Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:"Das Wiesn-Bier ist unser Heiligtum"

In diesem heißen Sommer war Hacker-Pschorr-Chef Steinfatt kurz davor, den Sud für das Wiesn-Bier schon vorher anzufassen.

Von Franz Kotteder

"Wir kriegen schon richtig Angst vor uns selber", sagt Christian Dahnke, seines Zeichens 1. Braumeister von Hacker-Pschorr, "denn jedes Jahr wird unser Wiesn-Bier besser." Brauerei-Chef Andreas Steinfatt kann dazu nur beifällig nicken. "Ehrlich gesagt trinke ich jedes Wiesn-Bier gerne", fügt er dann noch hinzu, "aber unseres schon besonders gern, weil es dann doch eine Spur kerniger ist als die anderen, und das mag ich halt."

Überraschend ist diese Aussage vielleicht nicht: dass ein Brauerei-Chef sein Bier lobt, liegt im Bereich des Wahrscheinlichen. Tatsächlich aber ist das Hacker-Pschorr-Wiesn-Bier wieder einmal "das dunkelste von allen", wie Braumeister Dahnke sagt, weil man ausschließlich bayerischen Aromahopfen der Sorten "Tradition" und "Herkules" zu seiner Herstellung verwendet und Malze aus dem Raum Augsburg. Das sind brautechnische Details, mit denen nicht jeder etwas anfangen kann, und mehr will Dahnke sowieso nicht verraten: "Unsere Rezepturen bleiben geheim!"

So genau will es am Mittwochmittag im Eiswerk, der kleinen Spezialitätenbrauerei von Hacker-Pschorr am Auer Mühlbach, eigentlich auch niemand wissen: Es genügt, dass das Wiesn-Bier wieder äußerst wohlschmeckend und süffig geraten ist. Was die beiden Wiesnwirte Toni Roiderer vom Hackerzelt und Georg Heide von der Bräurosl gerne bestätigen. Beide sind zur Wiesn-Bierprobe nicht allein gekommen. Heide hat seinen Schwiegersohn Pascal mitgebracht, Toni Roiderer hat praktisch die gesamte Familie dabei. Ehefrau Christl ist ebenso mitgekommen wie Sohn Thomas - der auch das Fass mit zwei souveränen Schlägen anzapft - und dessen Frau Janina. Auch der eineinhalbjährige Enkel Toni ist da und erkundet schon einmal das Terrain. Könnte ja gut sein, dass er eines Tages auch einmal Wiesnwirt wird und dann bei der Bierprobe hier anzapfen darf.

Gewisse Traditionen haben jedenfalls Bestand bei Hacker-Pschorr, verspricht Steinfatt: "Das Wiesn-Bier ist unser Heiligtum!" Deshalb habe man den Sud selbstverständlich auch in diesem heißen Sommer nicht angerührt - obwohl Hacker-Pschorr zeitweise an die Grenze seiner Kapazitäten geraten sei. "Wir waren nahe dran, dass es hieß: Jetzt geht uns das Bier aus." Es ging dann aber doch noch alles gut, und so kann Braumeister Dahnke feststellen, dass mit Menge, Stammwürze und Alkoholgehalt ("Der Alkohol ist ja auch Teil des Tagesziels mancher Wiesnbesucher") alles seine Richtigkeit haben wird, wenn es in gut zwei Wochen losgeht.

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SZ vom 03.09.2015/ratz
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