Öko-Hochhaus im Arabellapark:52 Meter Grün

Öko-Hochhaus im Arabellapark: Zwischen Hypo-Hochhaus (rechts) und dem neuen Bürokomplex Arabeska (links) soll der grüne Turm gebaut werden. Simulation: Aika Schluchtmann Architekten

Zwischen Hypo-Hochhaus (rechts) und dem neuen Bürokomplex Arabeska (links) soll der grüne Turm gebaut werden. Simulation: Aika Schluchtmann Architekten

  • Im Arabellapark soll ein neues Hochhaus entstehen, bei dem die Fassade von unten bis oben begrünt ist.
  • Bäume und Pflanzen wirkten bis ins oberste Stockwerk wie eine Klimaanlage, erklären die Architekten.
  • Architekturexperten in der Stadtgestaltungskommission haben ihre Zweifel an der Funktionalität.

Von Alfred Dürr

Hier können demnächst die Bäume in den Himmel wachsen: Im Arabellapark soll ein neues Hochhaus entstehen, mit 16 Geschossen und einer grünen Fassade von unten bis oben. Geplant ist ein Turm, 52 Meter hoch. In den unteren Etagen sind Büroflächen vorgesehen, in den darüberliegenden Stockwerken soll es rund 50 Wohnungen geben - und alle bekommen vertikale Gärten. Im zweiten Obergeschoss wird es eine große Terrasse geben, die von allen Hausbewohnern genutzt werden kann. Ganz oben ist ein Dachgarten für die Wohnungseigentümer geplant. Ein bemerkenswertes Konzept, das so bisher noch nicht in München realisiert wurde.

Im Osten Münchens gibt es wieder etwas Neues. Der Arabellapark aus den Sechzigerjahren mit seiner typischen Skyline wandelt sich zu einem modernen Stadtteil. So erfährt zum Beispiel das Hypo-Hochhaus, das zu den Architekturklassikern der Stadt zählt, eine Rundum-Erneuerung. Nicht weit von diesem Areal entfernt ist gerade der geschwungene Bürokomplex Arabeska eröffnet worden. Der Entwurf des Büros h4a Gessert+Radecker Architekten will Anleihen an die Ornamentik arabischer Baukunst nehmen. Auf das Areal unmittelbar neben diesem Komplex der Bayerischen Ärzteversorgung, an der Arabellastraße 26-28, soll mit dem neuen Hochhaus ein unverwechselbarer Stadtbaustein kommen, wie es im städtischen Planungsreferat heißt.

Grün in der Vertikale

Das Projekt aus dem Münchner Büro Aika Schluchtmann Architekten spielt mit der Formensprache von Arabeska. Die Ausgestaltung der Etagen lehnt sich an den Schwung des Nachbargebäudes an. Speziell ist aber die begrünte Fassade, die zusammen mit der Firma Vertiko aus dem Südschwarzwald entwickelt wurde. Weil in den Städten oft kein Platz mehr für das Grün in der Horizontalen sei, so heißt es dort, weiche man eben auf die Vertikale aus und erschließe damit ein riesiges Potenzial an Flächen. Durch die Bauaktivitäten werde es gerade auch in München immer dichter und enger, sagt Architektin Aika Schluchtmann, da sei es doch nur logisch, mit ökologischen Konzepten in die Höhe zu gehen.

Bäume und Pflanzen wirkten bis ins oberste Stockwerk wie eine Klimaanlage, erläutert die Architektin: "Wenn Sie gerade an einem heißen Tag von der bebauten Stadt in einen Park treten, spüren Sie die Temperaturunterschiede. An unserem Haus entstehen ähnliche Effekte." Gemeinsam mit Vertiko habe man sich viele Gedanken über die Auswahl der Pflanzen gemacht, damit die Idee auch funktioniert.

Die Skeptiker bleiben in der Minderheit

Architekturexperten in der Stadtgestaltungskommission, die den Stadtrat in Baufragen berät, haben ihre Zweifel an der Funktionalität. Das Grün sei Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert, vor allem weiter oben. Zu bedenken sei auch, ob dieses Hochhaus nicht wie ein Fremdkörper im Arabellapark wirke. Doch die Skeptiker blieben mit drei Gegenstimmen deutlich in der Minderheit.

"Wenn ich jemandem ein tolles Hochhaus vorführen sollte, das hier wäre es", sagte der Planungsexperte der CSU-Fraktion, Walter Zöller. Auch Stadtrat Herbert Danner (Grüne) war angetan. Die Stadt forciere bei vielen Neubauprojekten Dachbegrünungen, hier könne gleich ein ganzes Haus bepflanzt werden. In München hat man bisher keine Erfahrungen mit solchen Projekten. "Ein bisschen skeptisch bin ich auch", sagte Danner, "aber wir sollten das Experiment wagen."

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