In einigen Festzelten auf dem Oktoberfest kostet die Mass Bier in diesem Jahr erstmals mehr als 15 Euro – so viel wie nie. Das Wirtschaftsreferat der Stadt München hat an diesem Mittwoch die offiziellen Zahlen vorgestellt. Zwischen 13,60 Euro und 15,30 Euro werden demnach für einen Liter Festbier fällig, durchschnittlich 3,9 Prozent mehr als 2023. Fünf der großen Zelte verlangen 15 Euro und mehr: die Bräurosl, das Hacker-Festzelt, das Löwenbräu-Festzelt, der Marstall und das Paulaner-Festzelt. Unter den kleinen Betrieben gibt es nur einen, der mit 15,30 Euro über der 15-Euro-Marke liegt: die Münchner Stubn. Am billigsten ist das Bier im Biergarten Familienplatzl mit 13,60 Euro. Alkoholfreie Getränke sind ein wenig günstiger: Ein Liter Tafelwasser kostet durchschnittlich 10,48 Euro, Spezi 12,23 und Limonade 11,67.
Im vergangenen Jahr war die Wiesnmass noch für 12,60 bis 14,90 Euro zu haben. Blickt man zurück, sieht man, wie massiv sich der Bierpreis verteuert hat: 2004 konnte man noch für durchschnittlich 6,50 Euro einen Krug Bier trinken. Zehn Jahre später, 2014, waren es schon 9,80 Euro. Damit ist die Inflationsrate beim Wiesnbier deutlich höher als bei den durchschnittlichen Verbraucherpreisen.
Die Getränkepreise auf dem Oktoberfest werden nicht von der Stadt festgelegt, sondern von Wirten und Brauereien. Die Stadt hat lediglich ein Auge darauf, dass die Preisvorstellungen angemessen sind. Dazu wird ein Vergleich mit den Preisen der gastronomischen Großbetriebe innerhalb der Stadtgrenzen vorgenommen. Dort kostet der Liter Exportbier derzeit zwischen 7,70 und 12,80 Euro.
Otto Lindinger, Sprecher der „kleinen Wiesnzelte“, der in Bodo’s Cafézelt selbst kein Bier ausschenkt, sagt: „Es war klar, dass die 15-Euro-Marke gerissen wird.“ Strom, Gas, Personal, alles sei teurer geworden. Dazu komme noch die Mehrwertsteuer-Erhöhung für Speisen, die zwar nicht fürs Bier gelte, aber dennoch aufgefangen werden müsse. Zudem würden viele Lieferanten und Dienstleister mehr verlangen. „Trotzdem versuchen wir, die Preise nur moderat zu steigern“, sagt Lindinger. „Wenn man die Wiesn-Preise mit den Bierpreisen im europäischen Ausland vergleicht, sind 15 Euro für die Mass nicht so tragisch.“ Unter sieben bis acht Euro bekomme man in Spanien am Strandkiosk kein kleines Bier mehr.
Auch Christian Schottenhamel, der seit 1988 Festwirt auf der Wiesn ist und 2017 zum stellvertretenden Sprecher der „großen Wiesnwirte“ gewählt wurde, verweist auf die „starken Preiserhöhungen in der gesamten Gastronomie, weil der Staat enorm hinlangt“. Nach der Mehrwertsteuer-Erhöhung müssten Speisen eigentlich um rund 15 Prozent teurer sein. Doch dies sei kaum durchzusetzen, „also verlangen wir mehr fürs Bier“, so Schottenhamel. Wie teuer die Mass im Einzelnen sei, kalkuliere jeder Wirt selbst. Dabei täten sich die Betreiber großer Zelte mit vielen Gästen leichter als die Wirte der kleineren Zelte. Umso überraschender ist es, dass es die Betreiber der großen Festzelte sind, die Höchstpreise von 15 Euro und mehr aufrufen.
„Wir betreiben auf der Wiesn einen enormen Aufwand“, sagt Schottenhamel. „Anders als andere Großgaststätten müssen wir die Zelte auf- und abbauen.“ Dazu kommen noch die Musik und die vielen Mitarbeiter, die eigens für die Wiesn angeheuert werden. Allein fürs Schottenhamel-Zelt brauche es 380 Bedienungen, Köche, Spüler und sonstiges Personal. Nicht zu vergessen die teuren Lebensmittel. „Wir stehen immer als Preistreiber da. Aber wir müssen so viel verlangen, sonst fliegen uns die Kosten um die Ohren“, sagt der Wirtesprecher. „Es liegt uns aber am Herzen, dass die Wiesn ein Volksfest für alle Geldbeutel ist.“ Sie sei etwas ganz Besonderes – und dies habe seinen Preis.
Festhallen
- Armbrustschützen-Festzelt: 14,95 Euro (Vorjahr: 14,40 Euro)
- Augustiner-Festhalle: 14,10 (13,50)
- Bräurosl: 15,10 (14,30)
- Fischer-Vroni: 14,70 (13,70)
- Hacker-Festzelt: 15,10 (14,40)
- Hofbräuhaus-Festzelt: 14,95 (14,50)
- Käfer Wiesn Schänke: 14,90 (14,50)
- Löwenbräu-Festzelt: 15,00 (14,50)
- Marstall: 15,00 (14,50)
- Ochsenbraterei: 14,90 (14,50)
- Paulaner-Festzelt: 15,10 (14,50)
- Schottenhamel-Festhalle: 14,95 (14,50)
- Schützen-Festzelt: 14,90 (14,50)
- Kufflers Weinzelt (Liter Weißbier): 17,80 (17,40)
Kleine Festzelte
- Ammer: 14,10 (13,60)
- Familienplatzl: 13,60 (12,60)
- Feisinger’s Käs & Weinstub’n (Liter Weißbier): 16,40 (15,60)
- Fisch-Bäda: 14,90 (14,50)
- Glöckle Wirt: 14,90 (14,50)
- Goldener Hahn: 14,90 (14,50)
- Haxnbraterei: 14,90 (14,30)
- Heimer: 14,60 (13,90)
- Heinz Wurst- und Hühnerbraterei: 14,90 (14,40)
- Kalbsbraterei: 14,90 (14,50)
- Münchner Knödelei: 14,90 (14,30)
- Münchner Stubn: 15,30 (14,50)
- Poschner: 14,90 (14,30)
- Vinzenz Murr Metzgerstubn: 14,90 (14,90)
- Wildstuben: 14,90 (14,10)
- Wirtshaus im Schichtl: 14,50 (13,90)
- Zur Bratwurst: 14,40 (13,70)
Oide Wiesn
- Festzelt Tradition: 14,75 (14,10)
- Musikantenzelt: 14,20 (14,20)
- Museumszelt: 13,80 (13,20)
- Volkssängerzelt: 14,30 (13,80)
Durchschnitt: 14,73 (14,18)