Obermenzing:Aussichtslose Lage im Grünzug

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Die Lokalbaukommission macht den Mönchen vom russisch-orthodoxen Kloster in Obermenzing kaum Hoffnung auf die notwendige Erweiterung. Womöglich kann die katholische Kirche helfen

Von Jutta Czeguhn

Ist es das kontemplative Leben, das ihnen diese Gelassenheit gibt? Denn eigentlich wäre der Moment gekommen, aus der Haut zu fahren. Doch Erzbischof Agapit und Priestermönch Hiob sitzen in buchstäblicher Seelenruhe auf ihren Plätzen im Großen Saal des Pasinger Rathauses, wo an diesem Abend Anfang November der Bezirksausschuss (BA) tagt. Gerade eben haben sich Christian Müller (SPD) und Sitzungsleiter Romanus Scholz (Grüne) ein Wortgefecht geliefert, das man ohne Übertreibung auch Schreiduell nennen könnte. Es ging um das Zuhause der beiden Geistlichen, das Kloster des heiligen Hiob von Počaev, seit 73 Jahren in Obermenzing nahe der Blutenburg beheimatet. Aber womöglich nicht mehr allzu lange.

Die Mönche des Klosters leben, beten und arbeiten auf engstem Raum. (Foto: Florian Peljak)

Die Vertreter der Bruderschaft waren in die Sitzung gekommen, um sich der Unterstützung des Bezirksausschusses zu vergewissern für die Pläne, das Kloster zu sanieren und zu erweitern. Die denkmalgeschützte Anlage, untergebracht in einem ehemaligen Heim der Hitlerjugend, ist nicht nur marode, das Klostergebäude, Sitz von zwei Erzbischöfen samt eigenem Werkstätten-Betrieb, ist über die Jahrzehnte erheblich zu klein geworden. Die Mönche haben bereits etliche erfolglose Versuche unternommen, die zuständigen Behören für ihr Vorhaben zu gewinnen. Zuletzt bei einem runden Tisch im September, bei dem sie auch zum ersten Mal gemeinsam mit ihrem Architekten Konrad Fischer einen konkreten Vorentwurf vorlegten. Auch wenn bei dem Termin Vertreter der Lokalbaukommission (LBK) und des Landesdenkmalamts durch Abwesenheit glänzten, keimte bei den Brüdern eine gewisse Hoffnung auf. Ein Manager des Staatsbetriebs Immobilien Freistaat Bayern, der der Klostergrund gehört, und BA-Mitglieder, darunter einige Stadträte, zeigten sich angetan von den Plänen.

Einblick ins Bücherlager der Mönche. (Foto: Florian Peljak)

Zwei Monate später nun scheint der Optimismus verflogen zu sein. Die Mönche müssen nicht nur den Tod ihres sehr engagierten Architekten betrauern, auch der unerwartet harsche Ton der Debatte im Bezirksausschuss kann sie nicht eben zuversichtlich stimmen. Obwohl es im Gremium am Ende mehrheitlich - gegen die Stimmen der SPD-Fraktion - Unterstützung für ihre Erweiterungspläne gab, deutete sich im laut vorgebrachten Einwurf von Christian Müller an, mit welch massiver planungsrechtlicher Problematik es die Klosterbrüder zu tun haben. Die SPD, so Müller, sei ja an sich für das Kloster, aber gegen Baurechtserweiterungen im Grünzug, in dem die Anlage liegt. Wenn dort eine erweiterte Bebauung zugelassen werde, erhöhe sich an der Stelle der Baurechtsanspruch insgesamt. "Das Kloster soll aus unserer Sicht nach den Regeln des Denkmalschutzes saniert und behutsam erweitert werden. Für zusätzliche Nutzungen sollen andere Grundstücke gesucht werden", fasste Müller die Haltung der SPD zusammen.

Sie Anlage ist denkmalgeschützt und marode. (Foto: Robert Haas)

Ähnliches bekamen Priestermönch Hiob und seine Brüder nur einen Tag nach der Bezirksausschusssitzung erneut zu hören, bei einem Gespräch mit dem Chef der Lokalbaukommission Cornelius Mager und seinem Leitenden Baudirektor Franz Josef Maier. Ebenfalls dabei waren Saskia Wagner für die Immobilien Freistaat Bayern, die Stadträte Christian Müller und Constanze Söllner-Schaar (SPD), Johann Sauerer und Frieder Vogelsgesang für die CSU sowie Sven Wackermann, im Bezirksausschuss Vorsitzender des Unterausschusses Planung. Mager stellte klar, dass es keinen Ansatz gebe, für das Erweiterungsprojekt der Mönche Baurecht zu schaffen. Das Kloster liege im sogenannten Außenbereich. Gemäß Flächennutzungsplan handle es sich dort um einen überregionalen Grünzug. Eine Änderung des Flächennutzungsplanes in diesem Bereich würde andernorts Begehrlichkeiten auslösen. Und selbst wenn auf politischem Wege ein Antrag zur Änderung des Flächennutzungsplanes eingereicht würde, sei es sehr fraglich, ob dieser im Stadtrat eine Mehrheit findet. Zudem könnten auch Klagen aus dem Umfeld erfolgen. Mager konnte der Bruderschaft seitens der LBK allenfalls eine Vergrößerung der Klosteranlage um plus/minus 20 Prozent in Aussicht stellen, was allerdings nicht für ihren errechneten Gesamtplatzbedarf ausreichen würde. Auch eine Auslagerung einiger Bereiche, etwa der Werkstätten, käme für die Mönche in Hinblick auf ihren Tagesablaufs nicht in Frage. Mager, der Verständnis für die schwierige Lage der Bruderschaft zum Ausdruck brachte, bot seine Unterstützung bei der eventuellen Suche nach Ausweichobjekten an, womöglich ein katholisches Kloster im Raum München, das Raumkapazitäten hat.

Wie es weitergeht? Werden die Brüder, nunmehr ohne ihren Architekten Fischer, einen neuen, deutlich verkleinerten Vorentwurf auf Basis der 20-Prozent-Empfehlung der LBK vorlegen? Priestermönch Hiob, erkennbar desillusioniert, weiß darauf derzeit keine Antwort.

© SZ vom 14.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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