Oktoberfest-Bier:So schmecken die Wiesnbiere

Kurz vor Beginn des Oktoberfests laden sechs Münchner Brauereien zur Verkostung. Jedes Bier hat seinen ganz eigenen Charakter. Der Jahrgang 2016 im Test.

Von Franz Kotteder und Andreas Schubert

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Quelle: Robert Haas

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Es gibt ja die merkwürdigsten Theorien, was das Wiesnbier angeht. Die einen sagen, sie würden ihre Marke mühelos in einer Blindverkostung erkennen (was in der Praxis regelmäßig schiefgeht), die anderen behaupten, das Wiesnbier schmecke bei jeder Brauerei jedes Jahr anders (was schon eher in den Bereich der Wahrheit kommt). Alle Braumeister aber freuen sich jedes Jahr wieder, wenn sie fürs Oktoberfest brauen, weil sie dann zeigen dürfen, was sie können und nicht den üblichen Mindeststandard erfüllen müssen, den es braucht, um ein möglichst breites Publikum zu bedienen und auch den Controller zu befriedigen. Und sie reden meist auch gerne und viel darüber, was sie da produzieren, oft sogar in ausgesprochen blumigen Worten. Wir haben ihnen zugehört, aber die sechs Biere auch getestet.

Das Bittere

Eine der nettesten Attraktionen auf der Wiesn ist der Löwe vor dem Löwenbräuzelt. Wenn jemand im Büro aufs Knöpfchen drückt, brüllt er mit kräftiger Stimme ein lautes "Löööwenbräu" in die Menge. Kräftig und dem Namen entsprechend soll auch das Wiesnbier von Löwenbräu sein. Braumeister Bernd Kräussel verwendet ein etwas dunkleres Malz als zum Beispiel Spaten. Zudem ist das Löwenbräu das bitterste aller Oktoberfestbiere, was Kräussel als "betonte Hopfennote im Abtrunk" umschreibt. Die Stammwürze liegt bei 13,8, der Alkoholgehalt bei 6,0 Prozent. Trinkt man es ein bisschen wärmer, könnte man das Löwenbräu geschmacklich etwas sperrig finden. Frisch gezapft und eiskalt läuft es aber fast genauso gut die Kehle runter wie die anderen auch.

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Quelle: Robert Haas

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Das Milde

Im Alltag wird das normale Helle von Spaten - frei nach Gerhard Polt - ja oft als "Gwasch" verunglimpft. Das Wiesnbier der Brauerei dagegen ist ein aromatisches Gebräu mit einer schönen blumigen Hopfennote. Der Alkoholgehalt ist mit 5,9 Prozent vergleichsweise gering, Braumeister und Spaten-Geschäftsführer Harald Stückle beschreibt das Bier als "vollmundig und hopfenaromatisch im Abtrunk". Der Stammwürzegehalt liegt bei 13,7 Prozent, geschmacklich ist das Bier deutlich milder als das der Schwesterbrauerei Löwenbräu. Stückle bemüht einen Vergleich zum Smartphone-Spiel "Pokémon Go", bei dem man Heiltränke sammeln kann. Ob das Spaten aber wirklich als Heiltrank gegen den Kater vom Vortag etwas taugt, müssen die Wiesnbesucher schon selber herausfinden.

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Das Kräftige

Was hat man sich vorzustellen unter einem "hervorragend abgerundeten Körper"? Wiesngänger denken da eher an die Bedienung, die ihnen die Augustinermass bringt, als an das Bier selbst. Braumeister und Brauereivorstand Martin Leibhard bringt es so auf den Punkt: "Es gibt drei Arten von Bieren: malzbetonte, hopfenbetonte und unseres." Was nicht heißen soll, dass man bei Augustiner auf Malz und Hopfen wenig Wert lege, im Gegenteil: "Wir machen unser Malz noch selber!" Mit 6,3 Prozent Alkohol und 13,8 Prozent Stammwürze ist es das kräftigste der sechs Wiesnbiere, von der Farbe her das hellste. Süffig ist es auf alle Fälle. Kenner prophezeien schon heute, es trinke sich ratzfatz weg. Der Biersommelier nennt das einen "geschmeidigen, fließend runden Abgang".

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Das Hopfige

Was die Hopfendolden angeht, dürfen laut Braumeister Rolf Dummert bei Hofbräu "nur die Modellathleten ins Wiesnbier". Man könnte da auch, wie es die Verkoster tun, von einer "gut eingebundenen Hopfenbittere" sprechen, um den Geschmack des Hofbräubieres zu beschreiben. Der Hopfen steht im Vordergrund. Ob die Malznoten "an Bisquit erinnern", sei dahingestellt, auf alle Fälle tragen sie zur leuchtenden Bronzefarbe des Bieres bei. Was die Stammwürze angeht, so liegt Hofbräu mit 13,8 Prozent ziemlich weit vorne, auch der Alkoholgehalt von 6,2 Volumenprozent ist deutlich im oberen Bereich. Das kommt einem Modellathleten unter den Bieren immerhin schon nahe. Dass es aber vor Kraft kaum laufen könnte, kann man nun wirklich nicht behaupten.

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Das Dezente

Was sich dieses Jahr wohl wieder für Geschichten aus dem Paulaner-Wiesngarten erzählen lassen werden? Ob Besucher aus Italien oder sonstwo her später dann begeistert zu Hause berichten, das Bier habe eine Hopfenbittere, die "ausgewogen und dezent im Hintergrund" bleibt? Oder werden sie das "satte Goldgelb" preisen, das Braumeister Christian Dahncke produziert hat? Vielleicht werden sie sich aber daran erinnern, dass man - glaubt man Dahnckes Worten - nach "drei oder dreieinhalb Mass und einer guten Brotzeit" immer noch gehen kann. Okay, vielleicht nicht mehr ganz gerade, denn trotz aller Milde und "sahniger Aromanoten" ist es immer noch ein Wiesnbier mit einem Alkoholgehalt von 5,9 Prozent und einer Stammwürze von 13,6 Prozent. Das haut so manchen auch nach drei Mass um.

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Das Dunkle

"An der Farbe hast du auch gespart", frotzelte Hacker-Pschorr-Braumeister Rainer Kansy über seinen Kollegen von Paulaner. Aber er kann auch leicht die Hosenträger schnalzen lassen, denn sein Bier ist nicht nur kräftig bronzefarben und damit das dunkelste von allen, sondern liegt auch in der Stammwürze (13,7 Prozent) und beim Alkoholgehalt (6,1 Prozent) im oberen Bereich. Überhaupt schmeckt man deutlich, aber erfreulicherweise nicht überdeutlich heraus, dass zum Bierbrauen Malz und Hopfen benötigt wird. Beide Aromen sind gut vertreten. Insgesamt also ein recht nahrhaftes Wiesnbier, das eine ordentliche Grundlage gut vertragen kann. Ehren-Wiesnstadtrat Hermann Memmel fasst es so zusammen: "Vor dem Essen Paulaner, danach Hacker-Pschorr."

© SZ vom 14.09.2016/jey
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