Süddeutsche Zeitung

Obergiesing:Nein zum Südring

Lokalpolitiker lehnen Autobahnbau durch Erholungsgebiete ab

Von Hubert Grundner, Obergiesing

"Wir würden die Totalzerstörung des Naherholungsgebiets erleben. Das erkennen wir nicht mehr wieder." Joachim Lorenz (Grüne) sparte nicht mit drastischen Bildern, um vor den verheerenden Folgen für Mensch und Natur zu warnen, die entstünden, sollte der Autobahn-Südring verwirklicht werden. Auslöserin der aktuellen Diskussion war Münchens Kommunalreferentin und OB-Kandidatin der CSU, Kristina Frank, die einen solchen Ringschluss empfohlen hatte. Dafür erteilte ihr der Bezirksausschuss (BA) Obergiesing-Fasangarten eine Absage: Eine knappe Mehrheit des Gremiums hat in seiner Sitzung am Dienstagabend einen von der SPD eingebrachten Dringlichkeitsantrag verabschiedet, in dem es heißt: "Nein zum Autobahn-Südring! Nein zur Zerstörung von Wald- und Naherholungsgebieten!"

Begründet wird der Antrag damit, dass der Ringschluss zwar derzeit nicht im Bundesverkehrswegeplan genannt sei. Doch keimten Überlegungen auf, diese Idee erneut aufzugreifen - womit Franks Vorstoß gemeint gewesen sein dürfte. Dagegen spricht sich der BA strikt aus. Keine der bisherigen Planungen verspreche ausreichenden Erfolg für eine deutliche Verkehrsentlastung Münchens. Das hätten auch alle Studien dazu gezeigt. Der Preis für einen Autobahn-Südring wäre demgegenüber schlicht viel zu hoch. Unter anderem käme es, abhängig von der Trassenführung, zur unwiderruflichen Zerstörung der größten Naherholungsgebiete Münchens: Perlacher Forst, Grünwalder Forst und Forstenrieder Park wären somit gefährdet. Auch Tunnelvarianten würden die negativen Auswirkungen nicht wesentlich mildern. Denn dafür bräuchte es Ein- und Ausfahrten an Anschlussstellen, Fluchtwege, Rettungs- und Luftschächte et cetera. Eine Bebauung der Waldflächen südlich von München bedeute zudem einen Eingriff in eine der wichtigsten Frischluftschneisen.

Seit 50 Jahren flammt die Debatte um den Bau eines Autobahn-Südrings immer wieder auf. Doch das Projekt, von dem sich Autofahrer, die Industrie und ihre Lobbyisten eine Entlastung der Verkehrssituation versprechen, treibt mit ebensolcher Sicherheit dessen Gegner auf die Barrikaden, vor allem im Isartal und Würmtal. Schon vor dem Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten haben sich die Lokalpolitiker in Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, auch dort auf SPD-Initiative, entschieden gegen das Vorhaben ausgesprochen.

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Quelle:
SZ vom 14.11.2019
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