Offene Treffen:Eine Chance im Leben

Das Projekt Juno unterstützt geflüchtete Frauen im Alltag

Von Sven Loerzer

Als Göttin der Geburt, der Ehe und der Fürsorge galt Juno einst in der römischen Mythologie. Für Britta Coy ist Juno eine starke Beschützerin der Frauen, eine, die sich nichts gefallen lässt. Britta Coy ist Geschäftsführerin des Projekts "Juno - eine Stimme für Flüchtlingsfrauen". Es ist das jüngste Projekt des Vereins für Fraueninteressen und steht dennoch ganz in dessen Tradition, Frauen in schwieriger Lage beizustehen: "Juno hilft den Frauen, ihr eigenes Leben aufzubauen, ihre Kraft zu entdecken", beschreibt Britta Coy die Aufgabe, der sich der Verein seit 2016 stellt.

Juno ist dessen vierte Einrichtung, die sich gezielt an zugewanderte Frauen richtet und ihnen Unterstützung bietet. Mit dem Kursangebot "fremd - vertraut" fördert der Verein seit 2006 mit städtischer Unterstützung kostenlos Migrantinnen, macht sie vertraut mit dem Leben in ihrer neuen Umgebung, unterstützt von ehrenamtlichen Lernpartnerinnen. Das hilft nicht nur, Deutschkenntnisse zu vertiefen, sondern auch, Vorurteile abzubauen und Freundschaften zu schließen. Einen kostenlosen offenen Treff für Frauen aus aller Welt bietet der Verein in den Räumen des "münchner frauenforum" an jedem Dienstag. In lockerer Atmosphäre können die Frauen Kontakte knüpfen, über Themen wie Literatur, Kunst, Musik, Bildung, Heimat, Fremde, Lebensgefühl, Stadtleben, aktuelles Zeitgeschehen diskutieren. Einmal im Monat unternimmt der Treff eine Exkursion, besucht Kunstausstellungen, Museen, städtische Einrichtungen oder einen Landausflug. Regelmäßig veranstaltet der Verein auch die Infobörse für Frauen aus aller Welt im Alten Rathaus, bei der sich Münchner Einrichtungen aus allen Bereichen vorstellen.

Juno bietet nicht nur regelmäßig offene Treffs, sondern will den Migrantinnen auch Sport- und Freizeitangebote wie Schwimmen, Radfahren und Tanzen erschließen. Viele Frauen hatten in ihren Heimatländern keine Möglichkeit dazu und lernen erst jetzt mit ehrenamtlicher Unterstützung Schwimmen und Radeln. Zudem vermittelt Juno Patinnen, die Migrantinnen helfen, in München gut anzukommen: Ihre Aufgabe ist es, Stadt, Land und Leute den Zuwanderinnen nahezubringen und bei Alltagsfragen zu beraten. Juno ist 2017 für diesen Ansatz mit dem Paulaner-Salvator-Preis ausgezeichnet worden. "Juno bringt geflüchtete Frauen mit Münchner Frauen zusammen", würdigte die Jury ein gemeinsames Tanzprojekt. "Hier wird bayerische Tanzkultur mit den Tänzen der Heimatländer der geflüchteten Frauen verbunden." Das gemeinsame Interesse am Tanzen erleichtere es, ins Gespräch zu kommen und Vorurteile abzubauen.

"Berührungsängste sind völlig unbegründet", wirbt Britta Coy für Offenheit und Austausch. "Die Frauen sind wie wir, sprechen nur eine andere Sprache, wollen aber dasselbe: in Frieden leben, arbeiten, eine Chance haben. Oft die erste in ihrem Leben."

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