiesn- Make-up (45 Euro), dem Wiesn-Nagellack (30 Euro), weiter zum Wiesn-Waxing (nur die Beine! Wo kämen wir denn sonst hin?) und zum Zähne-Bleaching (89 Euro). Denn wer fühlt sich nicht unwohl, wenn der Banknachbar beim Fliegerlied-Grölen noch die Kaffeespuren der letzten Wochen sehen kann? Eben. Zum Tagessatz ab 50 Euro kann man außerdem hübsche Dirndl leihen (wenn man sie nicht kaufen will).

Die Lounge bietet sozusagen das Rundum-Sorglos-Paket für alle nicht ganz so stilsicheren Wiesngängerinnen. Man kann Grace Maier, Designerin und Lounge-Chefin, also nicht genug danken, dass sie uns mit ihrer Idee vor dem ein oder anderen Trachten-Trauma verschont.

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Jackerlsackerl

Besucher der schönen Stadt Wien freuen sich immer, wenn sie die Plakate sehen, die Hundebesitzer dazu auffordern, die Hinterlassenschaften ihres Lieblings in einer Tüte zu entsorgen, und zwar mit dem Text: "Nimm ein Sackerl für mein Gackerl". Denn "jedes Trümmerl kost' a Sümmerl", warnt ein anderes Plakat vor einer möglichen Geldbuße. Schon charmant, wie das formuliert ist.

Das vor allem in Österreich gebräuchliche Wort Sackerl findet immer wieder mal Einzug ins hiesige Bairisch, auch wenn es nicht wirklich gebräuchlich ist. Insofern leisten die Hersteller des "Jackerlsackerls" einen Beitrag zur sprachlichen Völkerverständigung. Das "Jackerlsackerl" ist ein wasserdichter Beutel, der auf der Wiesn wertvolle Dienste leisten soll. Es lässt sich mit Plastikhaken von unten an einem Biertisch befestigen, dann kann der Besitzer eben sein Jackerl oder irgendwas anderes darin verstauen. Das soll verhindern, dass die ausgezogenen Sachen dreckig werden, wenn auf dem Tisch wieder mal eine Mass umgekippt ist, oder gar schlimmere Flüssigkeiten ihren Weg auf den Tisch finden.

Das Jackerlsackerl ist sehr praktisch, hat aber nur ein begrenztes Fassungsvermögen. Dafür kostet es aber ein hübsches Sümmerl, nämlich 23,95Euro, zu haben ist es unter anderem online unter - man staune - jackerlsackerl.com.

Nachteil des Ganzen: Man sollte schon aufpassen, dass man nicht zu wild feiert und die Masskrüge beim Anstoßen nicht zu heftig auf den Tisch knallen lässt. Dann ist das Sackerl schnell ausgehakt und das Jackerl liegt trotzdem am Boden in der Lettn. Was Letzteres ist? Einfach mal zu fortgeschrittener Stunde unter den Biertisch schauen!

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Quelle: Robert Haas

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Der Hendlhut

Die wenigsten Menschen wissen ja, dass die Wiesn nicht nur ein Bierfest ist, sondern dass hier auch alle Jahre wieder die Weltmeisterschaft der deppertsten Kopfbedeckungen ausgetragen wird. Wer es hier schafft, der schafft es überall, könnte man mit Frank Sinatra sagen. Aber Bierfass-, Holzmichel- und Masskrughut: Alles schon mal da gewesen, und in den vergangenen Jahren hatte man den Eindruck, dass die Kreativität der Hutgestalter nachgelassen hat. Zwar fiel zwischendrin schon hin und wieder ein Hut als etwas damisch auf, aber so richtig deppert war schon länger keiner mehr.

Nun aber gibt es in diesem Jahr den Hendlhut. Der sieht aus wie ein gebratenes Wiesnhendl; wenn man ihn aufsetzt, stehen die Haxen nach oben ab und zappeln. Da sagt die Fachwelt: Das ist so einfach wie genial! Und eigentlich wäre der Hendlhut trotz des stattlichen Preises von 24 Euro der Renner unter den Wiesn-Souvenirs geworden.

