Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Auf der Wiesn gehn die Lichter aus

Die Bavaria versinkt im weißen Rauch der Böllerschüsse - und alle Wiesnfans in wehmütiger Glückseligkeit. Und jetzt: hoch die Wunderkerzen! Die schönsten Impressionen aus 16 Tagen Oktoberfest.

Hoch die Mass: Am Ende des allerletzen Wiesnabends dürfen die Bedienungen mitfeiern oder besser: sich feiern. Hinter ihnen liegen 16 Tage Schwerstarbeit. Wer da noch so lächeln kann, darf auch ein bisschen feuchte Augen haben.

Schließlich schweißen 16 Tage Oktoberfest auch zusammen - und trotz all des Stresses: Im folgenden Jahr will fast Jede wieder dabei sein. Also wird beim letzten Lied die Wunderkerze ausgepackt, mit heiserer Stimme mitgesungen und, irgendwann dann, mit glückseligem-traurigem Gefühl nach Hause gewankt.

Nicht einmal zwei Stunden später, die Reste der Wunderkerzen sind schon längst weggekehrt, sind die Bedienungen schon wieder und immer noch am Putzen. Bevor alles eingemottet wird für die nächste Wiesn, muss die Schmutzschicht runter.

Der Abschiedsschmerz ist meist nicht erst am Abend zu spüren. Hardcore-Wiesnfans werden schon vorm letzten Wochenende wehmütig. Aber was hilft's. So lange Zelte und Fahrgeschäfte stehen wird mitgemacht. Also auf geht's zur nächsten Runde: Der Olympia-Looping rast nochmal durch die Ringe und lässt die Welt für seine Fahrgäste Kopf stehen. Wiesnwahnsinn.

Zu Füßen der Bavaria stellen sich die Böllerschützen am letzten Wiesnsonntag auf - und verursachen mit ihren Schüssen eine große weiße Wolke. Die kann aus ein bisschen Entfernung fast wie eine Kunstaktion wirken...

...zum Beispiel aus dieser Perspektive. Die Farbe kommt wirklich nur vom Salut der Böllerschützen und nicht etwa von einer Holi-Party.

Nach dem zweiten Wiesn-Heimspiel gehen die Fußballer des FC Bayern München traditionell (und offiziell, weil vorher ohne Erlaubnis ja bitte keiner ausschweifend Feiern geht...) auf die Wiesn. Das Ziel: ins Käfer-Zelt. Auf dem Bild ist Xabi Alonso, der Neuzugang von Real Madrid, zu sehen - mit keckem grünem Hütchen. Ähnlich wie auf dem Spielfeld scheint er sich auch so recht schnell an die Bräuche der Bayern gewohnt zu haben. Bilder vom Rest der Mannschaft sehen Sie hier.

Ob sie das noch alles losbekommt? Eine Souvenierverkäuferin steht am Rande des Böllerschießens und blickt auf die Federpracht ihrer Hüte.

Für Menschen mit Höhenangst ist schon das Zusehen vom Boden aus eine Herausforderung. Im High Energy etwa werden Wagemutige bis zu 30 Meter in die Höhe geschleudert.

Beim Power Tower geht es gleich mehr als 60 Meter im freien Fall nach unten.

Und selbst eine Fahrt im traditionellen Kettenkarussell kann zu einem Abenteuer in luftiger Höhe werden. Für alle, die dann doch noch Angst bekommen, entschädigt wenigstens der sensationelle Blick auf die Paulskirche.

Eine Fahrt mit der Schiffschaukel gehört traditionell zu einem Wiesnbesuch dazu. Doch den Überschlag trauen sich nur die wenigsten. Wichtig dabei: Bier und Hendl sollte man erst danach verzehren.

Wenn es dämmert schlendert es sich besonders schön über die Wiesn.

Und auch wer schon in einem Fahrgeschäft sitzt, kann sich dem Reiz der unzähligen bunten Lichter nicht entziehen.

Wie viele Glühbirnen und LED-Leuchten auf der Wiesn verbraucht werden? Unbekannt. Aber allein unterm Dach des Löwenbräu-Zeltes leuchten etwa 16.500 Glühbirnen.

Obwohl sich der Himmel teils apokalyptisch zugezogen hatte, kamen am ersten Wochenende rund eine Million Besucher auf die Wiesn und tranken circa eine Million Mass.

Er wird doch nicht etwa? Nein, Ex-OB Christian Ude hat sich nicht vorgedrängelt und Dieter Reiter sein erstes Mal versaut. Hier zu sehen ist Kabarettist Uli Bauer. Er spielte Christian Ude jahrelang auf dem Nockherberg und besorgte in diesem Jahr den Anstich im Herzkasperlzelt auf der Oidn Wiesn.

Das Herbstwetter machte den Andrang auf die Plätze in den Zelten noch größer. Am Eröffnungstag war nicht nur der Schottenhamel, in dem OB Dieter Reiter die Wiesn um 12 Uhr offiziell eröffnete, schon um 9 Uhr wegen Überfüllung geschlossen. Wer nicht reinkam, war auf Regenschirme angewiesen.

Am zweiten Tag führte der Schützen- und Trachtenumzug durch die Münchner Innenstadt bis auf die Festwiese. Rund 9000 Trachtler und Schützen liefen mit, viele Tausend Zuschauer standen Spalier.

Zünftig geht es zu auf dem größten Volksfest der Welt: Hüte, Bärte und Gewehre waren ebenso vertreten...

... wie Mädels mit Sonnenschirmen und Kleidern aus vergangenen Zeiten. Auch der Himmel hatte vorübergehend ein Einsehen und klarte auf.

Für die entsprechende Musik sorgte unter anderem die Knabenkapelle aus Dachau.

In Bayern traditionell nicht zu unterschätzen: die Anziehungskraft strammer Waden. Das gilt umso mehr, wenn man zu späterer Stunde auf den Bänken tanzt.

Wenn die Zelte voll sind und die Plätze in den Biergärten unter Wasser stehen, sind die Fahrgeschäfte eine Option. Für einen Geisterbahnbesuch spricht: Man ist drinnen und bleibt für ein paar Minuten trocken.

Je später der Abend, desto bunter das Fest. Das Kettenkarussell sollte allerdings mit maximal zwei Mass intus genutzt werden.

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