Öffentlicher Nahverkehr:Verkehrsverbund für Südbayern

Bahnübergang Unterschleißheim Bezirksstraße

Vorfahrt für die Bahn: Die Zahl der Pendler aus Südbayern nach München wächst, zu wenige nutzen derzeit aber noch öffentliche Verkehrsmittel.

(Foto: Florian Peljak)

Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund und die Metropolregion wollen untersuchen, wie mehr Pendler zum Umsteigen auf Bus und Bahn bewegt werden könnten. In einer Studie soll 2014 geklärt werden, was ein großer Verkehrsverbund in Südbayern und ein einheitlicher Tarif bringen könnten.

Von Marco Völklein

Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) geht zusammen mit dem Verein Europäische Metropolregion München (EMM) eine mögliche Erweiterung seines Gebiets weit über die bestehenden Grenzen hinaus an. In einer Studie, die möglichst im ersten Quartal 2014 in Auftrag gegeben werden soll, soll geklärt werden, was ein großer Verkehrsverbund in Südbayern bringen könnte und wie dessen Finanzierung aussehen könnte.

Die Europäische Metropolregion München, kurz EMM, umfasst ein Gebiet von Kaufbeuren bis Altötting sowie von Garmisch-Partenkirchen bis Eichstätt - ein Großraum mit fast fünf Millionen Einwohnern. Nahezu alle Kreise, Städte und Gemeinden in diesem Raum sind Mitglied des Vereins, außerdem auch noch zahlreiche Unternehmen und Verbände. Nur der Landkreis Erding ist nicht beigetreten. Schon heute pendeln unzählige Arbeitnehmer etwa aus Mühldorf, Weilheim oder Aichach nach München, viele davon allerdings mit dem Auto. Seit Jahren konstatieren Verkehrsforscher ein "enormes Wachstum der Verkehrsverflechtungen".

Die Erweiterung des Verbunds ist für MVV-Chef Alexander Freitag daher "eine der spannendsten Zukunftsaufgaben überhaupt". Zuletzt hatten unter anderem die Oberbayern-CSU, aber auch die SPD in den Landkreisen Initiativen für eine MVV-Erweiterung gestartet. Sie wollen damit auch ein anderes Problem lösen: Wird Pendeln mit Bus und Bahn einfacher, würde das unter Umständen Druck aus dem angespannten Münchner Wohnungsmarkt nehmen.

Erste Ansätze gibt es zwar schon - so bieten seit 2010 verschiedene Verbünde wie der MVV, der Augsburger AVV und der Ingolstädter Verbund zusammen mit der Deutschen Bahn und weiteren Verkehrsbetrieben die "AboPlusCard" an. Die Karte gibt es aber nur im Jahresabo, ist also nur für Dauerpendler interessant. Für Tagesausflügler bietet die Deutsche Bahn zudem das "Bayern-Ticket" an, das in fast allen bayerischen Verbünden gilt. Ein einheitlicher EMM-Tarif unter einer gemeinsamen Dachmarke könnte aber, das hoffen Politiker wie Planer, viele Autofahrer auf Busse und Bahnen umsteigen lassen.

Viele Fragen offen

Wie genau dieser künftige Tarif aussehen wird, ist derzeit noch völlig offen. Zu viele Fragen müssen geklärt werden - unter anderem natürlich die finanzielle. Im MVV teilen sich derzeit die beiden Großanbieter Deutsche Bahn als Betreiberin der S-Bahn und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) fast 90 Prozent der jährlichen Fahrgeldeinnahmen von zuletzt 727 Millionen Euro unter sich auf.

Der Rest fließt an die Landkreise, die damit den Regionalbusverkehr bezahlen. In einem künftigen Großverbund mischen dagegen neben Bahn und MVG weitere Verkehrsbetriebe mit, zudem säßen 20 Landkreise und fünf kreisfreie Städte mit am Tisch. Und sie alle wollen mitkassieren.

Wie also aus diesem Mischmasch am Ende ein Großverbund entstehen könnte - das alles soll die Studie klären. "Derzeit wird bei den Mitgliedern des EMM deren Bereitschaft zur Mitfinanzierung abgefragt", sagt Vereinssprecherin Anja Birkle. "Nennenswerte Finanzierungszusagen" hätten aber unter anderem bereits die Landeshauptstadt, die Landkreise Donau-Ries und München, der MVV sowie die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in Aussicht gestellt.

Sollte die Studie im Frühjahr in Auftrag gegeben werden, rechnen die Initiatoren in etwa einem Jahr mit Ergebnissen. Bereits im Sommer hatten die MVV-Gesellschafter die Planer damit beauftragt, ein Modell für eine Ausweitung des Gebiets über die jetzigen Grenzen hinaus zu entwickeln.

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