Oktoberfest 2017:"Nein heißt Nein" - ab jetzt auch auf der Wiesn

Oktoberfest 2014

Egal, wieviel Bier eine Frau auf dem Oktoberfest trinken mag - an einem sexuellen Übergriff ist sie niemals schuld.

(Foto: dpa)
  • Auch in diesem Jahr bietet die "Aktion sichere Wiesn" eine Anlaufstelle für Frauen und Mädchen auf dem Oktoberfest an.
  • Nach einer Änderung des Sexualstrafrechts im vergangenen Jahr können Frauen nun auch Grapschen direkt zur Anzeige bringen.

Von Elisa Britzelmeier

Egal wie kurz ein Dirndl ist oder wie tief ein Ausschnitt, egal wie sich eine Frau benimmt oder wie viel sie getrunken hat - nie trägt sie auch nur eine Mitschuld, wenn sie Opfer eines Übergriffs wird. Über solche Sätze diskutierte man viel, als vergangenes Jahr das Sexualstrafrecht verschärft wurde, trotzdem kann Kristina Gottlöber von der "Aktion Sichere Wiesn" es nicht oft genug betonen. Die Wiesn sollte für alle ein Ort zum Spaßhaben sein - das ist das Ziel der Aktion, einer gemeinsamen Initiative der Organisationen Imma, Amyna und des Frauennotrufs. Weil dennoch immer wieder Übergriffe passieren, bieten die Mitarbeiterinnen auch dieses Jahr eine Anlaufstelle für Frauen und Mädchen an.

Der Security Point wird sich wieder im Servicezentrum hinter dem Schottenhamel befinden, wo auch die Polizei untergebracht ist. Hier finden alle Frauen und Mädchen Hilfe - ob sie nun Handy, Tasche, Orientierung oder Freunde verloren haben oder tatsächlich Opfer eines sexuellen Übergriffs wurden.

Seit 15 Jahren gibt es die Anlaufstelle nun, eines ist in diesem Jahr anders: Nun kann Grapschen angezeigt werden. Im vergangenen Jahr wurde das entsprechende Gesetz geändert. Die Verschärfung trat erst nach der Wiesn in Kraft, seit 10. November 2016 gilt das, was unter dem Stichwort "Nein heißt nein" bekannt wurde und was nun auch Übergriffe umfasst, in denen "der Täter einen Überraschungsmoment ausnutzt".

Situationen, wie sie beinahe jede Münchnerin vom Oktoberfest kennt. Mehr als 200 Frauen bekamen vergangenes Jahr am Security Point Hilfe, die Mitarbeiterinnen der "Aktion Sichere Wiesn" halten es für möglich, dass es dieses Jahr noch mehr werden. Weil die Anlaufstelle immer bekannter wird, und weil das Bewusstsein geschärft ist. Im vergangenen Jahr war die Diskussion um das Sexualstrafrecht während der Wiesn gerade aktuell, die Mitarbeiterinnen spürten das bereits. 31 Sexualdelikte wurden bei der Polizei angezeigt, darunter eine Vergewaltigung. 2015 waren es noch 21 Anzeigen. Die Dunkelziffer ist weit höher, da sind sich Polizei und Hilfsorganisationen einig.

Mit bis zu 30 betreuten Frauen pro Abend ist der Security Point allerdings am Rande der Kapazitäten angelangt. Manche Beratungen dauern sechs Stunden, zwei Mitarbeiterinnen kümmern sich um eine Frau. Sollte die Nachfrage weiter steigen, werde man sehen, ob man nächstes Jahr die Räume und Zahl der Mitarbeiter erweitern müsse, sagte Kristina Gottlöber.

Um im Voraus Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken und möglichst früh aufzuklären, besuchen die Mitarbeiterinnen Schulen in München und im Landkreis. Sie verteilen Flyer und Plakate, es gibt eine spezielle Sichere-Wiesn-App, und sie geben Tipps für Frauen heraus, etwa: Treffpunkte vereinbaren, Smartphone immer am Körper tragen. Für Männer haben sie vor allem einen Hinweis: Nur ein Ja ist ein Ja. Denn jeder Mann spüre, wenn eine Grenze überschritten wird - wenn er es spüren möchte.

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