Im Ringen um die Finanzierung des zweiten Münchner S-Bahn-Tunnels ist nach den Worten von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) der entscheidende Durchbruch gelungen. Auf die Frage, ob es nun grünes Licht für das Milliardenprojekt gebe, sagte Seehofer am Dienstag in München: "Aus meiner Sicht ja."
Nach der Einigung auf ein Finanzierungskonzept soll nach dem Willen der schwarz-gelben Staatsregierung möglichst schnell mit dem Bau begonnen werden. Als Zieldatum nannte Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) am Dienstag die Jahre 2014 und 2015. 2014 solle mit sogenannten Vorabmaßnahmen begonnen werden, 2015 dann mit den Bauhauptmaßnahmen. "Bis 2020" solle die zweite Stammstrecke dann fertig sein.
"Das sollte realistisch sein nach den Plänen, die wir jetzt aufgestellt haben", sagte der Minister. Die Finanzierungslücke von zuletzt 700 Millionen Euro wird von Freistaat und Bund gemeinsam geschlossen. Zum einen wird dafür ein Darlehen in Höhe von 492 Millionen Euro verwendet, das vom Münchner Flughafen zurückgefordert wird. 100 Millionen Euro steuert der Freistaat zusätzlich aus seinen eigenen Rücklagen bei.
Und 108 Millionen Euro kommen nach Angaben Zeils zusätzlich vom Bund. "Der Weg für die zweite Stammstrecke ist frei", sagte Zeil und sprach von einer guten Botschaft für täglich 800.000 Fahrgäste. Andere Verkehrsprojekte im Freistaat sollen aber gleichzeitig nicht leiden. "Die klare Botschaft ist: Wegen der zweiten Stammstrecke muss kein anderes Projekt im Schienenpersonennahverkehr in Bayern zurückgestellt werden", betonte der Minister.
In der schwarz-gelben Koalition wurde von einem "schlüssigen Gesamtkonzept" gesprochen, das nun auf dem Tisch liege. Die formale Zustimmung der Fraktionen stehe noch aus.
Auch Oberbürgermeister Christian Ude hat die Entscheidung zum Bau der zweiten Stammstrecke mit Erleichterung aufgenommen - " wenn auch erst so spät, dass die riesige Baugrube hinter dem Münchner Rathaus wieder zugeschüttet werden musste, was viele Passanten als Schildbürgerstreich empfinden."
Zur Finanzierung des Großprojekts sagte Ude: "Ich bin der Mehrheit des Münchner Stadtrats sehr dankbar, dass sie sich nicht dazu hat nötigen lassen, den geforderten Betrag von 350 Millionen Euro zu Lasten der Kinderbetreuung und des Schulwesens und des Wohnungsbaus in München zur Verfügung zu stellen." Jetzt komme es darauf an, das für die S-Bahn-Fahrgäste, aber auch für die Verkehrs- und Umweltsituation insgesamt so bedeutsame Vorhaben schnellstmöglich in die Tat umzusetzen.