Obergiesing/Taufkirchen:Fahrrad-Landstraße

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Die Strecke durch den Perlacher Forst ist zum Teil bereits asphaltiert und damit auch schnell.

(Foto: Angelika Bardehle)

Von Taufkirchen bis in die Innenstadt: Während die Politik im Münchner Süden eine zügigere Umsetzung des Radschnellwegs fordert, drückt der Landkreis bereits aufs Tempo

Von Stefan Galler und Hubert Grundner, Obergiesing/Taufkirchen

Durch den Ausbau der Fahrradinfrastruktur soll der Stadtbezirk 17 Obergiesing-Fasangarten von Lärm und Abgasen entlastet werden. Darauf zielt ein Antrag, den die Grünen-Fraktion in der jüngsten Sitzung des örtlichen Bezirksausschusses (BA) erfolgreich eingebracht hat - die Initiative wurde vom Gremium einstimmig verabschiedet.

Wie es darin heißt, begrüße es der BA, dass die Strecke von Taufkirchen über Unterhaching und Obergiesing/Fasangarten in die Münchener Innenstadt als eine von drei Routen ausgewählt wurde, auf denen ein Fahrradschnellweg geführt werden soll. Entsprechend fordern die Lokalpolitiker nun die Stadt auf, die beiden aktuell sich im Bau befindenden Radschnellwege so bald als möglich umzusetzen, damit mit dem Bau der eingangs genannten Expresstrasse begonnen werden könne. Den Grünen ist es dabei wichtig, den Weg so zu gestalten, dass er von Fahrradfahrern, Fußgängern und mobilitätsbeschränkten Verkehrsteilnehmern gefahrlos gemeinsam genutzt werden kann.

Aus Sicht der Grünen setzen eigene Schnellwege einen wesentlichen Anreiz, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen. Dadurch leisten Radschnellwege einen wesentlichen Beitrag, das vom Stadtrat übernommene Ziel des Bürgerbegehrens "sauba sog i" zu erreichen. Dieses zielt darauf, den Anteil des abgasemittierenden motorisierten Individualverkehrs (amIV) bis zum Jahr 2025 auf 20 Prozent zu senken. Durch den Umstieg reduziere sich auch der verbleibende Autoverkehr, wodurch er besser fließe und weniger Abgase erzeuge. Insgesamt sei also eine Reduzierung von Lärm und Abgasen zu erwarten, worunter der Bezirk 17 mit am stärksten in München leidet. "Dabei ist es uns wichtig, dass nicht - wie an anderer Stelle oft - wieder Radler, Fußgänger und Rollstuhlfahrer gegeneinander ausgespielt werden, sondern ein Weg gefunden wird, wie diese friedlich koexistieren können", sagt Zoe Bäcker, grünes Mitglied im Unterausschuss Verkehr. "Es soll niemand wegen des Radschnellwegs unter die Räder kommen." Außerdem stellt die grüne BA-Fraktion bedauernd fest, dass München bei den im Bau befindlichen Radschnellwegen im Verzug sei. Aus ihrer Sicht soll der Rückstand möglichst rasch aufgeholt werden, damit die Radschnellwege die erhofften Verbesserungen bewirken können.

Im Gegensatz dazu drückt der Landkreis München bei der Stärkung der Infrastruktur für Radfahrer tatsächlich aufs Tempo: Die Kreisräte gehen jetzt den Ausbau einer Radverbindung im südlichen Landkreis an. Die Strecke soll in drei Abschnitten zunächst München und Oberhaching durch den Perlacher Forst verbinden, dann bis Sauerlach und später bis Holzkirchen weitergeplant werden. Allerdings schränkte Landrat Christoph Göbel (CSU) kürzlich im Kreisausschuss ein: "Wir werden hier keinen Radschnellweg bauen können, aber eine Radhauptverbindung." Dabei will man sich der vorhandenen Infrastruktur bedienen. "Bisher werden ja schon die Forstwege genutzt, wir müssen diese allerdings etwas ertüchtigen, das ist nicht ganz banal", sagte der Landrat. Allein in den etwa zwölf Kilometer langen und drei Meter breiten noch nicht asphaltierten Streckenteil müssen zwischen 2,8 und 4,3 Millionen Euro investiert werden.

Schon seit Herbst 2015 haben die Kreisgremien diese Radwegverbindung im Visier. Seither hat die Verwaltung zahlreiche Gespräche mit den bisherigen Wegeverantwortlichen und Anliegergemeinden geführt. Ein Planungsbüro erstellte ein Konzept und berechnete die Kosten für den Ausbau zu einem Radschnellweg. Es stellte sich aber heraus, dass die notwendigen Eingriffe, vor allem die Verbreiterung vorhandener Waldwege, einer Rodung gleichkommen würden, die kaum darstellbare Ausgleichsmaßnahmen erfordern würden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die benötigten Wege zum Teil auf gemeindefreiem Gebiet befinden oder in Landschafts- und Wasserschutzgebieten. Nutzungskonflikte, komplizierte Fördermöglichkeiten, Boden- und Baugrunduntersuchungen stellen die Verwaltung des Landratsamtes vor zahlreiche knifflige Herausforderungen. Auch deshalb kam die Behörde zu dem Ergebnis, die abgespeckte Form zu realisieren. Landrat Göbel ist jetzt vom Kreisausschuss ermächtigt worden, die notwendigen Verhandlungen zu führen.

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