Dummerweise aber sind die in Fernost hergestellten Teile jetzt Mangelware: Die südkoreanische Reederei, die einen ganzen Container für die Wiesn anliefern sollte, ist pleite, ihre Schiffe liegen fest und die Container auch. Für die Souvenirhändler hätte es das wirklich nicht gebraucht, keine Frage. Und der Insolvenzverwalter, der die Ware in den Schiffscontainern registrieren darf, wird sicher Augen machen und sich über München wundern.

Jodel App - für  Braucht's des Wiesn-Kolumne

Quelle: SZ

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Die Jodel-App

Gerade noch rechtzeitig zum Wiesnstart hat ein Schwabinger Startup die App "JodelCam" auf den Markt gebracht. Gerade noch rechtzeitig? Ja. Denn was man für einen guten Wiesnbesuch braucht, ist zwar recht überschaubar, es verändert sich aber im Laufe eines Abends. Die Grundausstattung: Ein Platz, gutes Bier und gute Leute. Nach etwa der dritten Mass kommen neue Bedürfnisse hinzu. Plötzlich braucht man nichts dringender als eine Fischsemmel. Oder Zuckerwatte. Oder eben eine Jodel-App.

Klar erschließt sich deren Notwendigkeit nicht sofort. Doch gerade auf einem so internationalen Fest wie der Wiesn könnte die "JodelCam" einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung leisten. Von Gejodel verstehen alle Besucher gleichermaßen wenig. Und Raum für Missverständnisse lässt ein ausgiebiger Juchzer sowieso nicht.

Den Machern war das Potenzial ihrer Idee offenbar bewusst, unter Hochdruck haben sie die App zum Wiesnstart fertiggestellt. Wer mag, kann jetzt ein Handy-Video von sich drehen, zum Beispiel den "Kuhtuttn-", "Almöhi-" oder "Ziegenpeterjodler" drüberlegen und die mitgebrachten und hinzugewonnenen Wiesn-freunde damit beglücken. Die App funktioniert zwar noch nicht immer reibungslos, die Musik dudelt aus dem Smartphone, das Video streikt. Aber so genau kann das im Bierzelt eh keiner mehr nachvollziehen.

Ein weiterer Pluspunkt: Weil man nicht selber singen muss, wird auch niemand vom zwiebeligen Fischsemmel-Geruch belästigt.

Opening Day - Oktoberfest 2016

Quelle: SZ

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Reisewarnungen

Die Welt ist schlecht! Jedes Jahr spricht das Auswärtige Amt für irgendwelche Länder Reisewarnungen aus. Dann können sich Urlauber überlegen, ob sie daheimbleiben oder ihren geplanten Trip trotzdem wagen sollen. Für die diesjährige Wiesn haben nun unter anderem die USA eine ganz spezielle Reisewarnung herausgegeben. Nicht etwa wegen möglicher Terrorgefahr - sondern wegen der Risiken, die mit falschem Benehmen auf der Wiesn, insbesondere mit dem übermäßigen Genuss des Wiesnbieres einhergehen.

Die Vertretung der USA warnt etwa davor, dass man nicht in dem Park "außerhalb des Oktoberfestes" schlafen solle. Ob damit nun der Bavariapark oder der allseits beliebte Kotzhügel gemeint ist, lässt die US-Botschaft offen. Sie weiß aber: Taschendiebe hielten immer nach ungeschützten - so wörtlich - "Bierleichen" Ausschau, nach "beer corpses", wie es die US-Botschaft übersetzt. Das sind harte Worte. Denn wer jemals einem englischen Muttersprachler das Wort "Bierleiche" zu erklären versucht hat, weiß, dass manche Leute zunächst glauben, da lägen echte Tote herum. Vielleicht ist der Hinweis aber auch Absicht, er wäre eine wirkliche Abschreckung.

