Oktoberfest:Das Schönste am Wiesnbesuch ist, wenn die Gäste wieder fahren

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Zur Wiesn-Zeit reaktiviert man gerne Bekanntschaften in München. Natürlich freuen sich die über den Besuch - also manchmal zumindest. (Foto: imago images/Ralph Peters)

Zum Oktoberfest kündigen sich beim Münchner gerne nahe und ferne Bekannte an. Wer als Gastgeber die Wiesn nicht leiden kann, hat Pech.

Glosse von Laura Kaufmann

Das Oktoberfest ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, selbst in Australien kann es dem Münchner passieren, dass er auf die Ansage, wo er denn herkomme, in etwa Folgendes hört: "Munich?! FC Bayern! Oktoberfest!" Und so passiert es dem Münchner, der Bekanntschaften über die Stadtgrenzen hinaus geschlossen hat, dass just zu diesem Fest der vor Jahren locker in den Raum gestellte "Komm mich doch mal besuchen"-Aufforderung plötzlich nachgekommen wird.

Wer die Wiesn ganz gern mag, kann die Bekanntschaft jetzt einmal herumführen, Hendl essen, ein paar Mass trinken. Mit Glück sind alle zufrieden und wenn sie nicht gestorben sind, dann sind sie Freunde bis heute.

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Von Laura Kaufmann

Mit Pech kündigt sich die Bekanntschaft bei einem an, der die Theresienwiese am liebsten weiträumig umfährt. Die Bekanntschaft will mit einer Handvoll bester Freunde kommen, "wirklich alle ganz umgänglich", und die Tatsache, dass so viele Schlafplätze nicht vorhanden sind, ist "gar kein Problem", zur Not schlafen sie auf dem Boden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit weiß dieser Besuch nicht, dass man als Münchner nicht selbstverständlich am Wochenende mal eben eine Horde angetrunkener Feierwilliger ins Zelt hineinbringen, geschweige denn Samstagabend einen Tisch dort klarmachen kann.

Besuch ist aber nicht nur ein Problem für den, der das Oktoberfest als überdrehtes Party-Areal versoffener Proll-Zombies sieht. Im Zwiespalt der Gefühle ist auch der Wiesnliebende, der schon seit dem letzten Kehraus die Tage bis zum Anstich zählt. Besuch, so lieb er ihm sein mag, ist auch Verpflichtung. Wer kein Volldepp ist, bemüht sich, dem Gast ein schönes Erlebnis zu bereiten. Das heißt in den meisten Fällen: Zurückstecken und den Gastbedürfnissen Vortritt lassen.

Und dieser Gast ist vielleicht so begeistert von der Atmosphäre im Hofbräuzelt, dass er bei dem Vorschlag, mal eben rüberzuschauen ins Hacker, wo sich die im ganzen Land verstreuten Schulfreunde einmal im Jahr treffen, nur höflich nickt. Der will noch nicht heim, wenn das Schnapsstandl seine Rollläden herunterfährt, obwohl der Münchner morgens wieder präsentabel im Büro sitzen muss. Oder andersrum, hat trotz Warnung viel zu viel von diesem leckeren Riesenbier getrunken und muss schon vor Zeltschluss nach Hause getragen werden. Oder er stellt den Wecker sehr früh, damit vor der Festhallengaudi noch eine gemeinsame Stadtführung drin ist.

Besuch, so lieb er auch sein mag, hat manchmal dann seinen unkompliziertesten Moment, wenn sich Gast und Gastgeber zum Abschied in den Armen liegen. Verspürt der Gastgeber dabei einen Hauch der Erleichterung, muss das auf den Wiesnliebevirus geschoben werden. Leider ist dieser äußerst ansteckend. Die Chancen, dass der Besuch im nächsten Jahr wiederkommt, sind hoch.

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