Oktoberfest 2025Das erste bargeldlose Wiesn-Zelt zieht Bilanz

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Die Bedienungen haben es in der „Münchner Stubn“ dank des bargeldlosen Bezahlens nun einfacher, nur beim Trinkgeld ist mehr Erklärungsarbeit notwendig.
Die Bedienungen haben es in der „Münchner Stubn“ dank des bargeldlosen Bezahlens nun einfacher, nur beim Trinkgeld ist mehr Erklärungsarbeit notwendig. (Foto: Florian Peljak)

Die „Münchner Stubn“ bietet heuer ausschließlich Kartenzahlung an. Wie Gäste und Bedienungen das finden und welche neuen Pläne die Wirtin schon verfolgt.

Von Jacqueline Lang

Es ist zwar nur eines der 21 kleineren Zelte auf der Wiesn, eine kleine Sensation ist es trotzdem: Die „Münchner Stubn“ ist heuer das erste Zelt überhaupt, das nur noch Kartenzahlung akzeptiert. Mit Bargeld kommt man hier also anders als in vielen anderen Zelten nicht mehr weit. Stellt sich nun die Frage: Funktioniert das – und wie kommt das bei Bedienungen und Gästen an?

Das Medien-Echo war groß, als die „Münchner Stubn“ im Juli bekanntgab, dass sie in diesem Jahr nur noch Kartenzahlungen annimmt. Damals, so erzählte es Wirtin Kathrin Wickenhäuser-Egger in der Woche vor der Wiesn am Telefon, sei man selbst überrascht gewesen, für wie viel Aufsehen die Ankündigung gesorgt habe und ja, auch, wie viel Unmut man dadurch auf sich gezogen habe. Sie ist sich damals nicht sicher, ob sie die Debatte mit weiteren Interviews befeuern will.

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Bei einem Treffen eine Woche später, am sechsten Tag der Wiesn, ist sie längst wieder redselig: Die Erfahrungen seien bislang eigentlich durchweg positiv, von einem älteren Ehepaar vielleicht mal abgesehen. Das sei irgendwann am Eingang gestanden, wo auch die Wirtin oft steht, um Gäste einzuweisen, und habe gesagt, dass sie sich dieses leere Zelt mal anschauen wollten, „wo keiner mehr hingeht“. Das Problem war nur: Das Zelt war damals nicht leer und ist es auch jetzt nicht, die Gäste kommen nach wie vor in die „Münchner Stubn“. Zumal es ja die gegenteilige Geschichte gibt, die Wickenhäuser-Egger erzählen kann: Von einem Gast, der kein Bargeld dabeihatte und zum Automaten rannte, bevor sie ihn aufhalten konnte – und sich dann trotzdem freute, dass er gar nicht hätte loslaufen müssen.

Fragt man selbst am Tag des Besuchs stichprobenartig einige Gäste, dann ist das Stimmungsbild ebenfalls durchmischt: Da sind die, die gar nicht gekommen wären, wenn sie davon gewusst hätten, weil sie normalerweise auf die Wiesn nur Bargeld mitnehmen. Da sind die, denen es eigentlich ein wenig egal ist. Und da sind die, die es für eine gute Sache halten, sich keine Sorgen wegen Bargeld machen zu müssen. Man muss allerdings sagen: Egal, wie ihr Urteil ausfällt, am Ende sitzen sie ja doch alle bei Wickenhäuser-Egger vor einer Mass in der „Münchner Stubn“.

„Kein Bargeld“, so steht es auf der Karte, die auf den Tischen in der „Münchner Stubn“ ausliegt.
„Kein Bargeld“, so steht es auf der Karte, die auf den Tischen in der „Münchner Stubn“ ausliegt. (Foto: Jacqueline Lang)

Was hat Wickenhäuser-Egger und ihren Mann eigentlich dazu bewogen, aufs Bargeld zu verzichten? Sie nennt hauptsächlich zwei Gründe: das Thema Zeit. Abends bei der Abrechnung geht es für alle im Zelt deutlich schneller – und sie müssen nicht mehr bis spät in die Nacht auf den Mann warten, der das Geld zur Bank bringt. Und dann wäre da noch der Faktor Sicherheit. Es kann kein Geld mehr abhandenkommen, auch die Bedienungen müssen keine Angst haben, auf dem Heimweg bestohlen zu werden. Ganz grundsätzlich findet sie das aber einfach zeitgemäß, es würden heutzutage ohnehin fast alle überall mit Karte zahlen, warum also nicht auf der Wiesn?

Können die Gäste nächstes Jahr per Paypal oder sogar mit Bitcoin bezahlen?

Sie weiß, dass es unter ihren Wirtskollegen einige gibt, die ihren Schritt mit Skepsis verfolgen. Auch, weil sie offenbar Angst vor technischen Problemen haben. Wickenhäuser-Egger aber sieht das entspannt, sie hat Vertrauen in ihre Systeme und ihre Elektriker. Und nach den ersten Tagen, in denen alles gut gelaufen ist, freut sie sich eigentlich nur doch darüber, offenbar eine größere Debatte angestoßen zu haben. Sie will nächstes Jahr jedenfalls nicht nur mit dem bargeldlosen Bezahlen weitermachen, sie denkt schon über weitere Bezahlungsmethoden nach, die sie anbieten könnte. Paypal oder Bitcoin etwa. Und: Sie könnte sich vorstellen, dass, wenn nicht gleich 2026, so doch in den kommenden Jahren, einige weitere Wirte ihrem Beispiel folgen.

Den Rückhalt ihrer Bedienungen hat sie jedenfalls offenbar. Orhan Yilmaz, der bis zum Wirtewechsel in der Bräurosl gearbeitet hat und nun im dritten Jahr in der „Münchner Stubn“ ist, kann der Umstellung jedenfalls nur Positives abgewinnen. Es mache das Arbeiten um so vieles einfacher. Allein beim Trinkgeld sei jetzt ein wenig mehr Erklärungsarbeit notwendig. „Man muss halt viel, viel mehr kommunizieren“, sagt Yilmaz. Das dürfte allerdings vielleicht auch daran liegen, das nur bis zu neun Prozent Trinkgeld auf der Anzeige des Kartenlesegeräts voreingestellt sind.

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