Obergiesing:Spielen im Grünen

Obergiesing: Freiräume für den Nachwuchs: Die Bürger in Obergiesing wollen ihre grünen Oasen wie den Weißenseepark für die Zukunft sichern.

Freiräume für den Nachwuchs: Die Bürger in Obergiesing wollen ihre grünen Oasen wie den Weißenseepark für die Zukunft sichern.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Anwohner wettern in ihrer Bürgerversammlung gegen ein neues Baugebiet und fordern mehr Platz für Kinder

Von Julian Raff, Obergiesing

"Ois Giasing" heißt nicht nur ein beliebtes Straßenfest, sondern beschreibt auch ein Wir-Gefühl, das der steile Isarhang ebenso wenig trennen kann wie dies die Verwaltungsgrenze zwischen den Stadtbezirken 17 und 18 tut. Wäre es da nicht gescheiter, Unter- und Obergiesing in einem neuen Stadtbezirk "Giesing" zu vereinigen und die Gartenstadtbewohner in Harlaching und Fasangarten in einem anderen? Offensichtlich nicht, fanden jedenfalls die Besucher der Obergiesinger Bürgerversammlung und lehnten einen entsprechenden Antrag mit deutlich dreistelliger Mehrheit gegen 36 Pro-Stimmen ab.

Ganz zufällig kam die Idee aber nicht im diesjährigen Forum auf: Wie schon im Vorjahr, protestierten zahlreiche Anwohner des Gebiets um die Obernzeller und Münchberger Straße gegen ein geplantes Neubaugebiet mit 220 Wohnungen im Südosteck des 17. Stadtbezirks. Sie taten es lautstark in Zwischenrufen, detailliert in einem guten Dutzend angenommener Anträge und emotional, indem eine Familie ihre neunjährige Tochter ans Mikro ließ (oder sie dorthin schickte), damit sie für den Erhalt von Spielwiesen und Spielstraßen werben konnte.

Das Baugebiet fresse wertvolles Grün, ziehe Verkehr ins ruhige Viertel und schneide die Frischluftzufuhr ab, lauteten auch sonst die häufigsten Einwände. An ausreichender Infrastruktur fehle es obendrein, sei es bei Zufahrtsstraßen, Abwasserleitungen oder Schulbauten. In Applaus und Zustimmung mischte sich auch der Unmut der Obergiesinger über die vermeintlichen Luxusprobleme der südlichen Nachbarn, deutlicher als 2017 und umso mehr, je kämpferischer diese auftraten: Die Stadt kündige ein familiengerechtes Wohngebiet an, zerstöre aber nebenan genau dieses zugunsten einer "Schlafstadt für unstete Mieter", klagte eine Anwohnerin. Besonders stört sie sich an den fünfstöckigen Riegelbauten längs der Autobahn. Auf "Wohnen im Lärmschutzwall" laufe hinaus, was die Stadt als sozialgerechte Bodennutzung anpreise und ortsunkundigen Zuzüglern als "überteuerte Sozialwohnungen" anbiete. Dass unterdessen der mit zwei Dritteln am Grundstück beteiligte Privatinvestor Optima Aegidius seine Luxuswohnungen lange vor Abschluss des Planverfahrens auf internationalen Immobilienmessen anpreise, sei in der Branche "durchaus nicht unüblich", wie Anina Bühler vom Planungsreferat einem erbosten Publikum zu erklären versuchte. Wenn zugleich Anfragen und Anträge aus der 2017er-Bürgerversammlung unbeantwortet geblieben seien, liege das schlicht daran, dass sich im Planverfahren seither nichts Entscheidendes getan habe, so Bühler.

Auch weniger umstrittene Neubauten ziehen Verkehr an. So werden etwa von September 2019 an täglich rund 40 Busse die Europäische Schule an der Cincinnatistraße anfahren. Eine Zufahrt über den Durchstich der Herbert-Quandt-Straße lehnte die Bürgerversammlung dabei ab, anders als der Bezirksausschuss (BA 17). Um wenigstens die tägliche Elternrallye zur neuen Schule zu reduzieren, forderte Christine Lindner von der Bürgerinitiative Amisiedlung mit mehrheitlicher Unterstützung neue Radwege an der Lincolnstraße.

An sich sollen sich in einer 30er-Zone, wie sie dort flächendeckend gilt, Radler und Autofahrer die Fahrbahn teilen. KVR-Mitarbeiter Peter Heck kann sich aber eine Ausnahme vorstellen und sieht daher Chancen für den Antrag. Generell wird Verkehrsberuhigung rund um Schulen mehr und mehr zum Standard, seit der Gesetzgeber hierbei auch auf Hauptstraßen Tempo 30 zulässt.

Wie Heck einem Antragsteller beschied, müssen sich Autofahrer allerdings auch außerhalb der Schulzeit gedulden - das KVR könne und wolle die Schilder während der Ferien nicht verhängen oder abmontieren. Andere Obergiesinger wünschen sich gerade während der Sommermonate mehr Entspannung auf der Straße, konnten aber ihre Mitbürger nicht recht überzeugen. Der Antrag, die Edelweißstraße im Bereich Alpenplatz zwischen Mai und September zur Fußgängerzone zu machen, fiel mit 31 zu 24 Stimmen durch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: