Nur noch wenige Tage bis zum Wiesnwahnsinn, da ist es gut, wenn die Verantwortlichen den Überblick behalten. Die Deutsche Bahn, die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und Tausende Mitarbeiter sorgen neben der Polizei dafür, dass der Weg von und zur Theresienwiese in den nächsten Wochen einigermaßen reibungslos verläuft. Mit drei Millionen Fahrgästen zusätzlich rechnet Heiko Büttner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn München, von 22. September bis 7. Oktober. Allein an der Hackerbrücke werden drei Mal so viele Menschen ein- und aussteigen wie an normalen Tagen. Für Büttner ist die Hackerbrücke daher zur Wiesn ein "Hauptbrennpunkt".
Kein Wunder also, dass Büttner und seine Kollegen sowie Vertreter der Bundespolizei und der Stadt am Montagmorgen auf dem Dach des Bahnstellwerks an der Hackerbrücke stehen und das Sicherheits- und Servicekonzept erläutern. Von dort oben sieht man auf den Bahnsteig, dort sind rot-weiße Flatterbändchen gespannt, der S-Bahnhof erhält gerade ein "Facelifting", wie Bahnhofsmanagerin Mareike Schoppe erklärt.
Während der Wiesn werde es weniger Sitzgelegenheiten am Bahnsteig geben und die verbliebenen Sitze werden besser angeordnet, "so werden die Laufwege freigeräumt". 350 000 Menschen werden sich in der nächsten Zeit auf dem Bahnsteig drängen, die zum Oktoberfest wollen oder wieder nach Hause. Neue Treppenbeläge "sollen den Aufenthalt angenehmer machen", sagt die Bahn - wobei zumindest fraglich ist, ob ein neuer Treppenbelag auf einem überfüllten Wiesnbahnhof die Atmosphäre verbessert, wo doch eigentlich nur jeder von dort weg will.
Damit das in dem Oktoberfest-Gedränge funktioniert, stockt die Bahn kräftig auf: 500 zusätzliche Züge sollen fahren, allein 400 S-Bahnen und 100 Regionalbahnen. Vor allem an den Wiesnwochenenden wird es Sonderzüge geben, von Nürnberg, Würzburg, Donauwörth, Augsburg, Ulm und Kempten fast bis an die Festzelte. "Alles, was rollen kann, ist im Einsatz", sagt Heiko Büttner. Dazu zählen auch die neuen Züge, die gerade erst ihren Betrieb aufgenommen haben. Zehn Stück sind jetzt im Einsatz, sie sind geräumiger als die herkömmlichen Modelle und haben am Ende der Abteile sogenannte Kuschelecken, halbrunde Sitzecken. Bahnmanager Büttner betont aber, dass es bei aller Wiesngaudi in den S-Bahnen auch heuer eines nicht geben wird: Biertische in den Zügen.
Sicherheitskräfte sind verstärkt im Einsatz
Die Regionalzüge enden trotz der Wiesn nicht an der Hackerbrücke, sondern wie immer am Hauptbahnhof. Das ist für Bahn wie für die Polizei auch wichtig, damit sich die Menschenmassen auf verschiedene Orte verteilen. Die Bundespolizei wird deshalb nicht nur bis zu 60 Einsatzkräfte an der Hackerbrücke haben, sondern auch bis zu 30 Leute am Hauptbahnhof. Auch zahlreiche Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst der Deutschen Bahn werden im Einsatz sein. Erstmals werden sie Bodycams tragen, um im Notfall Videobeweise zu haben.
Die Bundespolizei kündigte am Montag an, dass sie ihr Sicherheitskonzept weiter "optimiert und verfeinert", sagte Jürgen Vanselow, der Leiter der Inspektion. Die Bundespolizei ist für die Bahnhöfe und Bahnen zuständig. Zu Spitzenzeiten werden etwa 200 Beamte gleichzeitig im Einsatz sein, unterstützt werden sie von 130 Bundespolizisten aus ganz Deutschland. Natürlich ist die Polizei auch auf der Hackerbrücke mit Einsatzkräften präsent - und ihrem beinah legendären Lautsprecherwagen. "Das ist aber kein Partybus", sagt Vanselow. Auch wenn aus der Verstärkeranlage oftmals Partymusik schallt, während sich die Ströme zur Theresienwiese schieben oder zurück, gehe es den Polizei-DJs "ganz einfach um Sicherheit und Geschmeidigkeit im Verkehr". Und wenn eben der Fußgängerverkehr auf der Brücke ins Stocken gerät, soll die musikalische Beschallung durch die Polizei als Stimmungsmacher dienen.
Bahn-Sprecher Michael Schmidt weist darauf hin, dass Wiesnbesucher nicht nur die Hackerbrücke anfahren sollten, sondern auch den Hauptbahnhof und von dort zu Fuß zur Theresienwiese laufen sollten, "um somit Tram- und U-Bahnen zu entlasten". Im Hauptbahnhof (auch am Ostbahnhof und in Pasing) gibt es bekanntlich zahlreiche Schließfächer, wo Gepäckstücke deponiert werden können. Dann spart man sich die Gepäckkontrolle und -abgabe am Oktoberfesteingang. Ein großer Geldbeutel genügt für den Wiesnbesuch als Handgepäck, finden die Festwirte.