Süddeutsche Zeitung

Tötungsdelikt in Obermenzing:Mord an Witwe: Polizei nennt Habgier als Motiv

Die 72-Jährige war vor zwei Wochen leblos in ihrer Wohnung in Obermenzing aufgefunden worden. Nun hat die Polizei einen dringend tatverdächtigen Mann festgenommen. Er soll mit dem Opfer eine Art Mutter-Sohn-Verhältnis gehabt haben.

Nach dem Tod einer 72-jährigen Witwe in Obermenzing vor zwei Wochen hat die Münchner Polizei nun einen dringend tatverdächtigen Mann festgenommen. Es handelt sich um einen 33-jährigen Arbeitslosen, wie die Mordkommission und die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilten. Der Polizei zufolge handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen syrischen Staatsbürger, der seit 2013 in Deutschland lebt. Als Mordmotiv wird Habgier angenommen.

Die verwitwete Frau war am 10. Januar tot in ihrer Wohnung in Obermenzing aufgefunden worden. Da ihre Leiche deutliche Spuren von Gewalteinwirkung aufwies, hatte die Mordkommission die Ermittlungen übernommen. Die Frau sei durch mehrere Stichverletzungen am Oberkörper sowie massive Gewaltanwendungen am Hals und im Kopfbereich gestorben.

Der mutmaßliche Täter und das Opfer hatten seit Anfang 2020 eine freundschaftliche, Mutter-Sohn-ähnliche Beziehung miteinander, so die Ermittler. Die beiden hätten sich in einer Kfz-Werkstatt kennengelernt. Der 33-Jährige arbeitete dort als Lackierer, die Frau war Kundin, wie die Polizei mitteilte. Die vermögende Witwe unterstützte den inzwischen arbeitslosen Mann offenbar auch finanziell. Der Staatsanwaltschaft zufolge bestand für den Tatverdächtigen die Aussicht, von der 72-Jährigen auch weiterhin finanziell unterstützt zu werden - und im Falle ihres Todes hätte er erheblich profitieren können, erklärte Oberstaatsanwältin Anne Leiding.

Der Tatverdächtige habe einen Wohnsitz im Landkreis München sowie einen weiteren in Dortmund, wo er eine Lebenspartnerin und zwei kleine Kinder habe. Er sei zwischen den Städten hin und her gependelt. In der Wohnung im Landkreis München habe die Polizei diverse Gegenstände wie Mobiltelefone und Schmuck, darunter Ringe, gefunden. Inwieweit sie mit der Tat in Beziehung stünden, müsse noch ermittelt werden, sagte Stephan Beer, der Leiter der Mordkommission. Die Durchsuchung des Wohnsitzes in Nordrhein-Westfalen lief am Montag noch. Zum Tathergang wollte sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern, ebenso wenig wie zur genauen Auffindesituation der Leiche. Auch was die Stichverletzungen herbeigeführt hatte, ließe sich noch nicht sagen. Bislang sei das Tatwerkzeug noch nicht gefunden worden. Ebenso werde noch ermittelt, ob vor und nach der Tat etwas vom Vermögen des Opfers verschwand.

Der Tatverdächtige war von der Polizei zunächst als Zeuge befragt worden, dann aber aufgrund widersprüchlicher Aussagen und der Spurenlage am Tatort in den Fokus der Ermittler geraten. Am 17. Januar wurde ein Haftbefehl wegen Mordes gegen ihn beantragt, ebenso ein europäischer wegen Fluchtgefahr. Der Verdächtige wurde am Sonntag festgenommen und am Montagvormittag der Ermittlungsrichterin vorgeführt, die entschied, dass er in Haft bleibt. Bislang hat er sich nicht zur Sache geäußert.

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