Öffentlicher Nahverkehr:München bekommt längere Trambahnen

Trambahnen in München.

Zwei aktuelle Trambahnen auf der Linie 19 im Münchner Westen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Sie sollen bis zu 48 Meter lang sein und bis zu 270 Passagiere fassen: Um die steigenden Fahrgastzahlen bewältigen zu können, will die MVG deutlich längere Straßenbahnen anschaffen. Einige Haltestellen sind dafür aber zu kurz.

Von Marco Völklein

In der Geschichte der Trambahn haben die Münchner schon einige Wagentypen gesehen. Es begann 1895 mit dem "Z-Wagen", dann folgten A-, B-, C- und weitere Modelle, darunter der beliebte "J-Wagen" aus den 1940er-Jahren. Aktuell rollen Fahrzeuge der Baureihen P, R und S durch die Stadt. Die Modelle vom Typ T, auch "Avenio" genannt, stehen zwar einsatzbereit im Betriebshof an der Einsteinstraße, dürfen aber noch nicht aufs Gleis, weil die Zulassungsbescheinigung der Aufsichtsbehörde noch fehlt. In einigen Jahren indes wird sich das Münchner Trambahn-ABC um einen weiteren Buchstaben erweitern: Wie die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) mitteilt, soll bald eine weitere Bestellung rausgehen.

Das Besondere dabei: Die neuen Trambahnen, die dann wohl "U-Wagen" heißen werden, sollen kuppelbar sein. Das ist bei den derzeit eingesetzten Fahrzeugen nicht der Fall. Der Vorteil der Kupplung: Die MVG kann zwei Bahnen zu einem Langzug zusammenspannen und damit die Kapazität auf stark nachgefragten Linien erweitern. Sind dagegen weniger Leute unterwegs, etwa am Sonntagmorgen oder in den Nachtstunden, bleibt eines der beiden Fahrzeuge im Depot - das spart unterm Strich eine Menge Energie und Wartungskosten, hofft MVG-Chef Herbert König.

Die Fahrgastverbände jedenfalls finden die Idee hervorragend. "Wir haben das seit Jahren gefordert", sagt Berthold Maier vom Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr (AAN). Angesichts der teils immensen Fahrgastzuwächse in den vergangenen Jahren seien die bislang von der MVG beschafften Trambahnen "einfach zu kurz" gewesen. Auch Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste ist "zu 100 Prozent begeistert" von der Ankündigung der MVG. "Endlich stößt unsere Forderung auf offene Ohren." In anderen Städten, etwa in Bochum, Berlin oder Dresden, sind Trambahn-Gespanne schon seit Jahren im Einsatz.

Konkret wollen König und seine Planer nun neun Trambahnen mit Kupplung bestellen, die man als Gespann zusammenkoppeln und in "Doppeltraktion" fahren lassen kann, wie Fachleute das Ganze nennen. Hersteller können nun ihre Angebote einreichen, der Auftrag könnte dann laut MVG "noch Ende dieses Jahres" vergeben werden. Ein solches Trambahn-Gespann könnte eine Länge von bis zu 48 Meter haben, sagt König. Zum Vergleich: Bei den bislang längsten Münchner Trambahnen, die Fahrzeuge vom Typ "R 3", ist bei 37 Meter Schluss.

Platz für bis zu 270 Passagiere

Während in den R 3-Wagen höchstens 220 Fahrgäste Platz finden, sollen in den neuen Trambahn-Gespannen bis zu 270 Passagiere unterkommen. Zudem sollen vier weitere Züge mit 34 Meter Länge bestellt werden, unterm Strich also 13 neue Trambahnen. Klappt alles mit der Bestellung, der Fertigung und vor allem der Zulassung der Fahrzeuge, könnten die neuen Straßenbahnen Ende 2017 in München rollen, hofft König. Im Gegenzug will die MVG 13 ältere (und kürzere) Fahrzeuge vom Typ "R 2" ausmustern.

Einen konkreten Einsatzort für die neuen Straßenbahn-Gespanne hat die MVG auch schon: Die Fahrzeuge sollen vor allem auf den Linien 20 und 21 rollen, weil dort die Not am größten ist. So steigen unter anderem die Studentenzahlen der Hochschule an der Dachauer Straße seit Jahren stetig an; deshalb herrscht in den Trambahnen dort regelmäßig Sardinendosen-Feeling. Mit den neuen Zügen hofft MVG-Chef König, dieses Problem zumindest zu lindern. Die bisher auf den beiden Linien eingesetzten 37-Meter-Züge sollen dann wiederum auf die Linie 16 (Romanplatz-St. Emmeram) wechseln - denn dort stellt sich ein ähnliches Problem. Die auf dieser Linie eingesetzten, dreigliedrigen Züge vom Typ R 2 (Länge: 27 Meter) haben sich insbesondere in den Hauptverkehrszeiten als viel zu kurz erwiesen.

Bis dahin allerdings müssten MVG und Baureferat auf den Linien 20 und 21 durch die Dachauer Straße die Haltestellen verlängern, damit die bis zu 48 Meter langen Trambahn-Gespanne dort überhaupt halten können. Für Fahrgastvertreter Maier reicht das aber nicht aus. Insbesondere am Stachus und am Hauptbahnhof könnten künftig die überlangen Gespanne nicht mehr hintereinander halten - daher müssten aus seiner Sicht zusätzliche Gleise verlegt werden. Was das alles kostet, darüber schweigt die MVG. "Die Investitionssumme wird erst durch die Ausschreibung ermittelt", erklärte ein MVG-Sprecher. Man habe zwar Vorstellungen, wie viel man bezahlen wolle. Um aber möglichen Anbietern keine Hinweise zu geben, "veröffentlichen wir das natürlich nicht vorher".

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