Süddeutsche Zeitung

Rückblick aufs Oktoberfest:Was Sie auf der Wiesn verpasst haben - oder auch nicht

Eine Panne nach dem Anzapfen? Aufregung um angeblich gepanschtes Bier? Und was trieb der Apple-Chef auf der Wiesn? Die zehn wichtigsten Momente und Fakten zum Oktoberfest 2022 - damit Sie bei Freunden oder im Büro mitreden können.

Von Kathrin Aldenhoff, Martin Moser und Lisa Sonnabend

Der Oberbürgermeister braucht mehr Schläge beim Anstich

Nach zwei Jahren Corona-Pause scheint Münchens Oberbürgermeister prompt etwas eingerostet zu sein. Beim traditionellen Anzapfen brauchte Dieter Reiter diesmal einen Schlag mehr als gewohnt: Drei waren es - in den vergangenen Jahren schaffte er es mit zwei. Kurz nach dem Anstich kam es dann zu einer kleinen Panne im Schottenhamel-Zelt. Die Kapelle spielte den umstrittenen Song "Layla" im Zelt vor der versammelten Polit-Prominenz. Geplant war das nicht - doch dann wurde der Kapellmeister von einem Comedian überlistet. 17 Tage später wundert man sich ein bisschen über die Aufregung von damals, denn "Layla" ist mittlerweile nach "Ein Prosit" der meistgespielte Wiesnhit in diesem Jahr.

Wirbel um angeblich gestreckte Wiesn-Mass

Ein Video mit dem Titel "Wiesn 2022 Wildstuben" führt zu mächtig Aufregung in den Sozialen Netzwerken: Zu sehen ist da ein Kellner am Schanktisch, der aus einem Spülbecken gelbliches Wasser in Bierkrüge abschöpft, eine Bedienung kommt, greift nicht weit davon entfernt nach einem Krug mit Schaumkrone und trägt ihn weg - die Wiesn hat einen angeblichen Skandal um gepanschtes Bier. Tatsächlich ist nirgendwo zu erkennen, dass Schmutzwasser in Bierkrüge wandert, die von der Kellnerin abgeholt werden. Die Frau griff nach einer frischen Mass, die Dreckbrühe soll in den Abfluss gewandert sein. Der Wirt muss sich aber erklären.

Söder und die Regen-Wiesn

In München gelten einige ungeschriebene Gesetze: Auf den Rolltreppen heißt es, links gehen, rechts stehen; der Trinker hat im Bierkrug ein Noagerl übrig zu lassen - und: Während des Oktoberfests herrscht stets Wiesn-Wetter. Meist erscheint pünktlich zum Anstich die Sonne über der bayerischen Landeshauptstadt; die Tage danach ist es so warm, dass sich manche Wiesn-Besucher einen Sonnenbrand bei einer Fahrt in der Wilden Maus holen. Anders jedoch in diesem Jahr: Beim Anzapfen schüttete es aus Kübeln, am Tag danach fuhr Ministerpräsident Markus Söder beim Trachtenzug mit Kutsche und Regenschirm durch die Stadt und auch in den folgenden Tagen kam die Sonne nur sporadisch hervor. Stattdessen regnete es so unnachgiebig, dass sich auf der Oiden Wiesn tiefe Pfützen bildeten und die Schausteller und Biergarten-Bedienungen über geringe Einnahmen jammerten. Fehlt nur noch, dass Wiesn-Besucher im kommenden Jahr auf der rechten Rolltreppenseite von der U-Bahnstation hinauf zur Theresienwiese gehen und im Zelt das Noagerl austrinken.

Der FC Bayern und seine folgenreiche Wiesn-Party

Zahlreiche Firmen sagten in diesem Jahr den Wiesnbesuch ab, um Covid-19-Infektionen in der Belegschaft zu vermeiden. Nicht so die FC Bayern München AG. Gleich am ersten Wiesnsonntag erschienen die Münchner Fußballer im Käferzelt und prosteten den Kameraobjektiven zu - wenn auch ein wenig bedröppelt, denn wenige Stunden zuvor hatten sie 0:1 gegen Augsburg verloren. Drei Tage nach dem Besuch im Bierzelt erschien bei Manuel Neuer und Leon Goretzka schließlich ein zweiter Strich beim Corona-Test. Eine Folge des Wiesnausflugs? Das liegt zumindest nahe.

