Süddeutsche Zeitung

Obergiesing:Hoch hinaus und tief hinunter

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Das Asam-Gymnasium an der Schlierseestraße litt von Anfang an unter Raummangel. Obwohl das Grundstück klein ist, sind nun zwei weitere Gebäude im Rohbau fertig - und nächstes Jahr soll die Eröffnung sein

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Deckel drauf und fertig! Na ja, das ist in diesem Fall leichter gesagt als getan - zur Fertigstellung des Rohbaus, um den das Asam-Gymnasium in Obergiesing erweitert wird, bedarf es noch harter Arbeit. Aber im Prinzip stimmt die Ansage: Sobald das Dach auf der künftigen Dreifachturnhalle liegt, sind alle neuen Gebäudeteile, die an der Ecke von Schliersee- und Werinherstraße entstehen, im Rohbau abgeschlossen. Und das wird nicht mehr lange dauern.

Denn wie Peter Heinz Rothmann, der Direktor der Schule, beim Blick vom vierten Obergeschoss des künftigen Lernhauses über die Baustelle erkennbar zufrieden feststellt: Im Großen und Ganzen lief bis jetzt alles nach Plan. Was vor allem den vielen Männern geschuldet ist, die gerade in einer Tiefe von etwa acht Metern auf dem Boden der Sportstätte herumwuseln. 58 Meter lang wird sie sich entlang der Werinherstraße erstrecken, wobei mit circa 7,50 Meter Höhe nur etwa die Hälfte der Anlage oberirdisch zu sehen sein wird. Auf dem Dach der Dreifachturnhalle werden auch noch Allwetterplätze mit Ballfangeinrichtungen geschaffen, die überdies einmal als Pausenhoffläche zur Verfügung stehen werden.

Beim Rundgang über die Baustelle erinnert Rothmann an die Vorgeschichte des Projekts: "Raummangel ist so etwas wie ein roter Faden in der Geschichte des Asam-Gymnasiums." Von Beginn an habe es auch an einer Pausenhalle respektive einer Aula für Veranstaltungen und an Freiflächen gefehlt. Doch angesichts des anhaltenden Zuzugs musste eine Lösung gefunden werden. 2009 habe er schließlich an den Oberbürgermeister geschrieben, der damals noch Christian Ude (SPD) hieß. Erst sei ein Raumbedarf bestritten worden, so Rothmann. Dann teilte die Stadtverwaltung mit, dass eine Erweiterung auf dem Areal unmöglich sei. Ein befreundeter Architekt habe aber mit einem Entwurf, der in die Höhe und in die Tiefe ging, eine - platzsparende - Lösung aufgezeigt.

Damit kam Bewegung in die Sache, vor allem weil Rainer Schweppe, der von 2010 bis 2016 Stadtschulrat war, eine Erweiterung des Asam forcierte. Allerdings machten diese Pläne erst konkrete Fortschritte, nachdem Dieter Reiter 2014 die Nachfolge Udes angetreten hatte - und auch dann vergingen noch einige Jahre bis zum Beginn erster Vorarbeiten im Februar 2018. In der Zeit von Juni bis August desselben Jahres folgte der Abriss der alten Sporthalle. Anschließend starteten die Tiefbauarbeiten, die bis Februar 2019 dauerten. Um auf dem Gelände überhaupt die geplanten Baukörper realisieren zu können, fand eine extrem aufwendige sogenannte Brunnengründung statt. Danach bereiteten von März 2019 an Eisenflechter die 1,80 Meter dicke Bodenplatte zum Ausgießen mit Beton vor.

Das markante Lernhaus ist im Januar als Rohbau fertig geworden. Wie bei einem Sandwich stapeln sich hier eine Tiefgarage mit 42 Stellplätzen, eine Mensa mit 300 Plätzen, eine Aula mit 600 Plätzen sowie drei weitere Funktionsebenen, in denen Unterricht nach dem Lernhausprinzip stattfinden wird, übereinander. Das Lernhaus steht auf einer Grundfläche von 35 mal 35 Metern und überragt mit einer Höhe von mehr als 20 Metern das alte Schulgebäude um etwa anderthalb Geschosshöhen. Städtebaulich ist damit ein markanter Hochpunkt und eine Torsituation an der Kreuzung von Schliersee- und Werinherstraße entstanden. Früher war dort statt der Kreuzung ein Platz, woran durch den Neubau erinnert wird. Dem Vernehmen nach soll es auch bereits Überlegungen gegeben haben, an der Stelle wieder einen Kreisverkehr einzurichten. Was Peter Heinz Rothmann bei einer Lösung etwa nach Vorbild des Karolinenplatzes durchaus attraktiv fände. Die Anbindung des fünfgeschossigen Erweiterungsbaus und des Allwetterplatzes auf der Dreifachturnhalle erfolgt mit einer geschlossenen beziehungsweise einer offenen Brückenkonstruktion. Zwischen dem Lernhaus und dem Sporthallendach hingegen wird eine breite Treppe, die auch zum Sitzen und Verweilen einladen wird, die Verbindung zum Pausenhof Nord bilden.

Während also die Rohbauphase in Kürze beendet sein wird, läuft an mehreren Stellen der Elektrik- und Sanitärausbau an. Und Direktor Rothmann sowie Mitglieder des Lehrerkollegiums bereiten gedanklich bereits den nächsten Schritt vor: "Wir planen gerade die Innenausstattung", sagt Rothmann. Dazu gehört nicht nur die Gestaltung der Arbeits- und Aufenthaltsräume für die Schülerinnen und Schüler, der Mensa und der Aula, sondern beispielsweise auch die Anschaffung einer Kletterwand oder der Schallschutz für die Zuschauertribünen. Beraten wird die Schulleitung dabei wie überhaupt bei der Erweiterung des Gymnasiums von Michael Eiglsperger, einem Verwaltungsbeamten des Freistaats. Er gehört einer in Bayern seltenen Spezies an, er ist einer von, wie er schätzt, rund 20 Beauftragten für die Immobilienbewirtschaftung, so der offizielle Titel. Eiglsperger sieht jedenfalls auch die Zusammenarbeit mit dem Referat für Bildung und Sport positiv, "das klappt inzwischen sehr gut". Was wohl heißen soll, dass das nicht immer so war.

Doch darauf verschwenden weder er noch Rothmann viele Gedanken, stattdessen loben sie immer wieder nachdrücklich die mit den Bauarbeiten beauftragte österreichische Firma: "Die Leute sind sehr höflich, sehr freundlich. Die erklären einem etwas, wenn man Fragen hat", beschreibt Rothmann seine Erfahrungen der vergangenen Monate. Und er ist sehr zuversichtlich, dass das 50 bis 60 Millionen Euro teure Bauprojekt auch zu einem glücklichen Ende finden wird. Bis Ostern 2021 dürfte der Innenausbau abgeschlossen sein. Am 14. September 2021 soll das nach Plänen von Hirner & Riehl Architekten rundum erneuerte und erweiterte Asam-Gymnasium den Betrieb aufnehmen - "und das wird auch klappen", sagt Rothmann lächelnd und ohne den geringsten Anflug eines Zweifels in der Stimme.

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SZ vom 07.03.2020
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