Obermenzing:Stress unterm Basketball-Korb

Die Bürgerversammlung Obermenzing erweist sich für den Gastgeber, Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, als sportlicher Abend. Zu den Höhepunkten gehört ein Brüllduell mit Müttern der Grandl-Grundschulkinder

Von Jutta Czeguhn, Obermenzing

Einen in mehrfacher Hinsicht sportlichen Abend hat Dieter Reiter (SPD) als Gastgeber der Bürgerversammlung Obermenzing zugebracht. Unter dem Basketball-Korb in der Turnhalle der Schulen an der Grandlstraße galt es für Münchens Oberbürgermeister, gegen die Zeit anzumoderieren, denn: Mindestens die Hälfte der Besucher wollte am Dienstagabend die Schlussphase des DFB-Pokal-Halbfinales Bayern-Dortmund mitbekommen. Zudem lieferte sich Reiter ein Brüllduell mit Müttern der Grandl-Grundschule, die mit der Informationspolitik der Stadt im Zusammenhang mit den formaldehydbelasteten Schulpavillons sehr kritisch umgingen. Sieger im Schreik(r)ampf? - das Elfmeterschießen steht wohl noch aus.

1 Immerhin gibt es als Kondensat der Auseinandersetzung auch nüchterne Fakten festzuhalten. Angela Riesner, Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule, und ihre Stellvertreterin Christiane Lindenthal brachten per Antrag drei Forderungen vor: In Haus A der Containeranlage sollen wie in den Trakten B und C Lüftungsanlagen eingebaut werden. Zudem soll in den Pavillons künftig kontinuierlich und unter "Realbedingungen", also in Anwesenheit der Schüler, gemessen werden. OB Reiter räumte ein, dass die Infopolitik unglücklich gelaufen sei. Er verwies auf die anstehenden Messungen, die - wenn möglich - noch vor den Pfingstferien bei sommerlichen Temperaturen stattfinden sollen. Grundsätzlich gelte: keine Überschreitungen der Richtwerte, keine Lüftungen. Alles weitere werde man am 18. Mai beim Elterninformationsabend zu diskutieren haben.

2 Es war wohl die letzte Obermenzinger Bürgerversammlung in der alten Schulturnhalle. Auf einem Holzsteg mussten die Besucher an der Baugrube entlang dorthin balancieren. Der Bezirksausschussvorsitzende Romanus Scholz (Grüne) fasste kurz den Stand für das knapp 84 Millionen Euro teure Campus-Projekt zusammen; voraussichtlicher Bezug des neuen Schulgebäudes wird für die in die Container ausgelagerten Grundschüler im September 2017. Dann soll auch die neue Dreifachturnhalle fertig sein. Und die Realschüler werden die Pavillons beziehen, während ihre Unterrichtsräume entstehen, beziehungsweise saniert werden.

3 Das Neubaugebiet Paul-Gerhardt-Allee beschäftigt die Obermenzinger ebenso wie die Pasinger. Auch sie befürchten eine starke Zunahme des Verkehrs in ihren Wohnstraßen. Wie schon bei der Bürgerversammlung in Pasing kamen Anträge zu einem umfassenden Verkehrskonzept und zu einem S-Bahn-Anschluss an der Berduxstraße. Und wieder gab es eher unverbindliche Antworten von Bernd Schmiedlau vom Planungsreferat. Im kommenden Herbst werde allerorten im Münchner Westen gezählt, dann "evaluiert". In der ersten Hälfte 2016 werde sich dann damit nochmal der Stadtrat befassen und eventuell Maßnahmen nachschieben.

4 Bis Anfang 2016 wird die Paulaner-Brauerei ihren Betrieb komplett in den Münchner Westen an den Standort Langwied verlagert haben. Nicht nur Helmut Rothballer, Sprecher der Interessengemeinschaft Alte Allee/Bergsonstraße, sieht diesem Umzug mit Schrecken entgegen. Er fürchtet, dass dann die Bierlaster durch die Wohngebiete rollen, wenn es mal wieder heißt: Stau im Allacher und dem Aubinger Tunnel. Seine beharrliche Forderung: die Verlegung des Obermenzinger Kreisels an die Mühlangerstraße.

5 Ein Klassiker in Obermenzing ist auch die Forderung nach einer "Lichtzeichenanlage", sprich Ampel, an der stark befahrenen Verdistraße auf Höhe des Tengelmann-Supermarktes. Seniorenbeirätin Franziska Miroschnikoff brachte den Antrag ein und lauschte interessiert den Ausführungen von Peter Geck, Verkehrsplaner im Kreisverwaltungsreferat: Derzeit würden in der Landeshauptstadt pro Jahr drei bis vier neue Ampeln genehmigt; man werde im Stadtrat bald vorstellig werden und mehr Genehmigungen beantragen. OB Reiter dazu: "Ich bin gespannt auf die Diskussion".

6 Für Obermenzinger, die sich ihrer Heimaterde besonders verbunden fühlen, gab es erfreuliche Nachrichten. Romanus Scholz gab bekannt, dass sich die Bemühungen der Bürgervereinigung Obermenzing und der Kirchengemeinde Leiden Christi gelohnt haben: Im 700. Jahr der Ersterwähnung der Dorfkirche St. Georg hat die Stadt ihre Bedenken gegen die Wiederaufnahme des Bestattungsbetriebes auf dem Friedhof aufgegeben. Von 2016 an kann dort wieder beerdigt werden.

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