Die wichtigsten Wiesn-Promi-Besuche

Angebliche Promis und Horden an Influencern erscheinen jedes Mal in Massen auf dem Oktoberfest - die wirklich interessanten Sichtungen 2022: Arnold Schwarzenegger dirigierte im Marstall-Zelt den Song "Steirermen san very good". Schwarzenegger kommt regelmäßig zur Wiesn, in diesem Jahr sprach er auch noch bei der Gründermesse Bits & Pretzels. Im Käfer-Zelt tauchte Schauspieler Elyas M'Barek auf, der früher mal als einer der begehrtesten Wiesn-Singles galt. Heuer mit dem feinen Unterschied, dass er geheiratet hatte und natürlich seine Frau Jessica mit dabei war. Und da wäre natürlich noch der Besuch des Apple-Chefs Tim Cook. Der zog mit Moderator Kai Pflaume über das Festgelände und twitterte sogar auf Bairisch: "Schee, dass ma wieder amoi gmiadlich zamsitzn."

Stillstand bei der Zugspitzbahn

Nach zwei Jahren Pandemie-Pause freuten sich die Schausteller, dass wieder Oktoberfest ist und tüchtig Geld in die Kassen gespült wird. Auch Michael Menzel konnte seine Zugspitzbahn endlich wieder aufbauen. Doch in die Gondeln einsteigen konnten die Wiesnbesucher in den Tagen danach nicht. Ein Ersatzteil fehlte bei der Attraktion, die es seit mehr als 80 Jahren auf dem Oktoberfest gibt. Die Fracht war am Pariser Flughafen verloren gegangen. In der zweiten Wiesnwoche tauchte das Paket dann zwar wieder auf, doch für eine TÜV-Abnahme reichte die Zeit nicht mehr; Menzel konnte die erforderlichen Unterlagen nicht rechtzeitig vorlegen. Schlimmer kann es nicht laufen. Am letzten Wiesntag will Menzel jedoch nicht zu sehr jammern. Er ist sicher: "Es kommen wieder bessere Tage."

In München steigt nun die Inzidenz

Sie tat, was sie tun musste: Die Inzidenz stieg. Am letzten Wiesn-Freitag gab das Robert-Koch-Institut eine Inzidenz von 792,8 für München an. Das war im Vergleich zum Freitag vor Wiesn-Beginn fast eine Vervierfachung. Dass die Inzidenz während des Oktoberfests ansteigt, war erwartet worden, das war bereits bei vielen kleineren Volksfesten so. Der Anteil der Patienten, die in München mit Covid-19 auf Intensivstationen liegen, blieb mit rund sieben Prozent am letzten Wiesnsonntag aber gering. Während die Zelte und die Fahrgeschäfte nun zügig abgebaut werden, werden die Viren nicht so schnell aus München verschwinden.

Die Wiesn-Sanitätswache bekommt ein CT

Neu auf der Wiesn dabei war dieses Jahr ein mobiles CT - ein Computertomograph, mit dem in der Wiesn-Sanitätswache schnell diagnostiziert werden konnte. Wer hat eine Hirnblutung und muss in die Klinik? Und wer wankt nur, weil er zu viel Bier getrunken hat? Der CT auf der Wiesn sollte Rettungswagen und Notaufnahmen entlasten - die auch wegen Corona ohnehin schon viel zu tun haben. In den 17 Tagen wurden 200 Patienten auf der Theresienwiese im CT untersucht - nur ein sehr kleiner Teil musste danach in die Klinik gebracht werden.

Kurzfristiger Bandwechsel in der Bräurosl

Einen besonders harten Start gab es in diesem Jahr für Wirt Peter Reichert, der erstmals das neue Bräurosl-Zelt betreiben durfte. Nach nur drei Tagen hagelte es im Internet derart massive Kritik unter anderem an der Musik im Zelt, dass die Verantwortlichen reagieren mussten. Die Band um Kapellmeister Josef Menzl spiele langweilige Blasmusik, so der Vorwurf, es komme keine Stimmung auf. Es folgten eine Krisen-Pressekonferenz und die Kapelle wurde am Abend ausgewechselt. Seit Tag vier spielten ab 20 Uhr fortan "Erwin und die Heckflossen", eine Coverband, die auch viel Partymusik im Repertoire hat.

Stadt erlaubt Ausschank von Glühwein

Alkohol in den unterschiedlichsten Varianten gibt es auf der Wiesn - nur für Glühwein braucht es eine Sondererlaubnis der Festleitung: Wegen des kalten und nassen Wetters hat die sich für die zweite Hälfte entschlossen, den Verkauf an den Eisständen zu erlauben. Der Wiesn-Chef ließ dazu mitteilen: Dass nun "Merry Christmas" gespielt werde, wie er es schon gehört habe, finde er aber übertrieben. Zuletzt wurde übrigens 2008 Glühwein auf dem Oktoberfest ausgeschenkt. Allein an den letzten Tagen wurden damals mehr als 2000 Liter getrunken, heuer fand er nur mäßig Anklang. Kann man nur hoffen, dass es 2023 besser wird.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5667594
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.