Sperrung wegen BombendrohungWarum sogar die Wiesn-Wirte gegen eine Verlängerung des Oktoberfests sind

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Am Donnerstagmorgen strömen die Menschen wieder aufs Oktoberfest.
Am Donnerstagmorgen strömen die Menschen wieder aufs Oktoberfest. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Nach der Zwangspause könnte man doch einfach einen Tag dranhängen: Der Vorschlag des Gaststättenverbands Dehoga findet wenig Anklang – aus guten Gründen. Im Münchner Rathaus gibt es dagegen eine andere Idee.

Von Jacqueline Lang

Tag zwölf der Wiesn, das war nicht zuletzt aus Sicht derjenigen, die auf der Wiesn arbeiten, ein ungewöhnlicher Tag: Aufgrund einer Bombendrohung war das Gelände mehr als sieben Stunden abgeriegelt. Für die Wirte, die Bedienungen, die Schausteller, ja alle Beschicker bedeutete das folglich, Verständnis hin oder her: einen halben Tag keine zahlenden Gäste und damit kein Umsatz. Als Reaktion darauf hatte der Verband Dehoga Bayern noch in der Nacht eine Verlängerung des Oktoberfests ins Spiel gebracht. Und auch wenn der Landesverband – offenbar auf Druck aus den eigenen Reihen – schon zurückgerudert ist, stellt sich doch die Frage: Ginge das überhaupt, die Wiesn einfach so verlängern?

Peter Inselkammer, Sprecher der Wiesn-Wirte, sagt am Donnerstagfrüh der SZ, man würde sich natürlich nicht grundsätzlich gegen eine Verlängerung „wehren“, allerdings müsse man schon sagen: „Das ist für uns so kurzfristig nicht darstellbar.“ Das liegt vor allem am Personal. Nahezu alle haben ja noch andere Jobs, viele leben auch gar nicht in München. Viele seien also nach Sonntagabend vermutlich einfach weg. Und ohne Köche, Spüler und Bedienungen, da läuft in den Zelten nichts. Einzig mit den Lieferanten könnte man laut Inselkammer wohl auch kurzfristig noch die Verträge verlängern. Ob das wirklich sinnvoll wäre, das wagt der Wirte-Sprecher aber zu bezweifeln.

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Es gab in den vergangenen Jahren zwar immer mal wieder Oktoberfeste, die länger als 16 Tage gingen, aber eben nur, wenn der Tag der Deutschen Einheit günstig fiel. Das ist dieses Jahr nicht der Fall: Wenn man in die Verlängerung gehen würde, dann würde diese auf reguläre Wochentage fallen – und das sind ja auf der Wiesn grundsätzlich die umsatzschwächeren Tage.

Skeptisch sieht den Dehoga-Vorstoß auch die Festleitung: „Von den Beschäftigten in den Bierzelten über die Schausteller bis hin zum Security-Personal ist alles bis Sonntag disponiert“, teilte eine Sprecherin mit. Viele der Menschen, die auf der Wiesn arbeiten, hätten ab Montag wieder andere Verpflichtungen, das Memminger Volksfest etwa geht bereits am 10. Oktober los. Zudem ließen sich auch die gebuchten Personalunterkünfte nicht überall verlängern. Dehoga-Landesgeschäftsführer Thomas Geppert schreibt angesichts dieser doch sehr verhaltenen Reaktionen auf seine Idee dann nur noch: „Die Wiesn-Wirte und Schausteller wünschen keine Verlängerung, und das respektieren wir natürlich.“

Wobei man sagen muss: Vereinzelt finden sich doch Befürworter einer Verlängerung. Heinrich Willenborg, der das Riesenrad betreibt, lässt mitteilen, dass aus seiner Sicht „eine Verlängerung um einen Tag grundsätzlich möglich und auch sinnvoll wäre“. Trotzdem sieht es zum jetzigen Zeitpunkt so aus, als würde es heuer bei 16 Tagen Wiesn bleiben.

Bleibt nur noch folgende Frage zu klären: Was ist mit all jenen, die am Mittwoch vor 17.30 Uhr eine Reservierung gehabt hätten? Dazu heißt es in einer Pressemitteilung der Vereinigung der Münchner Wiesn-Wirte: „Die Mittagsreservierungen können je nach Verfügbarkeit auf die kommenden Tage umgebucht werden“, für genauere Informationen wende man sich am besten an das jeweilige Festzeltbüro.

Biermarken sind auch nach der Wiesn noch einlösbar

Die Gutscheine, die bereits erworben wurden, würden ihre Gültigkeit nicht verlieren und könnten noch bis Sonntag bei einem Besuch im Zelt eingelöst werden, Marken für Bier und Hendl nehmen die meisten Wirte ohnehin noch einige Wochen nach dem Oktoberfest in ihren jeweiligen Wirtshäusern und Lokalen an.

Zelte wie die Ochsenbraterei hatten zudem bereits am Mittwochnachmittag zugesichert, dass man in jedem Fall – egal, ob nun Tischstornierung oder Umbuchung – auf Kulanz setzen werde. Viele Zelte bitten zudem unter anderem via Instagram darum, etwaige Stornierungen frühzeitig zu melden, damit die Tische noch anderweitig vergeben werden können. Dass viele Menschen am bevorstehenden langen Wochenende der Wiesn fernbleiben könnten, davon gehen die Wirte demnach offenbar nicht aus.

Und genau deshalb weist die Festleitung schon am Donnerstagfrüh darauf hin, dass die Haupteingänge der großen Zelte vermutlich bereits an diesem Tag zum Reservierungswechsel, sprich im Zeitraum von 16 und 18 Uhr, geschlossen sein werden. Besucherinnen und Besucher ohne eine Reservierung hätten in dieser Zeit demnach kaum eine Chance, in die Zelte zu gelangen. „Anstellen lohnt sich nicht!“, heißt es dann noch. Mit diesem Appell versuchen die Verantwortlichen, eine erneute Überfüllung zu vermeiden.

Parallel zu der Debatte um eine Wiesn-Verlängerung gibt es noch einen anderen Vorschlag, dieses Mal von der Münchner CSU. Demnach möge die Stadt „den Beschickern der Wiesn, die nicht am Modell der Umsatzpacht teilnehmen, ein Sechzehntel ihrer Pacht erlassen“. Mit dem Antrag will der Fraktionsvorsitzende Manuel Pretzl den entstandenen wirtschaftliche Schaden der Beschicker und Marktkaufleute minimieren. Eine Entscheidung steht hier allerdings noch aus.

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