Süddeutsche Zeitung

Oberhaching:Aus Leidenschaft

Lesezeit: 2 min

Der Liberale Axel Schmidt will politische Alternativen aufzeigen

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Wer in Oberhaching die FDP-Plakate zur Bundestagswahl sieht, fragt sich vielleicht: Er schon wieder? Ja, er schon wieder. Axel Schmidt, der Dauerkandidat. 2020 bei der Bürgermeisterwahl, jetzt bei der Abstimmung für Berlin. Auf Listenplatz 21 hat seine Partei ihren Bezirksvorsitzenden gesetzt. Damit es für ein Mandat reichte, müsste die FDP bei 17,6 Prozent landen. "Ich liebe Wahlkampf", sagt Schmidt trotzdem. Dass seine Chancen ähnlich dürftig sind wie bei der Kommunalwahl, schmälert seine Motivation kaum. "Es geht auch darum, Alternativen aufzuzeigen. Die Demokratie lebt davon."

Schmidt ist in den vergangenen Jahren sieben Mal umgezogen, hat in Amerika gelebt, in Italien und in der Steiermark, hat 70 Länder bereist. Seit vier Jahren ist er zurück in Oberhaching, wo er mit seiner Frau und den beiden inzwischen erwachsenen Kindern 2007 ein Haus gebaut hatte, bevor seine Firma ihn wieder nach Amerika schickte. Als Diplom-Kaufmann gehört er zur mittleren Führungsebene beim Chemiekonzern Wacker. Zur Schule gegangen ist Axel Schmidt in Ottobrunn, dort begann er auch, sich politisch zu engagieren, zunächst in der Schüler-Union. Zur FDP fand er als Student durch Hildegard Hamm-Brücher. "Es war eine Offenbarung, diese Frau zu erleben", beschreibt der heute 53-Jährige die Begegnung mit der Grande Dame der Liberalen.

1994 kandidierte Schmidt schon einmal für den Bundestag, ohne Erfolg. Aufgeben kommt für ihn aber nicht in Frage, Faulheit kann er nicht leiden. Sich reinhängen, Willen zeigen, Leistung bringen, das ist ihm wichtig. Und was seine Kandidaturen betrifft, natürlich auch die Lust, mitzureden, Argumente auszutauschen. Politik sei für ihn kein Beruf, sondern eine Leidenschaft, sagt Schmidt. Er finde es richtig, wenn Amtszeiten begrenzt werden, wenn es Lobbyregister gibt und wenn der Bundestag verkleinert wird. Vor allem sollten dort nicht nur Polit-Profis sitzen, sondern auch Quereinsteiger.

Seine Ideen hat Schmidt in einem Zwölf-Punkte-Programm zusammengefasst. Mut zu Neuem nennt er das. Die Regierung sei gelähmt, auch das Parlament könne neue Sichtweisen gut gebrauchen: "Vor allem brauchen wir mehr Geschwindigkeit." Deutschland sei überreguliert. In anderen Ländern sei es zum Beispiel viel einfacher, Firmen zu gründen. "Bei uns ist alles extrem komplex und abschreckend." Für die Region steht das Thema Wohnraum auf seiner Agenda. Potenzial sieht er noch im Nordosten. Auch müsse man mehr auf Genossenschaften und Erbpacht setzen. Um die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern, kann er sich Schienen am Autobahnring A 99 entlang vorstellen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5401157
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.09.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.