StadtgestaltungDer Traum vom neuen Odeonsplatz

Lesezeit: 2 Min.

Mehr Leben auf dem Odeonsplatz: Schon 2021 warben Lokalpolitiker mit dieser Simulation für eine autofreie Zone.
Mehr Leben auf dem Odeonsplatz: Schon 2021 warben Lokalpolitiker mit dieser Simulation für eine autofreie Zone. (Foto: Visualisierung: Peter Schmid, Richard Weiss)

Die Grünen wünschen sich vor der Feldherrnhalle eine attraktive Flaniermeile. Doch die SPD warnt vor zu viel Vorfreude auf eine schnelle Veränderung. Es gibt noch viele Hindernisse.

Von Heiner Effern

Der Odeonsplatz soll künftig mit Recht auch so heißen. Bisher besteht er vorwiegend aus bis zu sechs Autofahrspuren der Ludwigstraße und dem kleinen Areal vor der Feldherrnhalle. Nach einem Umbau soll ein richtiger Platz entstehen, auf dem man sich gerne aufhält. Der Mobilitätsausschuss der Stadt soll am Mittwoch einen Wettbewerb beschließen, wie sich der Odeonsplatz verändern könnte. Dafür will die Stadt einen konkreten Rahmen vorgeben: Im Bereich zwischen der Galeriestraße und dem Abzweig in die Brienner Straße soll es nur noch eine Fahrspur pro Richtung geben.

Bis auf dem neuen Odeonsplatz mehr Platz für Radfahrer, Fußgänger und auch die eine oder andere Freischankfläche geschaffen werden, könnte es aber noch viele Jahre dauern. Seit Jahren laufen dazu Verhandlungen im Hintergrund, schon 2021 gab es einen Vorstoß des Grünen-Bezirksausschussvertreters Richard Weiss mit dem Architekten Peter Schmid. Jetzt ist sich die Koalition aus Grünen/Rosa Liste und SPD/Volt zwar über den Wunsch nach einem Wettbewerb einig, im Übrigen scheint es aber noch viel Gesprächsbedarf zu geben.

„Wir haben da Punkte, an denen wir noch arbeiten“, sagte SPD-Fraktionschefin Anne Hübner. „Ein Wettbewerb ist an sich für uns denkbar, aber nicht schon jetzt eine veränderte Verkehrsführung.“ Der von den Grünen offenbar gewünschte sofortige Verzicht auf Fahrbahnen in der Ludwigstraße könnte also noch scheitern. Auch, weil aus Sicht der SPD die Finanzierung völlig offen ist. Angesichts der klammen Finanzen wird der im kommenden März neu zu wählende Stadtrat entscheiden müssen, welche Priorität er der Umgestaltung des Platzes einräumt.

Sollten die Grünen der nächsten Stadtregierung angehören, dürften die Chancen für den neuen Odeonsplatz gut stehen. „Es ist schon absurd, dass einer der zentralsten Münchner Plätze bislang kein Platz, sondern eine kaum befahrene Einfallstraße ist, die sich im Sommer aufheizt“, sagte die aktuelle Fraktionsvorsitzende Mona Fuchs. „Wir können das endlich ändern und diesen Raum für die Münchner*innen erlebbar machen.“

Für ihre Fraktion liegt darin „eine große Chance für eine lebenswertere Innenstadt“. Die Buslinie 100 soll wie bisher die dann schmale Ludwigstraße nutzen können, der private Verkehr soll so weit wie möglich reduziert werden. Der ist durch die in nur noch eine Richtung für alle befahrbare Brienner Straße ohnehin bloß noch minimal und könnte unkompliziert über den Oskar-von-Miller-Ring laufen. „Nur noch Busse, Taxis, Anwohnende und Radler*innen sollen hier künftig durchfahren“, heißt es in einer Mitteilung der Fraktion.

Zwei weitere positive Effekte erhoffen sich die Grünen. Zum einen wollen sie für die Radfahrer einen besseren Anschluss an den Altstadt-Radring schaffen. Zum anderen soll die Brienner Straße vor allem am Wittelsbacherplatz für Fußgänger aufgewertet werden, um einen attraktiven Übergang ins Museumsviertel anzubieten. „Wir haben hier eine großartige Möglichkeit, das Kunstareal besser an die Altstadt anzubinden, indem wir den Wittelsbacherplatz gestalterisch quasi über die Brienner Straße drüberziehen“, sagte Paul Bickelbacher, Planungsexperte der Grünen. „Es entsteht eine neue attraktive Flaniermeile. Gleichzeitig achten wir darauf, dass unser Busnetz weiterhin leistungsfähig bleibt.“

Ein weiterhin attraktiver Busverkehr im Zentrum dürfte auch im Sinne der SPD sein, die jedoch vor zu viel Vorfreude auf eine schnelle Veränderung warnt. Erst einmal werde ein Wettbewerb auf den Weg gebracht. „Für mich ist entscheidend, dass der neue Stadtrat über die Umgestaltung entscheidet“, sagte die Fraktionsvorsitzende Hübner. Mit dem entspannten Flanieren könnte es auf absehbare Zeit noch aus einem anderen Grund schwierig werden. Die Münchner Verkehrsgesellschaft soll am Odeonsplatz Ende der 20er-Jahre eine groß angelegte Sanierung der U-Bahn planen. Es könnte also gut sein, dass vor dem Flanieren noch eine längere Zeit Baustellengefühle an der Oberfläche drohen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bauvorhaben
:Wie Nachbar-Streitigkeiten ein neues Hospiz ausbremsen

Seit fast drei Jahren wartet ein Verein darauf, eine Einrichtung mit bis zu 16 Betten zu bauen. Ein Grundstück mitten in der Stadt, hochgelobte Architektur-Pläne – alles vorhanden. Wären da nicht die Nachbarn.

SZ PlusVon Sebastian Krass

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: