Oktoberfest 2009:"Die Sicherheit ist das Wichtigste"

Die Bierzelte öffnen an den Wochenenden wieder um 9 Uhr: Nicht nur die Polizei warnt davor, dass junge Besucher das Oktoberfest schon in den Morgenstunden belagern.

A. Becker

Die Wiesn wird immer mehr zum Sicherheitsrisiko - vor allem in den frühen Morgenstunden. Weil sich von Jahr zu Jahr mehr Menschen an den besucherstarken Wochenenden bereits um sechs Uhr früh vor den Zelten drängen, um einen der begehrten freien Tische zu ergattern, droht die Stadt nun damit, das Oktoberfest an diesen Tagen künftig erst mittags beginnen zu lassen. Keine Sorgen hingegen bereiten den Verantwortlichen die sich ausbreitende Schweinegrippe und das umstrittene Fahrgeschäft "The Tower", das heuer unter anderem als eine der Neuheiten auf der Wiesn aufgebaut werden soll.

Oktoberfest 2009: Arbeiter befestigen auf der Theresienwiese in München den Schriftzug des Schottenhammel-Festzeltes. Das 176. Oktoberfest wird am 19. September 2009 eröffnet und dauert bis zum 4. Oktober.

Arbeiter befestigen auf der Theresienwiese in München den Schriftzug des Schottenhammel-Festzeltes. Das 176. Oktoberfest wird am 19. September 2009 eröffnet und dauert bis zum 4. Oktober.

(Foto: Foto: dpa)

Es ist ein eindringlicher Appell, den der lange Zeit erkrankte Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid (SPD) bei der Wiesn-Pressekonferenz im Stadtmuseum an die Oktoberfestbesucher richtet: "Bitte spitzt es nicht zu und kommt nicht mehr vor acht Uhr morgens auf die Wiesn. Wenn das so weitergeht wie bisher, wird der Wiesn Schaden zugefügt." Dann bleibe "nichts anderes übrig, als die Wiesn künftig erst mittags aufzumachen. Das bitte ich durchaus als Drohung zu verstehen", sagt er.

Diskussionen über die Öffnungszeiten der Bierzelte

Tatsächlich hatte es bereits hinter den Kulissen wochenlange Diskussion um die Frage gegeben, ob man das Oktoberfest bereits in diesem Jahr am Wochenende erst um elf Uhr beginnen lassen solle. Für dieses Jahr einigten sich die Festspielleitung, die Wirte unddie zuständigen Behörden aber noch einmal darauf, die Öffnungszeiten beizubehalten. Wie im Vorjahr auch, bedeutet dies: Samstags und sonntags wird das Bier von neun Uhr an ausgeschenkt, wochentags erst von zehn Uhr an.

Doch ob dies auch in Zukunft so sein wird, hängt nun vom Verhalten der Wiesnbesucher ab. Früher, so berichten Schmid und auch die Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl, habe das Gedränge vor den Zelten erst später begonnen. Um dies zu entzerren, habe man sich überhaupt erst entschlossen, von 2001 an die Anfangszeiten der Wiesn von zehn auf neun Uhr vorzuverlegen: "Das hat sich nun gewandelt", so Schmid. Denn es habe sich eingebürgert, dass sich vor allem junge Menschen schon in den frühen Morgenstunden vor den Zelten drängen: "Teilweise kommen die vom Vorglühen in den Clubs und Diskotheken, teilweise stehen die extra früh dafür auf", sagt Weishäupl.

Gerade in den Morgenstunden jedoch werde die Wiesn mit Waren beliefert, die vielen Menschen beeinträchtigten nicht nur den reibungslosen Ablauf des Ganzen, sondern setzten sich zudem einer erhöhten Unfallgefahr aus - wenn beispielsweise einer der Lastwagen zurücksetze und die Menschen nicht ausweichen könnten. Zudem würden sie Fluchtwege verstopfen. Die Zahl der Verletzungen oder Kreislaufschwächen im dichten Gedränge sei bereits angestiegen: "Polizei und Feuerwehr fordern harte Maßnahmen und warnen vor einem Chaos", sagt Schmid. Erstmals werden sich heuer verstärkt Sicherheitskräfte von sieben Uhr morgens an am Wochenende postieren: Der Einlass erfolgt an diesen Tagen nur mehr über die Seiteneingänge, die Haupteingänge bleiben geschlossen.

Keinen Grund zur Panik sehen die Verantwortlichen jedoch beim Thema "Schweinegrippe". Das sei kein spezielles Wiesn-Problem, sondern eines, das die gesamte Stadt in allen Bereichen betreffe, so Weishäupl. Der "Stab für außergewöhnliche Ereignisse" habe in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden die nötigen Vorsorgemaßnahmen getroffen. Wie jene genau aussehen, vermag sie aber nicht zu sagen: "Man muss abwarten, welche Dimension die Grippe erreicht." Auch der neue Wirtschaftsreferent Dieter Reiter betont, dass die Grippe kein Wiesnthema sei: "Es ist nicht entscheidend, wo sie ausbricht, entscheidend ist, dass Vorsorge getroffen ist - etwa ein genügend großer Vorrat an Arzneimitteln."

Die neuen Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest 2009

Um Beruhigung bemüht sich Weishäupl auch in Sachen Sicherheit bei den Fahrgeschäften. In diesem Jahr wird unter anderem auch der umstrittene "The Tower" auf der Wiesn Station beziehen - ein 35 Meter hohes "Event Center", das die Elemente Feuer, Wasser und Luft in Szene setzt. In Düsseldorf hatten Gutachter das Geschäft vor kurzem nicht frei gegeben, weil es sich bei hohen Windstärken als nicht sicher erwies. Weishäupl gibt sich aber zuversichtlich, dass die daraufhin angeordnete Überholung des Geräts rechtzeitig beendet sein wird: "Der TÜV Süd prüft alle Fahrgeschäfte, weil die Sicherheit der Besucher auf der Wiesn das Wichtigste ist. Auch der Tower wird auf Herz und Nieren geprüft."

Weitere neue Attraktionen des Oktoberfestes sind noch das "Flip Fly", eine Rundum-Überkopf-Schaukel in 24 Metern Höhe, die Rundfahrgeschäfte "Parkour" und "Techno Power", die "Hex'n Wipp'n" - eine Riesenschaukel, in der sich die ganze Welt scheinbar überschlägt - sowie der "Silberturm", in dem die ganze Familie (Kinder ab einer Körpergröße von 1,20 Meter) das Abenteuer des freien Falls erleben kann. Erstmals werden auf der Wiesn zudem in der "Wildstuben" Spezialitäten mit Wild aus der Region - wie Rehragout oder Hasenpfeffer - kredenzt.

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