Süddeutsche Zeitung

Obergiesing:Letzter Blick auf alte Lebensräume

Leer stehende Ladenlokale werden vor ihrer Sanierung zu Kunstgalerien

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Zwischennutzung ist in diesen Tagen des Immobilienwahnsinns ein vielbenutzter Begriff: Ein letztes Mal darf ein bestimmter Raum für begrenzte Zeit bespielt werden - meistens, bevor er plattgemacht wird, und ein Neubau an seine Stelle tritt. Wobei es gerade die oft sehr kreativen Zwischennutzungen sind, die den Betrachter umso deutlicher den Schmerz spüren lassen, die mit dem Verlust solch alter Lebensräume einhergehen können.

Vielleicht stellen sich solche Gefühle ja bald wieder ein: In diesen Tagen verwandeln sich die Schaufenster von sechs leer stehenden Ladenlokalen an der St.-Bonifatius-Straße 1 und 3 zu temporären Ausstellungsflächen. Gezeigt werden verschiedene Werke von Giesinger Künstlerinnen und Künstlern sowie der Lebenshilfe München. Die Schaufenster der leer stehenden Ladenlokale gehören zu zwei denkmalgeschützten Gebäuden, die von diesem Herbst an saniert werden. Während der Umbaumaßnahmen stellt der Eigentümer die Räumlichkeiten im Erdgeschoss den Kunst- und Kreativschaffenden mietfrei zur Verfügung. Darauf hat jetzt die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) hingewiesen.

Die ausgestellten Fotos, Zeichnungen und Installationen befassen sich demnach allesamt mit dem Stadtteil Giesing und werden in regelmäßigen Abständen ausgetauscht. "Lebendige Quartierszentren und Nachbarschaften sind uns wichtig. Temporäre Projekte, wie die Schaufenstergalerien, bereichern den Stadtteil und bieten einen zusätzlichen Ort der Begegnung für die Bewohner zum Austausch und zum Kennenlernen", erklären dazu Gerda Peter und Christian Amlong von der Geschäftsführung der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung.

Giesing biete viel kreatives Potenzial, davon sind auch die Künstlerinnen Karin Zwack und Asta von Unger überzeugt: "Toll, dass wir uns durch das Projekt in dem Stadtviertel künstlerisch einbringen können".

Die MGS unterstützt im Rahmen des Projekts "Work & Act" den Erhalt attraktiver Geschäftszentren nicht nur in Giesing, sondern auch in Berg am Laim und Ramersdorf.

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Quelle:
SZ vom 21.09.2018
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