Oktoberfest 2025Münchner sollen mehr Chancen auf Wiesntische bekommen

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Auf dem Oktoberfest lässt es sich besser feiern, wenn man einen Platz an einem Tisch ergattert hat.
Auf dem Oktoberfest lässt es sich besser feiern, wenn man einen Platz an einem Tisch ergattert hat. (Foto: Michaela Stache/Reuters)

Der Stadtrat beschließt, dass es für Bewohner der Stadt beim Oktoberfest mehr Reservierungsmöglichkeiten geben soll. Was in diesem Jahr geplant ist.

Von Heiner Effern

Die Münchnerinnen und Münchner sollen auf dem Oktoberfest leichter einen Platz in den Festzelten bekommen können. Die Stadt führt dafür nun auch an Wochenenden und am Feiertag eine spezielle Reservierung für Einheimische ein, die auch am Abend möglich sein wird. Sollten alle Wirte die neue Regel in drei Schichten umsetzen, könnte das über die gesamte Festzeit hinweg 100 000 zusätzliche fixe Plätze für die Münchner bedeuten, sagte der neue Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Christian Scharpf (SPD). „Und das Ganze ohne Mindestverzehr.“

Denn anders als bei den üblichen Reservierungen dürfen die Wirte im Münchner Kontingent nicht die verbindliche Abnahme von Speisen und Getränken verlangen. Zudem sollen die Einheimischen nicht nur ganze Tische, sondern auch weniger Plätze vorab buchen können. Trotzdem spricht Wiesnchef Scharpf von einer „Win-win-Situation“.

Denn die Wirte dürfen an Wochenenden und am Feiertag dafür zehn Prozent mehr Tische reservieren als bisher, was für eine deutlich größere Fluktuation sorgt als bei freier Platzwahl. Wer nämlich einmal einen frei zu vergebenden Tisch hat, gibt ihn möglichst nicht mehr her, konsumiert aber irgendwann nicht mehr so stark wie am Anfang. Neue Besucher bringen dagegen neuen Durst und Hunger mit, dadurch steigt der Umsatz.

Wirtschaftsreferent Scharpf verspricht sich dadurch mehr Fluktuation, aber auch „mehr Belebung auf dem ganzen Festgelände“. Wer ein Zelt wegen einer auslaufenden Reservierung verlassen muss, kauft sich vielleicht eher noch gebrannte Mandeln oder steigt in ein Fahrgeschäft ein. So hoffen es jedenfalls die Organisatoren. Sonst will der neue Wiesnchef nicht viel ändern, auch nicht am bewährten Sicherheitskonzept.

Die Stadtpolitik zeigte sich besonders mit der neuen Münchner Reservierungs-Richtlinie sehr zufrieden und genehmigte sie im Stadtrat ohne Gegenstimme. „Das ist vor allem für Familien eine gute Sache“, sagte Wiesnstadträtin Anja Berger (Grüne): „Ich finde das super!“ Ihr SPD-Stadtratskollege Klaus Peter Rupp freut sich besonders darüber, dass die Münchner „nicht einen ganzen Tisch reservieren“ müssen. Einheimischen wolle die Stadt so „einen gemütlichen und bezahlbaren Wiesn-Besuch ermöglichen“, sagte Manuel Pretzl, Vorsitzender der Fraktion CSU/Freie Wähler. „Einfach eine gute Lösung“, fasste FDP-Wiesnexpertin Gabriele Neff zusammen.

Der Stadtrat segnete am Dienstag ebenfalls einstimmig die Vorschläge der Verwaltung ab, wer auf dem Oktoberfest 2025 als Wirt oder Schausteller zugelassen wird. Die Verträge würden nun bis Ende Mai verschickt, sagte Scharpf. Ein solches Dokument wird zum zweiten Mal der Gastronom Peter Schöniger erhalten. Er setzte sich im Auswahlverfahren um das Musikantenzelt auf der Oidn Wiesn in der einzigen spannenden Entscheidung denkbar knapp vor dem Fraunhofer-Wirt Beppi Bachmaier mit seinem Herzkasperlzelt durch. Das bestätigte der Wiesnchef nach der nichtöffentlichen Sitzung.

