Obergiesing:Platz für Radfahrer

Straßenkreuzung Tegernseer Landstraße, Martin-Luther- und Wirtstraße in München, 2013

Autofrei: Die Giesinger wollen einen Radweg über den Tegernseer Platz.

(Foto: Schunk)

Die Giesinger fordern bei der Bürgerversammlung, die Tegernseer Landstraße umzugestalten und aufzuwerten

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Die große Politik findet inzwischen fast unmittelbar ihren Niederschlag auch im kleinen Giesing: Vor gerade einmal drei Monaten erklärte Maria Els (CSU), die Regierungsvizepräsidentin von Oberbayern im Bezirksausschuss (BA) 17 Obergiesing-Fasangarten, dass der Freistaat die Kapazität der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der McGraw-Kaserne von 300 auf 600 Plätze verdoppeln wolle. Da aber der Zustrom von Menschen nach Europa - vor allem über die Balkanroute - aktuell fast zum Erliegen gekommen ist, sind diese Erweiterungspläne vorläufig ausgesetzt worden. Das teilte die BA-Vorsitzende Carmen Dullinger-Oßwald (Grüne) bei der Bürgerversammlung für den Stadtbezirk 17 mit.

Rund 150 Besucher waren zu der Veranstaltung ins Anton-Fingerle-Bildungszentrum gekommen, die Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) leitete. "Bürgerversammlungen sind nach meinem Verständnis eher dazu da, dass ich Ihnen zuhöre und nicht Sie mir", erklärte dieser eingangs. Und was er in der Folge zu hören bekam, stellt aus Sicht vieler Giesinger eines der dringendsten Probleme dar: die Umgestaltung und Aufwertung der südlichen wie der nördlichen Tegernseer Landstraße (Tela) mitsamt dem Tegernseer Platz in der Mitte. So wie beispielsweise Martina Ebert stellten mehrere Anwohner den Antrag, dass der Radweg von Nord nach Süd endlich durchgängig befahrbar wird. Eine Mehrheit unterstützte diese Forderung. Augenblicklich müssen Radfahrer am Tegernseer Platz absteigen und auf dem Bürgersteig ihr Gefährt schieben oder aber den Platz großräumig umfahren. Was viele nicht tun und stattdessen auf der Trambahntrasse weiterfahren.

Gabi Benkert, Wirtin des "Café Schau ma moi", kritisierte außerdem die in der südlichen Tela längs eingebauten Schwellen, die dazu dienen sollen, Autos von den Tramgleisen fernzuhalten. Tatsächlich aber handle es sich um eine regelrechte Stolperfalle: Fast täglich könne sie von ihrem Lokal aus beobachten, wie Fußgänger und Radfahrer stolpern und stürzen oder sich Autofahrer ihre Felgen ramponieren. Die Erwartung, dass sich daran auf die Schnelle etwas ändern wird, musste Stefan Bauer indes enttäuschen. Wie der Verkehrsexperte aus dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) erläuterte, werde erst noch bis Dezember genau beobachtet und gezählt, wie sich das Verkehrsaufkommen seit der Umgestaltung der Tela verändert hat. Danach werde der Stadtrat entscheiden, wie es weitergeht. Und in dem Punkt machte Bauer den Giesingern dann doch wieder Hoffnung: Offenbar kann man es sich beim KVR gut vorstellen, dass der Tegernseer Platz - so wie bereits in einer Machbarkeitsstudie vorgeschlagen - vom motorisierten Verkehr freigehalten wird. Dann lasse sich der Radweg über den Platz problemlos realisieren, leichter jedenfalls als an der Rosenheimer Straße - ein Vergleich, bei dem auch OB Reiter sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.

Ein weiterer Antrag zur südlichen Tela, den die Versammlung ebenfalls beschloss, stammt von Peter Fetzer. Er forderte, dass sich zwischen Perlacher und Kistlerstraße die Trambahn und die Autos eine Spur teilen. Damit ließen sich dann wiederum die Bürgersteige verbreitern. Dem Vorschlag von Martin Weber, die Feldmüllersiedlung als verkehrsberuhigten Bereich auszuweisen, erteilten die Bürger hingegen eine Abfuhr. Gleiches erfuhr Wolfgang Fischer. Er forderte, nach der Umgestaltung der Kreuzung von Tela und St.-Bonifatius-Straße die Trambahnhaltestelle am Ostfriedhof an ihren alten Platz zurückzuverlegen. Dieser Idee widersprach Stefan Bauer entschieden: Von der jetzigen Lösung, bei der die Straßenbahn erst hält, wenn sie die Kreuzung passiert hat, würden alle Verkehrsteilnehmer profitieren.

Thomas Kiesmüller wiederum fand breite Zustimmung für seinen Antrag: So soll das KVR an der Fasangartenstraße zwischen Tela und Autobahnbrücke die Radwegbenutzungspflicht wieder einführen. Eine Idee, die auch der OB guthieß. Mehrheiten fanden auch Wolfgang Dieminger und Jens Dietrich: Ersterer verlangte die Sanierung der Asphaltdecke der in der Vergangenheit mehrmals aufgerissenen Perlacher Straße, der zweite forderte, dass an der Stettnerstraße das absolute Halteverbot aufgehoben oder für die Anwohner eine Parklizenz eingeführt wird. Grund für diese Initiative ist der Bau des Hochsicherheitsgerichtssaals im nahen Gefängnis Stadelheim und das künftig befürchtete hohe Verkehrsaufkommen bei spektakulären Prozessen.

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