Obersendling:In Zugzwang

Grünfläche an der Münsinger Straße/Ecke Kistlerhofstraße. Thema: mögliche (weitere) Bebauung mit einer weiteren, dritten Kindertagesstätte in Form eines Pavillons.

Wiese oder Kita? Über die Zukunft der Grünfläche an der Münsinger Straße/ Kistlerhofstraße wird in Obersendling diskutiert.

(Foto: Florian Peljak)

Die Stadt hält trotz Anwohnerprotesten erst mal an einem dritten Kita-Pavillon auf der Wiese an der Münsinger Straße fest. Die Verwaltung verweist auf den Mangel an Betreuungsplätzen und mögliche Eltern-Klagen

Von Jürgen Wolfram

Die Anwohnerinitiative "Rettet die Wiese" kämpft unverdrossen für die Freihaltung der Grünfläche an der Münsinger Straße/Ecke Kistlerhofstraße statt der Bebauung mit einer weiteren, dritten Kindertagesstätte in Pavillongestalt. Den Bezirksausschuss weiß die Initiative dabei an ihrer Seite, und auch die Bürgerversammlung für den Stadtbezirk Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hatte am 15. Mai 2018 einen Beschluss in ihrem Sinne gefasst. Ob die Akteure aus Obersendling ihr Ziel erreichen, ist allerdings fraglicher denn je. Denn als sich jetzt der Planungsausschuss des Stadtrats mit der Angelegenheit befasste, wurde deutlich, dass die federführenden Referate für Stadtplanung und Bauordnung sowie Bildung und Sport an ihrem Vorhaben festzuhalten gedenken.

Die Verwaltung begründet ihre Haltung zum einen mit der "weiterhin kritischen Versorgung des Stadtbezirks mit Kita-Plätzen", zum anderen mit einem Mangel an Alternativgrundstücken. Engpässe beim Platzangebot herrschten besonders in der Altersgruppe der Kinder ab drei Jahren; 128 Buben und Mädchen seien bei der Elternberatungsstelle gemeldet. "Wenn diese Bedarfe nicht bedient werden, drohen Klagen", geben die Referate zu bedenken. Diese könnten möglicherweise nur durch die Bereitstellung der notwendigen Plätze im geplanten Pavillon auf der Wiese an der Münsinger Straße umgangen werden.

Auf diesen Pavillon zu verzichten, fordert die Initiative "Rettet die Wiese" unter Hinweis auf zusätzliche Verkehrsbelastungen, Gefahren fürs Stadtklima und die Ökologie sowie den drohenden Verlust sozialer Kontaktmöglichkeiten. In der Stellungnahme, die die Referate dem Planungsausschuss präsentierten, wird allerdings darauf hingewiesen, dass der Verlust der Erholungsfläche an anderen Stellen ausgeglichen werden könne, etwa im Sendlinger Wald/Südpark, an der Rohrauerstraße sowie an der Münsinger Straße. Zudem seien "Aufwertungsmaßnahmen" für zwei Spielplätze vorgesehen.

Für genehmigungsfähig hält die Stadtverwaltung den Pavillonbau an der Münsinger Straße ohnehin. "Festzuhalten" sei, dass das fragliche Gelände im Flächennutzungsplan "nicht als allgemeines Wohngebiet, sondern als Gemeinbedarfsfläche Erziehung dargestellt ist", erklärt das Planungsreferat. Nicht zuletzt deshalb habe man eben diese Fläche ausgesucht und dem Stadtrat vorgeschlagen. Auf das Projekt zu verzichten sei schon insofern kaum vertretbar, als Grundstücke im Eigentum der Stadt München, die eine solche Widmung aufweisen, "Mangelware" seien.

Dennoch bekräftigte die Verwaltung vor dem Planungsausschuss ein "Konsensangebot": Es soll weiter geprüft werden, ob nicht doch noch ein "vergleichbar gutes Grundstück" für den Pavillonbau zu finden sei. Allerdings habe man da "wenig Hoffnung". Überdies müsse man sehen, dass die Suche nach Standortalternativen "einen nicht unerheblichen Planungs- und Genehmigungsverzug" mit sich bringe. So wäre die Inbetriebnahme des Kita-Pavillons an anderer als der bisher geplanten Stelle frühestens zum August 2020 möglich, mit allen problematischen Folgen für die Versorgungslage. Weil völlig unklar sei, ob "adäquater Ersatz" überhaupt in Sicht komme, will die Verwaltung die Planungen an der Münsinger Straße auf jeden Fall fortführen. Die endgültige Standortwahl werde zu gegebener Zeit vom Stadtrat getroffen, hieß es im Beschluss, den der Planungsausschuss bestätigt hat.

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