Oktoberfestattentat:"Glauben Sie mir eines: Das Leben ist schön!"

Der größte rechtsextreme Anschlag der deutschen Nachkriegsgeschichte jährt sich zum 40. Mal. Zu diesem Anlass wird die "Dokumentation Oktoberfest-Attentat" eröffnet. Beim Gedenkakt sprechen vier Überlebende.

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(Foto: dpa)

Am Abend des 26. September 1980 hatte eine Bombe zwölf Wiesnbesucher sowie den rechtsextremen Bombenleger Gundolf Köhler in den Tod gerissen und mehr als 200 Menschen verletzt. Zum 40. Jahrestag des größten rechtsextremen Anschlags der deutschen Nachkriegsgeschichte reiste erstmals Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an den Gedenkort, den er hier mit vier Opfervertretern besucht, die stellvertretend für einen Kreis engagierter Überlebender Reden halten.

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(Foto: Sebastian Gabriel)

Dimitrios Lagkadinos ist einer von ihnen. Zum Zeitpunkt des Attentats war er 17 Jahre alt, er verlor beide Beine, als die Bombe um 22.20 Uhr am Haupteingang der Theresienwiese explodierte. "Der Hauptgrund, warum wir hier sprechen, ist zu erinnern", sagt Lagkadinos. "Für die Zukunft. Dazu gehört, die nächste Generation zu mahnen, was Gewalt und Extremismus zu Folge haben." Die Erinnerung an das Attentat mahne: "Wir dürfen nicht zulassen, dass Rechtsextremismus unser Zusammenleben vergiftet und bei jungen Menschen Fuß fassen kann." Er will einen Appell an Menschen richten, denen es gerade nicht so gut gehe. "Nehmt eurer Leben in die Hand und richtet den Blick nach vorne", sagt Lagkadinos. "Fragt nicht nach dem warum und weshalb. Solche quälende Gedanken schwächen euch nur. Glauben Sie mir eines: Das Leben ist schön.

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(Foto: REUTERS)

Renate Martinez läuft durch die nun eröffnete "Dokumentation Oktoberfest-Attentat", ein Informationsangebot, das den rechtsterroristischen Anschlag in das Gedächtnis der Stadtgesellschaft zurückrufen soll. Martinez war auf dem Heimweg, als die Bombe Splitter in ihre Lunge, in ihre Beine, in ihren Kopf schleuderte. " 40 Jahre später wünsche ich mir Dinge, die vor dem Attentat normal und selbstverständlich waren", sagt sie. "Die vor allen Dingen meine persönliche Bewegungsfreiheit einschränken." Unbeschwingt Tanzen zum Beispiel, oder um den Starnberger See Radeln. "Aber am allermeisten hätte ich mir gewünscht, dass die neuen Ermittlungen erfolgreich sind, dass die Täter verurteilt werden und im Knast landen, wo diese vielfachen Mörder längst hingehören."

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(Foto: Sebastian Gabriel)

Robert Höckmayr verlor bei dem Anschlag zwei Geschwister. "Mit Ende der Ermittlungen der Soko in diesem Jahr ist die für mich so wichtige Frage jetzt beantwortet", sagt er. "Das Attentat ist nun endlich offiziell als rechtsextrem eingestuft. Auch das Motiv ist geklärt: Dieser Anschlag sollte die Bundestagswahlen 1980 beeinflussen. Wer aber diese Demokratie mit Gewalt und Bomben aushebeln will, wird scheitern." Auch das sei die Botschaft des Wiesn-Attentats.

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(Foto: Sebastian Gabriel)

Gudrun Lang ist bei dem Anschlag schwer verletzt worden und verlor einen guten Freund. "Es gibt nicht nur Zerstörung", sagt Lang heute. "Tief im Menschen liegt eine ungeheure Kraft zur Erneuerung, die durch Hoffnung genährt wird. Diese darf man nicht aus dem Auge verlieren. Wir haben die Verantwortung für die nächste Generation." Das Attentat dürfe nicht in Vergessenheit geraten. "Aus Zerstörung muss wieder etwas erwachsen - nicht Hass, sondern die Hoffnung des Guten."

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