Obergiesing:Zuschuss für den Zusammenhalt

Der Bezirksausschuss fördert das Kulturfestival "Ois Giasing!" nach kontroverser Diskussion doch noch mit 16 000 Euro

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Leicht haben sie es sich nicht gemacht, die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) 17 Obergiesing-Fasangarten. Nach langer Diskussion stimmte in der Juli-Sitzung aber dann doch eine knappe Mehrheit für den Zuschussantrag von Real München: 16 000 Euro erhält der Verein nun aus dem BA-Budget zur Vorbereitung des Kulturfestivals "Ois Giasing!" am 8. September. ",Ois Giasing!' war vergangenes Jahr das Mega-Event", hatte zuvor in der Debatte Judith Schützendorf (Grüne) festgestellt. Und genau das, so die Hoffnung aller Beteiligten, soll es auch heuer wieder werden.

Ein gewisser Dissens hatte sich schon in der Sitzung des Unterausschusses Kultur/Vereine/Initiativen/Sport abgezeichnet. Vor allem gegen die vermeintlich zu hohen Personal-, Grafik- und Druckkosten, die im Zuschussantrag auftauchten, regte sich Widerstand. Wie der UA-Vorsitzende Joachim Lorenz (Grüne) danach erläuterte, habe man sich deshalb entschlossen, die gewünschte finanzielle Beihilfe im Plenum nochmals zu diskutieren.

Um den Lokalpolitikern Rede und Antwort zu stehen, waren am Dienstag mehrere Vertreter von Real München in die Gepäckhalle am Giesinger Bahnhofplatz gekommen. Vor allem Mehmet Birinci, Zweiter Vorstand des Vereins, übernahm es, die Kostenkalkulation zu erklären. So räumte er ein, dass die Antragssumme von 16 000 Euro natürlich ziemlich hoch erscheine. "Wir sitzen aber auch schon sechs bis acht Monate an der Vorbereitung", gab er zu bedenken. Mit "wir" meinte er ein Team, dessen fester Kern aus vier Personen besteht, die bei der Organisation des Festivals federführend sind und diese Aufgabe in ihrer Freizeit erledigen. Insgesamt mischten, so Birinci, rund 15 Personen ehrenamtlich mit, um am Ende ein Programm anzubieten, vielfältig und bei freiem Eintritt.

Der hohe Zuschussantrag ergibt sich aber auch aus einem einfachen Umstand. Die Veranstaltung sei dieses Mal noch einmal deutlich größer als bei seiner Premiere im Vorjahr, wie der Real-München-Vorstand erklärte. Das sei keine Absicht gewesen, sondern habe sich ergeben, weil sich mehr Giesinger beteiligen wollten. So ist unter anderem in diesem Jahr die Heilig-Kreuz-Kirche erstmals mit von der Partie.

Abgesehen davon merkte Birinci zu den Personalkosten noch an, dass die Organisatoren auch auf externe professionelle Unterstützung angewiesen waren, zum Beispiel bei der Grafik für Werbemittel oder der Gestaltung der Homepage. Aber, so Birinci weiter, "diese Leute arbeiten deutlich unter den üblichen Sätzen für uns". Das gelte im Übrigen auch für die rund 40 Bands, die sich bei ihrem Auftritt in Giesing mit deutlich kleineren Gagen als sonst gewohnt zufriedengeben würden.

Die Kritik mehrerer BA-Mitglieder an einem anderen Punkt konnte hingegen auch Birinci nicht entkräften: Der Versuch, die Wirte bei der Finanzierung des Festivals ins Boot zu holen, muss man wohl weitgehend als gescheitert ansehen. Dabei dürfte das Fest 2017 manchem Wirt den umsatzstärksten Tag des Jahres beschert haben. Gerade deshalb hofft Birinci aber, dass es sich die Wirte noch einmal überlegen werden - spätestens 2019, wenn das Kulturfestival nicht mehr von Real München organisiert wird, sondern von den bereits beteiligten Interessengruppen: "Wir vernetzen die jetzt regelmäßig. Somit verselbständigt sich das Ganze und wird unabhängig von uns." Den Eindruck, dass der Erfolg des Kulturfestivals auch mit dem besonderen Zusammengehörigkeitsgefühl der Giesinger zu tun hat, unterstrich Franz Himpsl. Der bekannte Gründer der Unterbiberger Hofmusik war eigens in die BA-Sitzung gekommen, um für die Unterstützung der Veranstaltung zu werben. Gelungen ist ihm - und Birinci - das aber offenbar nicht zur Gänze: Sowohl CSU als auch SPD schlugen im Verlauf der Debatte vor, die Förderhöhe zu kappen - Thomas Krieger (CSU) schwebten 9999 Euro als Obergrenze vor, Alexander Schmitt-Geiger (SPD) 12 000 Euro. Umso stärkere Fürsprecher fand das Kulturfestival bei den anderen Fraktionen im BA. Für ihn, so Peter Mehling (Freie Wähler), waren die Erläuterungen der Veranstalter plausibel. Am Ende stehe ganz einfach die Frage, "was wir wollen in Obergiesing". Ähnlich argumentierte Joachim Lorenz (Grüne): "Das Entscheidende ist doch: Was wird geboten?" Trotz des schlechten Wetters im vergangenen Jahr seien die Besucher in Massen zu den verschiedenen Veranstaltungen geströmt. Und das alles wurde unter großem Einsatz und mit großer Beteiligung der Giesinger auf die Beine gestellt. Mehr könne man kaum von einem solchen Festival verlangen, bei dem nicht einmal Eintritt verlangt werde. Angesichts der Kürzungswünsche der SPD stellte er den Sozialdemokraten die Frage, warum sie überhaupt noch im Briefkopf offizieller Schreiben den Slogan "Giesing ist Kult" führen? Darauf bekam Lorenz zwar keine Antwort. Da aber bei CSU und SPD jeweils ein Mitglied ausscherte, fiel die Abstimmung mit 11 zu neun Stimmen am Ende doch knapp zugunsten des ursprünglichen Zuschussantrags von 16 000 Euro aus.Hubert Grundner

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