Win-Win-Geschäft: Besucher sollen künftig leichter einen Tisch finden, für Wirte könnte der Umsatz steigen.
Win-Win-Geschäft: Besucher sollen künftig leichter einen Tisch finden, für Wirte könnte der Umsatz steigen. (Foto: Wolfgang Maria Weber/Imago)

„Ich freue mich unwahrscheinlich“, sagte Schöniger. „Das Programm steht, es wird vielseitig, traditionell und trotzdem innovativ.“ Dass er bei etwa 260 vergebenen Punkten nur einen einzigen vor dem Konkurrenten Bachmaier lag, weiß er nur vom Hörensagen. Die Wirte bekommen da vorab keinen Einblick. Schlecht geschlafen habe er vor der Entscheidung aber nicht, sagt Schöniger. Jetzt gehe er „noch beruhigter“ in die kommenden Tage.

Die erneute Zulassung sieht er auch als Beleg, dass er als „Kulturförderer auf der Oidn Wiesn“ bestätigt worden sei. Mehr als 70 Neubewerbungen von Musikanten und Musikantinnen seien bei ihm eingegangen. „Die junge Volksmusikszene hat sich besonders im einladenden Biergarten wohlgefühlt“, sagte Schöniger. Das soll auch dieses Oktoberfest wieder so werden.

Seinem Kontrahenten, Fraunhofer-Wirt Bachmaier, blute in diesen Tagen das Herz, wie er sagt. Er habe so viel investiert in Arbeit und Gedanken bei der Bewerbung. Die demokratische Entscheidung werde er aber „respektieren und nicht prozessieren“, sagte er. Als er im vergangenen Jahr erstmals völlig überraschend seinen Platz als Wiesnwirt verloren hatte, war er noch vor Gericht gezogen.

Besonders bitter ist für Bachmaier, dass er sich eigens für die Wiesn ein eigenes Festzelt gekauft hat, um bei der Bewerbung noch besser zu punkten. Das sei für einen Wirt mit einem Gasthaus in München „eigentlich ein Wahnsinn“. Wie der Kauf eines Autos, mit dem man nur einmal im Jahr fahre. Nun muss er es ganz stehen lassen.

Der unterlegene Wirt Beppi Bachmaier will das Ergebnis akzeptieren

Der seit Jahrzehnten als Förderer der Kultur anerkannte Bachmaier galt den Erfindern der Oidn Wiesn, die 2010 zum 200. Jubiläum als Hommage an die alten Zeiten erstmals veranstaltet wurde, als die ideale Besetzung für ein Festzelt. Bis 2024 erhielt er jedes Mal den Zuschlag. Der Wirt selbst sieht eine Tendenz, dass die Abgrenzung zum normalen Oktoberfest wackelt. Dass auch die Oide Wiesn vom „Einheitsbrei“ des restlichen Oktoberfests überspült werde.

Im vergangenen Jahr hatte es auch aus der Politik noch scharfe Kritik am Sieg Schönigers gegeben, diesmal blieb es bei leichtem Bedauern, das bei manchen durchschien. „Ich glaube, dass die Vergabe gut und mit einem ausgewogenem Kriterienkatalog erfolgt ist“, sagte Wiesnstadträtin Berger (Grüne). Die Bedeutung von Kultur und Brauchtum sei heuer sogar noch stärker eingeflossen.

Trotzdem hat es für Bachmaier nicht gereicht. „Ich kann persönlich verstehen, dass es bitter ist, wenn man knapp unterliegt. Ich selbst war immer gerne im Herzkasperlzelt, nicht zuletzt wegen des besonderen Kulturprogramms und der dortigen Atmosphäre.“ Das Ergebnis sei ohne Frage knapp, aber korrekt, sagte auch Stadtrat Rupp von der SPD. „Doch es ist, wie es ist.“

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