Obergiesing:Impressionen aus Giesing

Obergiesing hat ein altersschwaches Stadion, breite Straßen, trostlose Wohnblöcke - und reizende Ecken. Ein Rundgang.

Sarina Pfauth

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Obergiesing hat ein altersschwaches Stadion, breite Straßen, trostlose Wohnblöcke - und reizende Ecken. Ein Rundgang.

Es ist ein Wahrzeichen Giesings: Das städtische Stadion an der Grünwalder Straße, den Münchnern vor allem als Sechz'ger-Stadion bekannt. Schon seit 1911 wird hier Fußball gespielt und geschaut, damals allerdings war hier am Isarhochufer nur ein Sportplatz und eine Sitztribüne. Das Stadion wurde 1926/27 erbaut, auf den Tribünen ist nun Platz für rund 10.000 Menschen, für knapp die Hälfte von ihnen gibt es Sitzplätze.

Viele Jahre haben die Giesinger Fußballfans hier die Sechziger lautstark unterstützt. Die Löwen spielen inzwischen in der Allianz-Arena - im Giesinger Stadion finden nur noch Regionalliga- und andere kleinere Spiele statt. Die sind allerdings immer noch sehr emotional - und manchmal gewalttätig. Im Dezember kam es zu Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fußballfans und der Polizei.

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Das Stadion an der Grünwalder Straße ist vielleicht nicht das schönste aller Fußballstadien, aber es hat treue Fans und allein die Diskussion um einen möglichen Abriss hat vielen Giesingern im Herzen weh getan.

Nur wenige Hundert Meter weiter kann man einer anderen berühmten Fußballstätte einen Besuch abstatten: In der Säbener Straße in Harlaching befindet sich das Trainingsgelände des FC Bayern.

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Fußball und München, da muss ein Name fallen: Franz Beckenbauer. Der "Kaiser" ist ein echtes Münchner Kindl und in Giesing aufgewachsen. Als Schüler spielte er aktiv beim SC München 1906, 1958 wechselte er zum FC Bayern München.

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Geht man vom Sechz'ger-Stadion einige Meter weiter am stark befahrenen Mittleren Ring entlang, so erreicht man die Stelle, auf der ein weiteres Wahrzeichen Giesings stand. Im Februar 2007 wurde der Agfa-Turm allerdings gesprengt ...

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... inzwischen werden neue Gebäude auf dem Arreal errichtet. Wo früher Filmrollen produziert wurden, entsteht nun ein insgesamt 12,5 Hektar großer Wohn- und Gewerbepark.

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Und so soll es aussehen, wenn die Bauarbeiten Mitte 2010 fertiggestellt sind. Das neue Hochhaus soll 56 Meter hoch sein und 15 Stockwerke umfassen. Hinter dem Büro-Turm werden Wohnungen entstehen.

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Folgt man der Tegernseer Landstraße weiter, erreicht man die Stadelheimer Straße - hier steht die Münchner Justizvollzugsanstalt. Etwa 1400 Gefangene sind hier untergebracht.

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Rund ein Drittel der Häftlinge arbeitet im Gefängnis. Zum Beispiel in der Stadelheimer Bäckerei.

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Direkt neben dem Gefängnis befindet sich der Friedhof am Perlacher Forst. Im Dritten Reich wurden die Hingerichteten der Justizvollzugsanstalt Stadelheim auf dem Friedhof begraben. Dort wurden auch Sophie und Hans Scholl und Christoph Probst beerdigt. Die Mitglieder der Gruppe "Weiße Rose" mussten ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit dem Leben bezahlen.

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Auch wenn die Straßen und Plätze hier romantische Namen wie Chiemgaustraße und Neuschwansteinplatz haben: Der Rundgang führt nun weiter durch den wenig reizvollen Teil Giesings.

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Der Vorteil: Die Mieten in den Wohnblocks sind im Vergleich zu anderen stadtnahen Wohngebieten relativ günstig.

Maximilianstraße und Schickimicki sind weit weg von diesem Teil der Stadt: In Obergiesing dominiert unteres und mittleres Ausbildungs- und Bildungsniveau. Lediglich der Fasangarten zählt zur Mittelschicht.

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Im dem südöstlichen Stadtbezirk Obergiesing leben derzeit rund 45.000 Menschen. Der Anteil der Seniorinnen und Senioren über 65 Jahre liegt bei fast 17 Prozent, der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre bei 13 Prozent.

Der Weg führt weiter, vorbei an einem Schmuckstück in der Betonwüste: Der Giesinger Bahnhof, in dem seit einigen Jahren ein Kulturzentrum und ein Restaurant untergebracht sind - dort kann man mit Blick auf die Gleise speisen. Das Gebäude ist über 100 Jahre alt und steht unter Denkmalschutz.

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Geht man vom Giesinger Bahnhof in Richtung Norden, erreicht man den Ostfriedhof mit seinem eindrucksvollen Hauptgebäude am St.-Martins-Platz.

Auf dem Ostfriedhof stehen die Grabsteine vieler Prominenter. Unter anderem liegen dort der Leibarzt von König Ludwig und Rex Gildo begraben. Auch das Mausoleum von Rudolph Mooshammer befindet sich hier.

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Innen im Ostfriedhof spielen Eichhörnchen, dicke, alte Bäume spenden im Sommer Schatten. Und auch entlang der äußeren Friedhofsmauer gibt es Ecken, die zum Verschnaufen einladen.

