Öffentliche Verkehrsmittel:Heimfahrer

Öffentliche Verkehrsmittel in der Nacht fotografiert an diversen Haltestellen am Stachus.

Ungefähr zwischen halb zwei und halb fünf verkehren in München Nachtbusse.

(Foto: Florian Peljak)

Auch nachts kommt man ohne Auto ziemlich gut durch München. Tram- und Buslinien decken fast das gesamte Stadtgebiet ab. Schwieriger wird es allerdings, wenn man im Umland wohnt

Von Andreas Schubert

Ja, es gibt Menschen, die gerne mal in Münchens Zentrum ausgehen und außerhalb wohnen, zum Beispiel in Wolfratshausen oder Petershausen - Orte, die weit genug entfernt sind, dass eine Taxifahrt ein kleines Vermögen kostet. Die Nachtschwärmer aus dem Umland haben es, wenn sie denn auf die S-Bahn setzen, dann nicht unbedingt leicht mit ihrer Abendplanung. Wird es auf einer Party oder in der Kneipe mal später lustig, müssen sie sich unter der Woche früher verabschieden, weil die letzte S-Bahn etwa um kurz nach 1.30 Uhr geht. Am Wochenende fährt immerhin noch gegen 2.30 Uhr jeweils ein Zug pro Linie ins Umland. Verpassen sie den letzten Zug sei ihnen ein Blick in einen Münchner Gastroführer oder ein Onlineportal empfohlen, um sich ein Nachtlokal zu suchen. Oder aber, und das dürfte die weiter verbreitete Variante sein, sie kommen gleich mit dem Auto, was nun wiederum dem Gedanken der Verkehrswende nicht entspricht und außerdem bedeutet, dass sich die Person, die den Fahrdienst übernimmt, an Apfelschorle oder ähnliches halten muss.

Da haben es die Münchner freilich besser. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) bietet zahlreiche Nachtlinien für die Trambahn und den Bus an, die vor allem an den Wochenenden in relativ dichten Takten fahren und fast das gesamte Stadtgebiet abdecken. Unter der Woche fahren die vier Nachttrambahnen N 16, N 19, N 20 und N 27 sowie die Nachtbusse N 40 bis N 45 einmal pro Stunde.

Der Stachus spielt dabei eine zentrale Rolle. Hier treffen sich alle Nachttrams sowie die Nachtbusse N 40 und N 41 zwischen 1.30 und 4.30 Uhr jede Stunde. Weil alle Linien fünf Minuten gemeinsam warten, ist hier ein Umsteigen in alle Richtungen der Stadt möglich. Die MVG bezeichnet den Stachus deshalb auch als "Rendezvous-Haltestelle".

Am Wochenende und vor Feiertagen fahren diese Linien sogar jede halbe Stunde. Natürlich treffen sie sich dann auch alle 30 Minuten an der "Rendezvous-Haltestelle". Ebenfalls jede halbe Stunde fahren die Nachtbusse N 40 bis N 45.

Außerhalb des Zentrums betreibt die MVG zudem die Buslinien N 71 bis N 79, die jede halbe Stunde fahren. Die Nachtbusse N80 und N81 starten zusätzlich am Wochenende jeweils um 3.32 und 4.32 Uhr in Pasing in Richtung Germering und Puchheim. Kritikern des Angebots ist das alles indes nicht ausreichend und nicht großstädtisch genug. Viele fordern immer wieder eine durchgehende U-Bahn zumindest am Wochenende - zuletzt meldeten sich die CSU und die Grünen mit diesem Wunsch erneut zu Wort.

Die MVG allerdings zeigt sich bei dieser Idee reserviert. Einerseits seien nach Mitternacht zu wenige Fahrgäste unterwegs, als dass sich der Aufwand rentieren würde. Andererseits betont das Verkehrsunternehmen stets, dass es die Zeit nach Betriebsschluss für die dringend notwendigen Wartungs- und Reparaturarbeiten an dem inzwischen in die Jahre gekommenen Netz nutzen müsse. Mit dem bestehenden Netz aus Bussen und Straßenbahnen sei das Stadtgebiet gut abgedeckt.

Bleibt für nächtliche Fahrten noch das Taxi, das sich aber nicht jeder leisten kann und will. Noch bis einschließlich nächstes Jahr testet die MVG eine Art Sammeltaxi, dem sie den schönen Namen Isartiger gegeben hat. Der funktioniert per App und soll im Vergleich zum Taxi erheblich Kosten sparen. Wie viel eine Fahrt kosten wird, ist noch offen. Die Bahn war hier allerdings schneller. Ihr Ridesharing-Angebot Clevershuttle ist im Münchner Stadtgebiet bereits am Start und funktioniert ähnlich wie es für den Isartiger geplant ist. Die Kosten liegen bis zu 50 Prozent unter denen einer Taxifahrt.

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