Der Hinweis der Botschaft, "Oktoberfest-Bier ist stärker, als Sie denken", klingt dagegen eher wie eine Einladung.

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Quelle: oh

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Pille gegen Kater

Der große Fredl Fesl hat einst das schöne Lied vom Rausch gesungen. In dem heißt es unter anderem: "Da leit der Depp sei Oide raus und schreit ihr zua: bevors d' mi drischst, mir hams ins Bier an Rausch nei gmischt." Ja, es soll öfter vorkommen, dass böse Mächte einem einen Rausch ins Bier hineinmischen. Vor allem das Wiesnbier ist öfter mal verseucht von Räuschen. Herauszufinden, wie es dazu kommt, wäre Sache der Polizei. Denn man sieht immer wieder Leute auf der Theresienwiese herumwackeln, denen es irgendwer böse gemeint und ihnen deshalb Obengenanntes angetan hat.

Aber so schlimm sind die Folgen meistens nicht: Zum Glück gibt es ja allerlei Anti-Kater-Rezepte, die einen wieder fit machen sollen. Die Zeitungen schreiben zum Ende der Wiesn immer, dass sie irgendwo angeblich Schafsaugen gegen das Kopfweh danach verschlingen. Konventioneller ist dann schon der Anti-Kater-Hering. Aber wozu sich am nächsten Tag überwinden und irgendwas essen? Kommt doch eh wieder von vorne raus. Das müssen sich auch die Anbieter der Wundermedizin mit dem sinnigen Namen After Alc gedacht haben. Ein Kater mit Piratenaugenbinde (vielleicht ist es ja auch eine Katze) ziert die Verpackung, auf der dann steht: "Böser Kater?! Nächstes Mal lieber gleich" . . . dann der Produktname. Ja, so geht das. Wir können saufen, was wir wollen, solange wir dann am nächsten Morgen Spurenelemente in Pillenform zu uns nehmen.

Braucht's des? Mei, vielleicht schon. Aber mal ehrlich: Das Wiesnbier macht kein Kopfweh! Keinesfalls! Niemals nicht! Man muss halt seine Mass gut bewachen. Dann kann auch keiner einen bösen Rausch hineinmischen.

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Quelle: AFP

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Gastdirigent

Als Person des öffentlichen Lebens muss man immer eine gute Figur machen. Würde sich zum Beispiel Oberbürgermeister Dieter Reiter beim Anzapfen blöd anstellen, hinge ihm das den Rest seiner Amtszeit nach. Das Gastdirigat beim Wiesn-Platzkonzert ist eine weitere Bewährungsprobe für den OB und andere, etwa seinen Stellvertreter Josef Schmid, Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle oder Wiesnstadtrat Otto Seidl. Wer da stocksteif den Taktstock schwingt, blamiert sich leicht.

Freilich ist klar: Was die Herrschaften auf dem Podium treiben, ist eher eine Art rhythmischer Sportgymnastik als ein Dirigat. Es wäre interessant gewesen zu hören, wie der "Laridah Marsch" geklungen hätte, hätte sich die Kapelle an die, sagen wir, avantgardistischen Vorgaben von KVR-Chef Böhle gehalten. Aber Profi-Musiker lassen sich so leicht nicht aus dem Rhythmus bringen.

Für Leute, die in ihrem Berufsleben den Takt vorgeben, ist so ein Gastdirigat eine nette Geste. Dass diese funktioniert, dafür sorgt stets ein Mann, der quasi als Ghostdirigent im Hintergrund agiert, während alle Welt auf die wedelnden Arme der Prominenz schaut: Alois Altmann von den Isarspatzen, die im Hofbräuzelt spielen. Den braucht's wirklich dringend bei solchen Anlässen. Sonst würde beim Platzkonzert aus Märschen ganz schnell ein arges Gestolper.

© SZ.de/clu/fjk/infu/schub/sim/ebri
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