Ökumene:Gemeinsam für den Glauben

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Katholikenrat und Dekanatssynode wollen ein Memorandum verabschieden

Von Jakob Wetzel

Sie wollen ein Signal der Ökumene setzen, 500 Jahre nach dem Beginn der Reformation - aber dabei soll es nicht bleiben. An diesem Freitag tagen erstmals der Katholikenrat der Region München und die evangelisch-lutherische Dekanatssynode gemeinsam. Die beiden jeweils höchsten Gremien der katholischen Laien und der evangelischen Christen in der Region treffen sich im Exerzitienhaus Schloss Fürstenried. Und nach einer Andacht und einer theologischen Debatte wollen sie ein Memorandum verabschieden, um ihre Zusammenarbeit zu festigen.

Stadtdekanin Barbara Kittelberger ist Teil der ökumenischen Initiative. (Foto: Catherina Hess)

Das Papier mit dem Titel "Wir brauchen einander - Gemeinsam Neues beginnen" liegt als Entwurf bereits vor. Es listet sieben zentrale Arbeitsfelder auf, vom vereinten Kampf gegen Rassismus etwa in der Aktion "München ist bunt" über den Umweltschutz und die Versöhnung der Konfessionen bis hin zu sozialpolitischen Anliegen wie dem Schutz von Sonn- und Feiertagen. Diese müssten dem "Diktat der Wirtschaft und des Konsums entzogen bleiben", heißt es. Und: Für Christen sei es "geradezu eine Pflicht", bei der Flüchtlingshilfe mitzuwirken. "Wir erheben gemeinsam unsere Stimme gegen politische Fehlentscheidungen in der Flüchtlingsarbeit." Nicht alle Punkte seien gänzlich unumstritten, sagt Johanna Rumschöttel, die Vorsitzende des Katholikenrats. Man werde aber am Freitag diskutieren und am Ende hoffentlich zu großer Einigkeit finden.

An dem Memorandum hätten seit dem vergangenen Jahr kontinuierlich mehrere ökumenische Arbeitsgruppen gearbeitet, erzählt Rumschöttel. Dabei sei ihnen auch neu bewusst geworden, an wie vielen Stellen Katholiken und Protestanten ohnehin zusammenarbeiten, ob im "Rat der Religionen", im "Münchner Bündnis für Toleranz" oder auch in zahlreichen ehrenamtlichen Helferkreisen für Flüchtlinge. Auch beim Bennofest des Katholikenrats ist das evangelische Dekanat Jahr für Jahr mit einem Stand vertreten. Immer wieder begegne man sich auch bei anderen Veranstaltungen, sagt Rumschöttel. "So intensiv wie jetzt war die Zusammenarbeit aber noch nie." Und bei allem Miteinander im Alltag: Die Kirche der anderen war vielen Räten und Synodalen anfangs doch fremd.

Beim ersten Treffen habe man sich zunächst gegenseitig erklärt, wie die jeweils eigene Kirche eigentlich funktioniere und welche Rolle man darin spiele, berichten Rumschöttel und Stadtdekanin Barbara Kittelberger. Die Gremien sind nicht deckungsgleich: Im Katholikenrat repräsentieren gewählte Vertreter die Katholiken in München und im Umland gegenüber der Amtskirche. In der evangelischen Kirche existiert diese Trennung nicht; die Dekanatssynode umfasst Vertreter der Gemeinden und der kirchlichen Dienste und trifft Entscheidungen, zum Beispiel über kirchliche Strategien, über den Haushalt, über Baumaßnahmen und in Personalfragen.

Die Systeme seien unterschiedlich, sagt Kittelberger; man müsse eben weniger in Strukturen denken und mehr in Aufgaben. Letztlich wolle man ein Zeichen setzen, um die ökumenische Arbeit in den Gemeinden zu unterstützen. Das Memorandum werde immer wieder für Impulse sorgen. Und wenn es nach ihnen ginge, sagt die Stadtdekanin ebenso wie Johanna Rumschöttel, dann könne man auch die gemeinsame Sitzung gerne wiederholen.

© SZ vom 25.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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