Öffentlicher Nahverkehr:2025 könnte die erste Tram durch den Englischen Garten fahren

Öffentlicher Nahverkehr: So könnte die Tram durch den Englischen Garten aussehen.

So könnte die Tram durch den Englischen Garten aussehen.

(Foto: Stadt München)

Wie soll die Linie verlaufen? Wie weit sind die Planungen? Und schafft es die Akku-Tram überhaupt durch den Englischen Garten? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Alfred Dürr, Dominik Hutter und Andreas Schubert

Ist die politische Mehrheit für den Bau der Trasse im Stadtrat sicher?

Vermutlich ja. Erst im vergangenen Jahr hat der Stadtrat den Oberbürgermeister offiziell aufgefordert, beim Freistaat noch einmal wegen der Trambahn vorstellig zu werden. Selbst wenn die CSU das Projekt weiterhin ablehnt, dürfte die SPD erneut eine Mehrheit zusammenbringen: Die eigene Fraktion plus Oberbürgermeister plus die grüne Tramverfechter-Fraktion verfügen bereits über 39 von 81 Stimmen. Es genügt also, wenn ÖDP oder Linke oder auch die FDP mit im Boot sind. Die FDP hat bereits ein prinzipielles Ja mit Verbesserungswünschen angekündigt.

Wie weit sind die Planungen?

Die Stadtwerke (SWM) waren in der Vergangenheit nicht untätig. Es existieren bereits Teile einer Vorplanung, "soweit dies ohne Beteiligung des Freistaats bisher möglich war", teilen die SWM mit. Diese begonnene Vorplanung soll nun in Abstimmung mit dem Freistaat und der Stadt aktualisiert und vervollständigt werden. Ein solcher Austausch sei aufgrund der bisherigen politischen Ausgangslage noch gar nicht möglich gewesen. Jetzt muss erst einmal der Boden untersucht werden, dann kann die weitere Planung beginnen.

Schafft es die Akku-Tram überhaupt durch den Englischen Garten?

Das dürfte kein Problem sein. Was die Fahrzeuge betrifft, müssen die Stadtwerke aber erst noch mit den Herstellern reden. Bei Siemens, Hersteller der Avenio-Tram, die auch in München fährt, ist zu hören, dass zwei Kilometer Strecke mit Akku leicht zu schaffen sind. Eine Hybridtram des Herstellers Bombardier, die auf einer 800 Meter langen Strecke durch den Heidelberger Campus fahren sollte und die sowohl mit Oberleitungs- als auch mit Akkubetrieb läuft, hat die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) vor zwei Jahren erfolgreich getestet. Bei der RNV heißt es, dass auch weitaus größere Reichweiten möglich sind.

Wann könnte die Tram rollen?

MVG-Chef Ingo Wortmann schätzt, dass die Tram um das Jahr 2025 fertig sein könnte. Alleine zwei Jahre werde etwa das Planfeststellungsverfahren dauern. Und wie bereits die ersten kritischen Stimmen zur Gartentram ahnen lassen, wird es voraussichtlich zu Einwendungen oder gar Klagen kommen.

Wie soll die Linie verlaufen?

Die Tram soll vom Elisabethplatz über die Franz-Joseph- und Martiusstraße am Chinesischen Turm vorbei zur Tivolistraße fahren, auf der Route des heutigen Busses. Mit welchen Linien sie dann verknüpft werden kann, lässt die MVG derzeit noch offen. Das Ziel ist aber: Künftig soll es möglich sein, von Bogenhausen bis Neuhausen mit der Tram fahren zu können, ohne das Verkehrsmittel wechseln zu müssen. Das Linienkonzept ist derzeit in Arbeit. Es werden nach aktuellen Überlegungen voraussichtlich zwei Linien über die Nordtangente geführt, jeweils im Zehn-Minuten-Takt.

Wie viel Platz braucht die Tram?

Grundsätzlich gelte, dass die Tram nicht mehr Platz einnehmen soll als heute der Bus, sagt die MVG. Auch künftig sollen Fahrradfahrer den Englischen Garten im Bereich der heutigen Busstraße durchqueren können. In den weiterführenden Straßen sei ebenfalls genug Platz für die Tram. Dass es künftig für Rettungsfahrzeuge zu eng werden wird, glaubt die Münchner Berufsfeuerwehr im Übrigen nicht. Die Fahrzeuge seien 2,50 Meter breit und passten so an einer Tramtrasse vorbei - auch ein Rasengleis würde laut Feuerwehr keine Probleme bereiten. Über tatsächliche Maße der Tram und die Platzaufteilung will die MVG derzeit aber noch nichts sagen, so weit sind die Planungen noch nicht.

Ist ein Rasengleis möglich?

Wenn es das Ziel sei, die heutige Wirkung der Straßenschneise zu reduzieren, so die MVG, könne ein Rasengleis umgesetzt werden. Neben der positiven optischen Wirkung werde so auch der Boden entsiegelt. Der Anspruch der MVG sei, die Trasse auch sonst möglichst harmonisch in die Parklandschaft einzubetten. Sie werde deshalb auch sicher nicht "eingezäunt". Welche Querungsmöglichkeiten realisiert werden können, hänge unter anderem von der Gestaltung der Trasse ab. "Wir werden dabei aber die Belange der Gartenbesucher intensiv berücksichtigen", sagt ein MVG-Sprecher. Dass es mit dem Rasengleis noch Probleme geben könnte, ist dennoch nicht ausgeschlossen. Schon in der früheren Diskussion um die Gartentram kam diese Variante auf den Tisch. Damals hieß es, für das Gleisbett müsse man bei einem Rasengleis viel tiefer graben als auf einem befestigtem Straßenuntergrund. Das könne, so die Bedenken damals, Wurzeln der umstehenden Bäume schädigen.

Wie groß ist die Gefahr von Unfällen mit Radlern oder Fußgängern?

Die Tram wird voraussichtlich mit höchstens 30 Stundenkilometern durch den Park fahren. Sie stellt nach Aussagen der MVG - wie etwa auch in Fußgängerzonen - keine Gefahr für Passanten dar.

Kann der Denkmalschutz für den Englischen Garten die Trambahnpläne gefährden?

Der Englische Garten gilt als herausragendes Zeugnis der Gartenbaukunst und steht mit seiner gesamten Fläche unter Denkmalschutz. Außerdem ist der Park Bestandteil des Landschaftsschutzgebiets Isarauen. Damit liegen die Hürden für bauliche Veränderungen extrem hoch. Eine Straßenbahn-Trasse mit Oberleitungsmasten hätte keine Chancen auf Genehmigung, weil die Eingriffe in den Park zu massiv wären. Inzwischen können die Bahnen aber auch mit Akkus fahren. Zur Beurteilung müsse man erst verlässlich wissen, welche Dimensionen die geplante Tram-Trasse haben werde, sagt der Chef des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Generalkonservator Mathias Pfeil: "Jeder zusätzliche Eingriff in den Park ist nicht akzeptabel."

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