Polizei auf dem Oktoberfest„Wenn da eine Hand in die falsche Richtung wandert, greifen wir ein“

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Polizeibeamte am Haupteingang der Theresienwiese.
Polizeibeamte am Haupteingang der Theresienwiese. (Foto: Johannes Simon/Getty Images)

Die Polizei setzt bei der Wiesn auf Prävention und überwacht etwa den berüchtigten „Kotzhügel“ stets mit einer ihrer 54 Kameras, um Frauen dort zu schützen. Die neuen Metalldetektoren haben bislang kaum angeschlagen.

Von Sophia Coper

Ein laues Lüftchen weht über die Wiesn, die Sonne strahlt. So freundlich wie das Wetter, gestalte sich bislang auch die Sicherheitslage auf dem Oktoberfest, sagt Christian Schäfer: „Die Besucher können ohne Angst das Fest besuchen.“ Der Polizeiinspektor leitet seit zwei Jahren die Wiesnwache, die Innenminister Joachim Herrmann und Justizminister Georg Eisenreich (beide CSU) am Mittwoch besuchten.

Nach dem Terroranschlag in Solingen und den Schüssen vor dem NS-Dokumentationszentrum in München sei das Sicherheitskonzept verschärft worden, betont Herrmann. An den Zugängen soll sorgfältiger kontrolliert werden, die erstmals eingesetzten Hand-Metalldetektoren haben bislang in zwei Fällen angeschlagen. Bei einem US-Touristen wurde ein Messer gefunden, das er beim Verlassen des Geländes wieder abholen durfte.

Zudem schlug der Detektor bei einer Feinstaubwaage mit dazugehörigem Kokainvorrat an – vermutlich sollten kleine Portionen auf dem Fest in den Verkauf gehen. Ansonsten sei der Wiesnstart ausgesprochen friedlich und entspannt verlaufen, betonen die Verantwortlichen unermüdlich. Die häufigsten Einsätze bislang waren Hilfeleistungen und Körperverletzungsdelikte.

Je nach Tageszeit und Wochentag variiert die Anzahl der Einsatzkräfte, zu Spitzenzeiten sind 17 Trupps gleichzeitig unterwegs – das entspricht etwas mehr als 100 von 600 insgesamt beschäftigten Beamten. Ihre Präsenz soll brenzlige Situationen gar nicht erst entstehen lassen, so Einsatzleiter Schäfer, stark betrunkene oder aggressive Besucher werden niedrigschwellig auf die Wache mitgenommen – in Ausnahmefällen müssen sie die ganze Nacht dort verbringen.

Unterstützt werden die Einsatzkräfte von 54 Kameras auf dem Gelände, 18 davon mit einer 360-Grad-Optik. Es gebe kaum einen Bereich, der nicht überwacht sei, sagt Christian Schäfer. Gespeichert werde nach gesetzlichen Vorgaben, falls jemandem etwas passiere und sich erst ein paar Tage später dazu entscheide, Anzeige zu erstatten, könnten in der Regel auch nachträglich Täterbilder gefunden werden.

Indes dienen die Aufnahmen nicht dazu, Straftaten nachträglich zu beweisen, sondern sie vor allem präventiv zu verhindern. So ist beispielsweise auf den berüchtigten Hang vor der Bavaria stets eine Kamera gerichtet. Gerade bei dort allein herumirrenden Frauen werde sofort darauf geachtet, dass sich keine fremde Menschen nähern. „Wenn da eine Hand in die falsche Richtung wandert, greifen wir ein“, sagt Schäfer.

Doch auch dies gehört bereits seit einiger Zeit zum Sicherheitskonzept. „Über die letzten zehn Jahre wurde es perfektioniert“, sagt Innenminister Herrmann. Den letzten großen Einschnitt habe es 2009 gegeben, als die unmittelbare Umgebung der Wiesen abgesperrt wurde. Damals wurde darüber noch diskutiert. „Heute erinnern sich die wenigsten, wie es früher einmal war.“

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