Oktoberfest-Bilanz:Zwischen Bierseligkeit und Terrorangst

Es zog weniger Gäste auf die Wiesn als die letzten Jahre, doch getrunken wurde reichlich: 6,5 Millionen Maß. Mehr als 700 "Bierleichen" hielten die Sanitäter auf Trab.

Terrorwarnungen und verstärkte Sicherheitsmaßnahmen haben auf dem Münchner Oktoberfest in diesem Jahr zu einem merklichen Besucherrückgang geführt. Trotz guten Wetters und milder Temperaturen kamen an den 16 Wiesn-Tagen 2009 nur etwa 5,7 Millionen Gäste auf die Theresienwiese. In den vergangenen Jahren waren es meist mehr als sechs Millionen Besucher.

Oktoberfest-Bilanz: Nach den Drohvideos sicherte ein Großaufgebot an Polizisten dieses Jahr das Oktoberfest.

Nach den Drohvideos sicherte ein Großaufgebot an Polizisten dieses Jahr das Oktoberfest.

(Foto: Foto: ddp)

Gleich blieb aber der Bierkonsum: Die Oktoberfestbesucher tranken 6,5 Millionen Maß. Deutlich zugenommen hat dagegen die Zahl der "Bierleichen". Mehr als 700 Personen wurden wegen exzessiven Alkoholkonsums in der Sanitätsstation medizinisch behandelt.

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sprach bei der Präsentation des vorläufigen Schlussberichts von vorübergehend "beachtlichen Rückgängen": Nach einer "prächtigen" ersten Wiesn-Woche habe es nach den beiden Terrorvideos mit direktem Bezug zum Oktoberfest und den erhöhten Sicherheitsmaßnahmen seit Montag vergangener Woche Einschnitte bei Besucherzahl und Umsätzen gegeben.

Seit Freitag sei der Besucherandrang aber wieder wie gewohnt riesig, es habe einen "fulminanten Schlussspurt" gegeben, sagte Ude.

Insgesamt gesehen sei der Besucheransturm so trotz "erschwerender Umstände" mit mehreren Millionen Gästen wieder "gigantisch" gewesen. "Alles in allem eine glückliche Wiesn", resümierte Ude.

Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer sagte, es seien nach den Terrordrohungen "alle notwendigen Maßnahmen" ergriffen worden. Diese seien auch "ausreichend" gewesen, um eine sichere Wiesn zu garantieren.

Festleiterin Gabriele Weishäupl verwies zugleich auf einen "Trend zur Konsumzurückhaltung", der sich schon in der ersten Wiesn-Woche abgezeichnet habe. Im Schnitt wurden weniger Geld für Speisen, Souvenirs und Fahrgeschäfte ausgegeben als im Vorjahr. Einzig beim Bierkonsum lässt sich dieser Trend nicht beobachten.

Ein Plus von etwa zehn Prozent wurde bei nichtalkoholischen Getränken verzeichnet. Auch die Zahl der verzehrten Ochsen stieg an: 111 der Tiere wurden in diesem Jahr auf dem Oktoberfest verspeist, 2008 waren es 104. Dafür war das Wiesn-Hendl heuer etwas weniger beliebt: Die Küchen meldeten ein Minus von zwei Prozent.

Begeistert zeigte sich die Festleitung vom "idealen Volksfestwetter". Weishäupl sagte: "Das war die trockenste Wiesn, die wir je hatten."

Die Rettungskräfte verzeichneten allerdings durch die warme Witterung einen deutlichen Anstieg an Herz- und Kreislaufpatienten auf der Wiesn.

Die "problematische Kombination von Sonne, Wärme und Alkohol" habe eine gewichtige Rolle gespielt, sagte der ärztliche Leiter der Sanitätsstation des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Kurt Schneider. Dafür hätten die Rotkreuz-Ärzte in diesem Jahr aber auch weniger Erkältungskrankheiten behandeln müssen als in den vergangenen Jahren.

Zudem mussten 759 Menschen aufgrund zu starken Alkoholkonsums in der Sanitätsstation medizinisch behandelt werden, über 100 mehr als im Jahr zuvor. "Bei warmen Temperaturen wird das Wiesn-Bier meist nicht nur mehr, sondern auch schneller getrunken", erklärte Schneider.

Auch der seit einigen Jahren feststellbare Trend, dass zunehmend jüngere und weibliche Besucher unter akuten Alkoholvergiftungen leiden, setzte sich in diesem Jahr fort. Zwei Drittel der "Alkoholleichen" sind den BRK-Angaben zufolge unter 30 Jahre alt, ein Drittel waren Frauen.

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