Süddeutsche Zeitung

Obersendling:Autohaus Riedel stellt Betrieb ein

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Firmeninhaber kündigt den Rückzug aus dem Geschäft an - wegen zu hoher Kosten und Auflagen für Neubauten. 100 Beschäftigte sollen Anfang 2019 ihren Job verlieren. Am Bau von Wohnhäusern hält Riedel fest

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Das Autohaus Riedel, einer der großen VW/Audi-Händler im Münchner Süden, stellt "im Laufe des ersten Quartals 2019" seinen Betrieb ein. Dies hat Firmeninhaber Wolfgang Riedel auf SZ -Anfrage bestätigt. Die 100 Beschäftigten, darunter 30 Auszubildende, seien bereits gekündigt worden. Riedel begründet den "nicht mehr abwendbaren" Rückzug nach 62 Betriebsjahren mit extrem hohen Kosten, die der zunächst geplante Neubau des Autohauses sowie die Errichtung von Wohnhäusern nördlich davon verursacht hätten. Durch Auflagen der Stadt sowie des Autoherstellers würden sich die geschätzten Ausgaben auf 15 Millionen Euro summieren.

Das könne er mit einer VW/Audi-Niederlassung kaum noch verdienen, sagt Riedel, zumal die Geschäfte seit drei Jahren nicht mehr so gut liefen wie zuvor. "Dieselgate" sei in diesem Zusammenhang nur eines von mehreren Stichworten. Jedenfalls ist aus seiner Sicht finanziell nicht mehr darstellbar, beispielsweise in einer doppelstöckigen Tiefgarage sechs Kfz-Stellplätze pro produktivem Arbeitsplatz zu schaffen, den Baumschutz einzuhalten oder Hebebühnen zu verbreitern, um sich dem Trend zum SUV anzupassen.

Was aus dem Grundstück des Autohauses an der Wolfratshauser Straße in Obersendling werden soll, das in einem Mischgebiet liegt, weiß der 59-jährige Geschäftsmann noch nicht. In einem Teil des Areals, "so zwischen 20 und 30 Prozent", sei weiterhin eine gewerbliche Nutzung vorstellbar, aber noch nicht sicher. Fest stehe hingegen, dass die Werkstatthalle und sonstige Autohaus-Gebäude abgerissen werden. Riedel will Eigentümer des Geländes bleiben, an Verkauf sei nicht gedacht, betont er ausdrücklich.

Dass die entlassenen Mitarbeiter, darunter 16 Mechaniker, keinen Job mehr finden könnten, glaubt Wolfgang Riedel nicht: "Die kommen alle irgendwo unter." Die Kritik, die er sich insbesondere wegen der Entlassung von 13 Auszubildenden eingehandelt hat, die erst im September eingestellt worden waren, lässt der Firmeninhaber nicht gelten: "Hätte ich die etwa mit ihren fertigen Papieren im Regen stehen lassen sollen?" Seinen Entschluss, aus dem Autogeschäft auszusteigen, habe er erst im August gefasst. Alle Kunden, die an der Wolfratshauser Straße 100 Reifen und Räder eingelagert hätten, seien inzwischen über die Entwicklung verständigt worden. Etlichen VW- und Audi-Fahrern könne er leider nicht ersparen, sich einen neuen Händler mit Werkstatt zu suchen, bedauert Riedel.

Inzwischen haben sich Lokalpolitiker kritisch zum Gebaren des Autohaus-Betreibers geäußert. Nicole Bartsch (Grüne), Mitglied im Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, findet es empörend, dass die Ausbildung in dem Kfz-Betrieb teilweise mit Steuergeldern gefördert worden sei und jetzt abrupt ende. Andere Stimmen würdigen die Absicht Riedels, in Abstimmung mit der Stadt immerhin Wohnraum zu schaffen, der dringend benötigt werde.

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Quelle:
SZ vom 09.11.2018
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