Öko-Lifestyle in München:Alles bio, oder was?

Öko sein heißt inzwischen: Cool sein. Es gibt Bio-Friseure, Bio-Möbel und Bio-Biergärten. Doch kann man in München einen Tag lang nach Öko-Prinzipien leben?

Lara Doktor

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Öko sein heißt inzwischen: cool sein. Es gibt Bio-Friseure, Bio-Möbel und Bio-Biergärten. Doch kann man in München schon einen Tag lang nach Öko-Prinzipien leben?

Das Bio-Frühstück

"Machst du mir nochmal das von gestern, diesen Espresso-Macchiato?", meint ein Gast zum Kellner. Familiär ist die Atmosphäre im Café Roll Call Pool in der Thalkirchner Straße. Ein anderer Gast klappt den Bildschirm seines Laptops auf. Während sein Computer hochfährt, liest er Lucky-Luke-Hefte.

Das Café ist ungewöhnlich dekoriert: An der Wand stehen angelehnt Surf- und Snowboards, ein Skateboard liegt im Schaufenster. Die Einrichtung ist ein Mix aus modernen und alten Möbeln, eine angenehme Atmosphäre. Ein Bio-Frühstück in München - kein Problem also!

Text und Fotos: Lara Doktor

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Fair gehandelten Kaffee gibt es im Roll Call Pool leider nicht, aber dafür knackiges Müsli mit getrockneten Bananen und Kokosnussraspeln und frischen Ananasscheiben, dazu ein frischgepresster Orangensaft, der nicht mit Wasser aufgefüllt wurde, sondern einfach wunderbar fruchtig schmeckt.

Das restliche Angebot des Cafés besteht aus Sandwiches, Salaten, Suppen und anderen Snacks, Säften und Smoothies.

Heid Fliegner ist die Chefin des Cafés und der angeschlossenen Filmproduktionsfirma. Sie ist überzeugte Veganerin und fand es sehr schwierig, in München Bio- und Veganer-Essen zu finden. Deswegen hat sie einfach ihre eigenes Öko-Café eröffnet. München freut sich darüber.

Roll Call Pool, Thalkirchnerstraße 14. Öffnungszeiten: Mo-Sa 7-22 Uhr, So 10-22 Uhr.

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Der Bio-Haarschnitt

"All the best women are married, all the handsome man are gay", singt Robbie Williams. Ob Schwule wirklich schöner sind - vielleicht! Jedenfalls gehören sie zu den Early Adopters - so auch der Bio-Welle. In München könnte dies folgenden Grund haben: Rüdiger Bock und Werner Senft Friseure.

Von innen wie außen schaut der Salon aus wie jeder andere. Lediglich der Tee und das Mondwasser, das die Frisöre den wartenden Kunden anbieten, ist ein Indiz, dass es hier ein bisschen anders zugeht als bei anderen.

Im Frisörsalon in der Brunnstraße werden ausschließlich Aveda-Produkte verwendet. Aveda stellt Kosmetik aus natürlichen Inhaltsstoffen her. Silikon oder Parafin wie häufig bei anderen Shampoos sind nicht enthalten.

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Patrick Lutz arbeitet seit drei Jahren im Saloon und möchte nur noch mit natürlichen Produkten arbeiten. Er ist überzeugt: "Das Haar glänzt schöner, lässt sich besser anfassen, das Shampoo pflegt die Haare besser."

Rüdiger Bock und Werner Senft Friseure, Brunnstraße 9. Di - Fr 10 - 19 Uhr Sa 10 - 17 Uhr. Preise für Waschen, Schneiden und Styling für Frauen: 50-70 Euro, Männer: 50-60 Euro.

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Bio-Mode

Schön, aber ökologisch shoppen? "Glore" ist ein ganz heißer Tipp! Strategisch günstig hat sich Brigitte von Puttkamer in der Baaderstraße mit ihrem Laden "Glore" positioniert - bei der hohen Dichte von Bugaboo-Kinderwagen-schiebenden Müttern wie im Glockenbachviertel der ideale Ort für Mode für Frauen und Kinder.

Stylish und kreativ ist der Laden eingerichtet: Die Wände sind mit großen Schiefertafeln verhängt, die Umkleidekabinen mitten im Raum und mit extralangen Vorhängen von den umgebenden Kleiderstangen abgetrennt. Die Kleidung ist durchweg modisch-schön, mit tollen Mustern und Farben. Mode, die individuell und nicht nach H&M ausschaut - und obendrein noch gut für die Haut ist.

Die Designerin Brigitte von Puttkamer bezeichnet sich selbst als "Öko" und war lange Zeit selbst auf der Suche nach schöner Kleidung, die aus aus guten, umweltverträglichen Materialien und unter menschlichen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Für solche Mode gibt es nun einen weniger sperrigen und cooleren, weil englischen Namen, nämlich: Eco-Fashion.

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Öko-Mode gibt es schon länger, die glich aber oft eher dem berühmten Jutesack. Eco-Fashion will aber umweltverträglich und stylish sein. "Öko ist mittlerweile Lifestyle geworden", meint Puttkamer.

Nicht nur Joghurtbecher werden recycelt, auch Kleidung, wie Puttkamer bei einer violetten Handtasche zeigt. Das Leder stammt ursprünglich von einer Lederjacke, wurde aber zu einer Handtasche weiterverarbeitet und ist schön weich.

Glore Fashion+Baby, Baaderstr. 55 Öffnungszeiten: Mo - Fr 11 - 19.30 Uhr, Sa 11 - 19 Uhr

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Bio-Mittagessen

Schon gehört, dass Shoppen jetzt auch olympisch werden soll? Dem Shopper wird schließlich wie Sportlern enorme Ausdauerkraft und Nervenstärke abverlangt. Shoppen macht vor allen Dingen auch enorm hungrig!