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Gleich gegenüber bekommen die bayerischen Politiker jedes Jahr eins auf die Mütze: Auf dem Nockherberg, wo sich die Paulaner-Brauerei befindet, wird zu Beginn der Fastenzeit alljährlich der Starkbieranstich zelebriert - mit Fastenpredigt und Singspiel. Das Gelände auf dem Hügel kaufte die Brauerei von einer reichen Münchner Familie, die dort eine Villa besaß. Inzwischen befindet sich unter den hohen Kastanien am Isarhochufer ein großer Biergarten.

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Nicht weit vom Nockherberg: Die Tegernseer Landstraße. Hier kaufen die Giesinger ein - Bäcker, Handwerker, Schreibwarengeschäfte, Friseure und ein altes Kaufhaus befinden sich entlang der Straße.

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Überquert man die Tegernseer Landstraße, gelangt man in den hübschesten Teil von Obergiesing: Gepflasterte Straßen, renovierte Altbauten mit ...

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... prächtigen, denkmalgeschützten Fassaden und ...

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... kleine Geschäfte neben alteingesessenen Handwerkern: Das Flair der Gegend um den Alpenplatz erinnert an Haidhausen.

Giesing ist schon rund 1200 Jahre alt. Zur Stadt München gehört es aber erst seit 1854. Und der größte Teil des eingemeindeten Stadtteils ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden.

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Rund um die Gietlstraße sind jedoch noch einige der kleinbürgerlichen Häuser erhalten, die die Vorstadtatmosphäre vergangener Tage ausstrahlen. Viele von ihnen wurden im in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut, in der die Bevölkerung Giesings von 4000 auf 25.000 anwuchs.

Diese Vorstadthäuschen boten im Vergleich zu den alten Bauernhöfen einen hohen Wohnkomfort. Im Parterre waren teilweise Läden, Werkstätten oder Wirtshäuser untergebracht - daran hat sich bis heute nichts geändert.

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Auch einige Künstler haben hier ihre Ateliers eingerichtet.

Giesing hat sich in den vergangenen 200 Jahren vom Dorf zum Stadtteil entwickelt - noch 1812 standen dort gerade einmal 12 Bauernhöfe. Daran erinnert heute aber kaum mehr etwas. Außer ...

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... einer Erinnerungstafel an der Lutherkirche. Der Lehnerbauernhof in der Martin-Luther-Straße 4 bestand aus Wohnhaus, Pferdestallungen, Getreidestadel, eigenem Pumpbrunnen und weiten Äckern und Wiesen. Die Besitzer verscherbelte ab 1815 jedoch immer wieder Äcker als Bauplätze, beispielsweise an der Südseite des Hofs an der heutigen Weinbauernstraße. So wurde der zum Hof gehörende Grund immer kleiner - schließlich verkaufte der Erbe Martin Brandhofer den Lehnerhof 1925 an die Protestantische Kirchenstiftung München-Giesing.

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Vorbei an der neugotischen Heilig-Kreuz-Kirche, die im Jahr 1886 errichtet wurde, machen wir noch einen Abstecher nach Untergiesing.

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Untergiesing ist ebenfalls ein altes Arbeiterviertel. Zum Teil sind noch alte Häuser erhalten, insbesondere die Herbergen entlang des Mühlbachs. Wann sich erstmals Menschen in der Lohe, das heißt einem lichten Wald auf moorigem Boden, niederließen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die ersten der für die Lohe charakteristischen Herbergshäuschen dürften Ende des 15. Jahrhunderts errichtet worden sein. Bauhandwerker und Tagelöhner wohnten dort. Sie taten sich zusammen und bauten zusammen ein Haus - Grundstück, Umfassungsmauern und Dach war gemeinsamer Besitz. Das führte oft zu schlimmen Nachbarschaftsstreitereien: So soll es vorgekommen sein, dass die Familien in den oberen Stockwerken eimerweise Wasser auf ihren Fußboden gekippt haben, um die Bewohner des Parterres von einer Dachsanierung zu überzeugen.

Teile der Untergiesinger Kleinhaussiedlung "Kolonie Birkenau" stehen heute unter Denkmalschutz.

Im Bild: Straßenszene in der Pilgersheimer Straße

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Untergiesing ist vor allem wegen seiner Nähe zur Isar beliebt: Der Flaucher, liebstes Stück Natur und Grillparadies für die Münchner, gehört teilweise zum Stadtviertel. Ein Geheimtipp ist ...

Foto: Haas

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... der Rosengarten in der Städtischen Baumschule. Der kleine Park befindet sich nicht weit vom Isarufer und ist durch seine versteckte Lage nicht so stark frequentiert wie die Wiesen direkt am Wasser.

Im Juni und Juli blühen hier über 8.500 Rosen. Schon seit 1955 erproben die Stadtgärtner hier auf einer Fläche von 4.500 Quadratmetern neue Rosenarten. Wenn die Sorten das Münchner Klima vertragen, werden sie auch an anderen Stellen der Stadt angepflanzt.

Foto: Hess

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Auch in Untergiesing gibt es Künstler, zum Beispiel unter einer Isarbrücke: Sprayer geben den Pfeilern der Brudermühlbrücke jedes Jahr legal einen neuen Anstrich.

Foto: Rumpf

Text: sueddeutsche.de/pfau/jja

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