Eine Fahrt im Kinderkarussell ist auch für Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zu schaffen. Reiter, der nach eigenem Bekunden heftige Fahrgeschäfte meidet, sitzt neben seinem künftigen Konkurrenten im nächsten OB-Wahlkampf, Clemens Baumgärtner (CSU), und beide strahlen mit der Sonne um die Wette. Das Grand Carousel, ein doppelstöckiges Karussell mit bunt lackierten Pferden, ist eine der Neuheiten, die OB Reiter und Wiesn-Chef Baumgärtner am Donnerstag beim traditionellen Rundgang zwei Tage vor der Eröffnung des Oktoberfests vorgestellt haben.
Dass es jedes Jahr irgendetwas Neues gibt, darauf legen die jeweiligen Macher der Wiesn wert. Dieses Jahr sind es sieben Fahrgeschäfte, die erstmals auf der Theresienwiese vertreten sind.
Da wäre zum Beispiel das Hupferl, das eigentlich ein alter Hut ist, aber auf der Wiesn unter dem Etikett Klassiker zum ersten Mal vertreten ist. Die Fahrgäste sitzen auf einer runden Bank und halten sich am Gitter fest, während sich das Karussell dreht und auf und ab hüpft – nichts für Menschen mit Bandscheibenschaden, aber lustig und familienfreundlich. Der OB lässt die Probefahrt lieber sausen, dafür geben sich diverse Stadträte die Ehre.
Am Donnerstag noch nicht fertig ist das Fahrgeschäft Laser Pix, eine Art Schießbude auf Schienen, bei der die Besucher quasi Protagonisten eines Videospiels werden und mit einer Laserpistole auf diverse Ziele schießen, die man etwa auf Videospielen der Achtzigerjahre kennt. Ebenso noch nicht freigegeben ist das Kick Down, auf dem die Fahrgäste mit einem Affenzahn ordentlich herumgewirbelt werden. Das Big Pictures 2.0 ist ein „12-D-Kino“, das mit allerlei Effekten den Besuchern das Gefühl vermittelt, nicht nur einen Film zu sehen, sondern wirklich live dabei zu sein.
Und wer sich auf der Wiesn mal nass machen möchte, kann noch eine Runde in Jim und Jasper’s Wild Wasser drehen – der größten transportablen Wildwasserbahn Europas.
Auf der Oidn Wiesn erstmals dabei ist der Holzpfosten Scooter, ein historischer Autoscooter, wie er noch in den Sechziger- und Siebzigerjahren üblich war.
Ansonsten gibt es heuer zehn Trinkwasserbrunnen, die an den äußeren WC-Anlagen hinter den großen Zelten installiert sind sowie auf der Oidn Wiesn, am Eingang des Familienplatzls, am Eingang am Esperantoplatz und beim Weißbierkarussell.
Neu und großzügiger gestaltet sind auch die Eingänge zur Oidn Wiesn, auf der sich eine vorab heiß diskutierte Neuerung befindet: die Boandlkramerei, die das Herzkasperlzelt als Musikantenzelt abgelöst hat. Das geschah nicht ohne Kritik seitens der großen Herzkasperl-Fangemeinde. „Viel Lärm“ sei vorab gemacht worden, meint dazu OB Reiter. Aber das Bewertungssystem der Stadt sei bewährt. Und Boandlkramerei-Wirt Peter Schöniger freut sich nun, dass er mit einem richtigen Zelt auf der Wiesn vertreten ist. Das sei schon sein Kindheitstraum gewesen. Jetzt ist er angekommen, dafür gibt es Blumen vom Münchner Schaustellerverein.
Unter den kulinarischen Neuigkeiten finden sich die Bude „Corn in a Cup“, an der Mais in Bechern und mit verschiedenen Saucen feilgeboten wird, der Stand „Auer Ox und Suppenküche“ und eine Bude mit einer italienischen Köstlichkeit: Pasta aus dem Parmesanlaib.
Am Samstag um 12 Uhr zapft OB Reiter im Schottenhamel-Zelt das erste Fass an, unmittelbar danach lassen es die Böllerschützen zwölf Mal knallen, dann darf in allen Zelten das Bier fließen und die Massen werden das Festgelände stürmen: 450 000 Menschen waren es am ersten Wiesnsamstag im vergangenen Jahr, eine Million nach dem ersten Wochenende.
Doch noch am Donnerstag bestimmen Handwerker und Lieferanten die Szenerie: Wie immer wird auf dem Festgelände bis zur letzten Minute gebohrt und geschraubt. Es riecht allenthalben nach frischer Farbe, so manche Schausteller sind noch dabei, ihre Buden und Fahrgeschäfte final aufzuhübschen. Und die Abnahme von allen Geräten ist kurz vor Wiesn-Start auch noch nicht abgeschlossen.
Der Olympia-Looping, an dem am Montagvormittag ein Arbeiter ums Leben gekommen ist, soll planmäßig am Samstag starten. Doch davon ist am Donnerstag beim Rundgang offiziell keine Rede mehr. Auch zum Thema Sicherheit sei schon alles gesagt, findet Reiter, nur so viel: „Wir werden dafür sorgen, dass die Wiesn so sicher ist, wie es nur irgendwie geht, wir tun, was wir tun können.“
Die Wiesnbesucher müssen sich dieses Jahr nach dem Terroranschlag von Solingen auf schärfere Kontrollen und mögliche Wartezeiten an den Eingängen einstellen. Unter anderem werden stichprobenartig auch Hand-Metallscanner eingesetzt, damit keine Messer auf das Gelände geschmuggelt werden. Auch die Zahl der Ordner hat die Stadt noch einmal aufgestockt. Für ihn, so Reiter, sei das Thema damit abgehandelt.