Den Mittagshunger in der Innenstadt stillen und etwas anderes essen als Leberkässemmel oder Butterbrezn? Der Tipp hierfür: die Vitaminbude in der Kreuzstraße. Wie wäre es zum Beispiel mit einem ayurvedischen Gemüsecurry oder gebratenem Fischfilet auf Tomaten-Kapernragout?

Vitaminbude, Kreuzstraße 6. Von Mo - Sa 10 - 16 Uhr geöffnet.

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Bio-Möbel

Ein richtiger Öko darf nicht nur bei Essen und Kosmetik ins Bio-Regal greifen. Eine Wohnung mit ökologisch korrekten Möbeln geben ihm erst den letzten Schliff.

Also auf zum "Oasis"-Möbelgeschäft in der Reichenbachstraße. Das Geschäft konzentriert sich vor allem auf Möbel und Produkte rund ums Schlafen. Gerade das Schlafen ist für die Regeneration sehr wichtig, meint der 57-jährige Inhaber Uwe Beutler.

"Oasis" ist Mitglied bei "Ökocontrol", einem Zusammenschluss von rund 55 ökologisch engagierten Möbelhändlern. Deshalb stehen hier nur massive Möbel im Laden, deren Oberfläche mit Ölen und Wachsen auf natürlicher Basis behandelt wird. Das Holz stammt aus kontrollierten Anbaugebieten und kommt nicht aus dem Raubbau.

Möbelladen

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Die Möbel, wie dieser Esstisch mit Bank, sind modern, aber zeitlos, das Holz hat warme Farben. Jetzt muss man nur noch das passende Kleingeld in der Tasche haben. Beutler meint: "Hierher kommen auch Leute, die sich die neuen Möbel vom Mund absparen."

Oasis, Reichenbachstr. 39, Mo 10 bis 18.30 Uhr, Di-Fr 10 bis 19.30 Sa 10 bis 16 Uhr

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Bio-Blumen

Ein Kronleuchter prangt über der mit goldenen Ornamenten verzierten Theke. Riesige Vasen funkeln aus Hunderten kleinen Spiegelstücken wie Discokugeln. Rosen, Sonnenblumen und Lilien stehen in großen tönernen Gefäßen. Der Laden Tulipa Blumen in der Hans-Sachs-Straße wirkt wie ein ganz normaler Blumenladen, aber es ist ein Laden mit gutem Gewissen.

Immer wieder kommen Berichte in den Medien über die schlechten Bedingungen, unter denen Blumen, beispielsweise in Ecuador, gezüchtet werden. Hubert Miedaner, Besitzer vom Tulipa-Blumengeschäft in der Hans-Sachs-Straße, bezieht Rosen zum Teil auch aus Ecuador, aber nur mit einem speziellen Ökosiegel. Den regionalen Blumenmarkt fördert er besonders im Sommer. Dann versucht er, Blumen aus dem Münchner Umland zu bekommen.

Tulipa Blumen, Hans-Sachs-Straße 61. Öffnungszeiten Mo bis Fr 9-18.30 Uhr und Sa 9-14 Uhr.

Milchhäusl

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Bio-Biergarten

Schilder mit "Öko-Kaffee" und "Öko-Brotzeiten" pflastern den Weg zum "Milchhäusl", dem Bio-Kiosk mit angeschlossenem Biergarten am Eingang des Englischen Gartens in Höhe der Uni. 2003 hat das "Milchhäusl" mit neuem Biokonzept aufgemacht und läuft seitdem richtig gut, sagt Pitt Gruntz, der zusammen mit Axel Bansemir das "Milchhäusl" betreibt.

"Der Anfang war schwer, weil die Bio-Szene noch sehr klein war", blickt Grunitz zurück, "aber jetzt interessiert sich die breite Bevölkerung viel mehr für Bio-Produkte." Reich werde man allerdings nicht mit einem Bio-Laden, meint er. "Ein Billig-Laden liefe hier bestimmt besser."

Das Bio-Eis oder die Bio-Semmeln sind hier doch um einige Zehn-Cent-Stücke teurer als in einem normalen Kiosk.

Milchhäusl

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"Ökologisch, regional und fair" - so lautet das Motto für die Produkte, die beim "Milchhäusl" verkauft werden. Das Fleisch beispielsweise kommt vom einem regionalen Bio-Metzger, der Kaffee ist ein Fairtrade-Produkt.

Den Kaffee am "Milchhäusl" genießt auch Studentin Nathalia Fischer (Foto). Regelmäßig geht sie von der Uni in den Englischen Garten zum Kiosk, um dort Kaffee zu trinken. Sie sagt, dass sie ein "bekennender Öko" sei und auch sonst versuche, beim Essen oder der Kosmetik, auf biologische Produkte zurückzugreifen.

Der Kaffee schmeckt wie in anderen Kaffeebars auch, lässt sich aber mit Fairtrade-Gedanken im Hinterkopf einfach besser genießen. Wirklich zu empfehlen sind die köstlichen Säfte, bei denen sich das volle Aroma auf der Zunge entfaltet. Schade nur, dass die Fläschchen so klein sind!

Kiosk-Betreiber Grunitz sieht in München ein perfektes Umfeld für den Biotrend und hält die Stadt für eine der Biometropolen Deutschlands, auch aufgrund des landwirtschaftlich reichen Umlandes.

Milchhäusl, Königinstr. 6, jeden Tag von 10 bis 22 Uhr geöffnet

Texte und Fotos: Lara Doktor/sonn

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