Es gibt ja die merkwürdigsten Theorien, was das Wiesnbier angeht. Die einen sagen, sie würden ihre Marke mühelos in einer Blindverkostung erkennen (was in der Praxis regelmäßig schiefgeht), die anderen behaupten, das Wiesnbier schmecke bei jeder Brauerei jedes Jahr anders (was schon eher in den Bereich der Wahrheit kommt). Alle Braumeister aber freuen sich jedes Jahr wieder, wenn sie fürs Oktoberfest brauen, weil sie dann zeigen dürfen, was sie können und nicht den üblichen Mindeststandard erfüllen müssen, den es braucht, um ein möglichst breites Publikum zu bedienen und auch den Controller zu befriedigen. Und sie reden meist auch gerne und viel darüber, was sie da produzieren, oft sogar in ausgesprochen blumigen Worten. Wir haben ihnen zugehört, aber die sechs Biere auch getestet.
Das Bittere
Eine der nettesten Attraktionen auf der Wiesn ist der Löwe vor dem Löwenbräuzelt. Wenn jemand im Büro aufs Knöpfchen drückt, brüllt er mit kräftiger Stimme ein lautes "Löööwenbräu" in die Menge. Kräftig und dem Namen entsprechend soll auch das Wiesnbier von Löwenbräu sein. Braumeister Bernd Kräussel verwendet ein etwas dunkleres Malz als zum Beispiel Spaten. Zudem ist das Löwenbräu das bitterste aller Oktoberfestbiere, was Kräussel als "betonte Hopfennote im Abtrunk" umschreibt. Die Stammwürze liegt bei 13,8, der Alkoholgehalt bei 6,0 Prozent. Trinkt man es ein bisschen wärmer, könnte man das Löwenbräu geschmacklich etwas sperrig finden. Frisch gezapft und eiskalt läuft es aber fast genauso gut die Kehle runter wie die anderen auch.