Obersendling:Immer wieder nur vertröstet

Lokalpolitiker und Bürger fordern Realisierung des Landschaftsschutzgebiets beim ehemaligen Siemens-Sportpark ein

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Seit mittlerweile zwölf Jahren macht sich der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln für die Ausweisung eines Landschaftsschutzgebiets östlich und südlich des Hermann-von-Siemens-Sportparks stark. Doch vonseiten der Stadtverwaltung sah sich das Stadtteilgremium nur immer wieder mit "Zwischennachrichten" vertröstet. Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung verweist darin auf sich ändernde "Herangehensweisen", bittet um "Fristverlängerung", bedankt sich für "die aufgebrachte Geduld" der Lokalpolitiker. Doch deren Geduldsfaden ist jetzt gerissen. In einer Stellungnahme lässt der BA das Planungsreferat wissen, dass er für die Dauer des Verfahrens weder Verständnis habe, "noch sich weiter gedulden möchte". Das Gremium sieht sich dabei in Einklang mit Beschlüssen der Bürger aus der jüngsten Bürgerversammlungen.

Dass sich nach neuestem Stand der Stadtrat erst im zweiten Halbjahr 2020 mit der Angelegenheit zu befassen gedenkt, sei "eine Zumutung für alle Bürgerinnen und Bürger des Stadtbezirks", heißt es in dem BA-Schreiben. Bei vielen Menschen werde der Verdacht bestärkt, dass eine Ausweisung des Landschaftsschutzgebiets "bewusst verzögert wird und vielleicht letztendlich auch von den verantwortlichen Stellen nicht erwünscht ist". Das Stadtteilgremium fordert die Stadtverwaltung auf, "das Verfahren nicht durch zusätzliche Änderungen der Vorgehensweise weiter zu verzögern". Auch sei der Bearbeitung "höchste Priorität" einzuräumen. Eine entsprechende Stadtratsvorlage sei spätestens bis Ende 2019 zu erstellen, fordert einhellig der Bezirksausschuss.

In dieser Angelegenheit hat sich inzwischen auch die Initiative "Ü 60 aktiv" von der Südseite in Obersendling an die Stadt gewandt. In einem Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bedankt sich das Bündnis um Wilfried Buchsteiner und Lieselotte Sölch ausdrücklich für das Engagement zugunsten einer bürgerfreundlichen Gestaltung des ehemaligen Siemens-Sportparks. Im Sinne eines "Landschaftsschutzverbundes Isar-Solln" zum Ausgleich für die stark verdichteten Wohngebiete der Umgebung sei es jetzt auch an der Zeit, das seit Langem beantragte Landschaftsschutzgebiet mit den Freiflächen südlich der Siemensallee und westlich der Wolfratshauser Straße "endlich dauerhaft zu etablieren". Immerhin reichten entsprechende Bestrebungen bis ins Jahr 2007 zurück. Doch diverse konkrete Anträge liefen "immer noch ins Leere". Auf einen Sankt- Nimmerleins-Tag wolle man sich jedoch nicht vertrösten lassen, betonen Buchsteiner und Sölch. OB Reiter rufen sie zu einer "zeitnahen Entscheidung" auf. Es gehe nicht an, dass die Stadt "im Verwaltungsstillstand verharrt" und deshalb Politikverdrossenheit um sich greife.

Bisher erging es der Initiative "Ü 60 aktiv" allerdings nicht besser als dem Bezirksausschuss. Das Planungsreferat teilte lapidar mit, das "Abstimmungsverfahren auf Ebene der Verwaltung und der Politik" dauere wegen unterschiedlicher Interessenlagen "nach wie vor an". Einzelne Anfragen zu dem Themenkomplex könnten zum jetzigen Zeitpunkt "nicht abgekoppelt und vorab beantwortet" werden. Zuvor müsse sich der Stadtrat gründlich mit dem Thema Schutzgebietsausweisung befassen. Voraussichtlich, wie gesagt, im zweiten Halbjahr 2020.

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