Obermenzing:Unter Lebensgefahr zum Langwieder See

Obermenzing: In der Goteboldstraße kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen zwischen Radfahrern und Lastwagen. Grundstückseigentümer verhindern bislang aber den Bau eines durchgehenden Radwegs.

In der Goteboldstraße kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen zwischen Radfahrern und Lastwagen. Grundstückseigentümer verhindern bislang aber den Bau eines durchgehenden Radwegs.

(Foto: Florian Peljak)

Der Schwerlastverkehr in der Goteboldstraße hat zugenommen - und damit die brenzligen Situationen. Bürger und Lokalpolitiker fordern schon lange einen durchgehenden Radweg. Doch dessen Realisierung ist schwierig.

Von Ellen Draxel

An heißen Sommertagen ist auf der Goteboldstraße viel los. Die schmale Straße führt zum wichtigsten Naherholungsgebiet im Westen, zur Langwieder Seenplatte - entsprechend frequentiert ist die Strecke mit Radlern. Inzwischen allerdings, weiß Irmela Strohhacker, trauen sich viele Familien mit Kindern nicht mehr, dort unter der Woche entlangzufahren. Zu groß ist die Angst, von einem Lastwagen erfasst zu werden. Die Kinderärztin aus Obermenzing hat solch eine bedrohliche Situation vergangenen Herbst selbst erlebt: "Ich konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite springen, weil ich die Gefahr kommen sah", erzählt die 69-Jährige. "Kinder", dessen ist sie sich sicher, "wären ausgeliefert gewesen".

Der Schwerlastverkehr, sagt Strohhacker, die häufig mit dem Fahrrad in der Gegend unterwegs ist, habe auf der Goteboldstraße in den vergangenen Jahren infolge der verstärkten Bautätigkeit deutlich zugenommen. Nördlich der Straße befinden sich ein Sand- und Kieswerk, ein Asphaltmischwerk und die Kompostanlage der Firma Schernthaner. Deren Fahrzeuge nutzen diese Strecke - und würde ein durchgehender Radweg existieren, gäbe es überhaupt keinen Grund, sich Sorgen zu machen, betont die Obermenzingerin. "Aber zwischen der Lochhausener Straße und einem auf Höhe des Hundeweihers schon bestehenden Radweg fehlen rund 800 Meter", kritisiert Strohhacker. "Und auf diesem Abschnitt fahren die Laster mangels Ausweichmöglichkeit so haarscharf an einem vorbei, das einem wirklich zweierlei wird."

Die Begrenzungspfosten entlang der Straße sind bereits umgefahren worden. Sturzgefahr droht Radlern zudem von den maroden Banketten am Straßenrand. Seit 20 Jahren fordern Bürger und Lokalpolitiker nun schon einen verkehrssicheren Radweg - bislang ohne Erfolg. Der Grund sind Eigentumsrechte. "Die Stadt", erläuterte Oberbürgermeister Dieter Reiter der Obermenzingerin erst in einem Schreiben von Ende Mai, habe "seit Jahren erhebliche Schwierigkeiten, die für den Rad- und Fußweg benötigten Teilflächen zu erwerben". Zwar gehörten einige Flurstücke mittlerweile der Kommune. Die Mehrzahl der Eigentümer wolle jedoch nicht verkaufen. Dass es dabei auch ums Geld geht, bestätigt der Rathaus-Chef. Die Stadt sei jedoch "an die vom städtischen Bewertungsamt objektiv bewerteten Quadratmeterpreise für die überwiegend als landwirtschaftlichen Flächen festgesetzten Grundstücke gebunden" und könne "individuellen Preisvorstellungen einiger Eigentümer nicht nachgehen".

Nach dem Willen der Anwohner soll ein Mediator zwischen Stadt und Grundstückseigentümern vermitteln

Konkrete Zahlen dazu nennt Reiter nicht. Im August und September will das Baureferat nun das Teilstück der Goteboldstraße zwischen der Auenbrugger- und der Lochhausener Straße sanieren - und im Zuge dessen ist auch geplant, den Gehweg in diesem Abschnitt zu vervollständigen und zu verbreitern. Damit werde "zumindest in diesem Bereich ein Plus an Sicherheit für die radelnden Kinder gewonnen", so der Oberbürgermeister. Allerdings sei auch hier "die Verhandlung über die Nutzung beziehungsweise den Kauf des zur Schließung der Gehbahnlücke fehlenden Grundstücks derzeit noch nicht abgeschlossen", die Gehwegschließung also noch gar nicht sicher. Strohhacker ist das zu wenig. Ihrer Ansicht nach muss die Stadt angesichts der Gefahr jetzt ihre Strategie ändern. Unterstützt vom einstimmigen Votum der Obermenzinger Bürgerversammlung plädiert sie dafür, einen Mediator für die Gespräche zwischen Kommune und Grundstückseigentümern einzusetzen".

Im Kommunalreferat will man sich auf Anfrage, ob denn auch eine Enteignung ein möglicher Weg sein könnte, nicht äußern. Man befinde sich, sagt Sprecher Andreas Sigl lediglich, "immer noch in Verhandlungen, die weiter nachdrücklich verfolgt" würden. Aus "Vertraulichkeitsgründen" könne man aber "keine näheren Angaben zu Vertragsverhandlungen geben".

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